Herzen über Herzen: Ein Künstler und sein immerwährendes Motiv
Eine Kunstpostkarte und ein Besuch im archäologischen Museum von Vulci in Latium, ein Werk von Jim Dine und Efeuranken auf etruskischer Keramik waren die Auslöser für Udo Arnold, sich in seinem künstlerischen Schaffen ausschließlich einem Motiv zu widmen: dem Herzen.
Das Symbol des Herzens, wie wir es heute kennen, entspringe der stilisierten Darstellung von Efeublättern, erläutert Udo Arnold, der während eines mehrjährigen Italienaufenthalts die Kunst seit der Antike studierte. Und dort begann der Schöneberger auch mit seiner „Herzkunst“, wie er es nennt, der fortdauernden Serie von Bildern mit diesem einzigen Motiv. „Mich fasziniert bis heute die schwungvolle dynamische Form des Herzens“, so Arnold. Eigentlich schon im Rentenalter geht der 67-Jährige immer noch täglich in sein Atelier in der Eisenacher Straße 2, um an einem neuen Herzen zu arbeiten, was zumeist ein sehr langwieriger Prozess ist, wie der Künstler erläutert.
Seit Anfang der 90er-Jahre sind bereits mehr als 350 Herzbilder entstanden, von verschiedener Größe und in unterschiedlicher Technik: gemalt, gezeichnet, aus Papier, Holz oder Wachs geformt, als Collage oder Druck, aus Allerweltsmaterialien oder edlen Stoffen. Für sein „Herzbild“ über das berühmteste Liebespaar des 12. Jahrhunderts, Abélard und Héloïse, etwa hat Udo Arnild neben einem Seidenpapierheft Eierschalen, Rosshaar, Ausrisse aus einer mittelalterlichen wissenschaftlichen Schrift und antikes Blaupigment verarbeitet.
Kein Herzbild gleicht dem anderen. Jedes hat seine eigene Ausstrahlung. Jedes bringt beim Betrachter ganz unterschiedliche Saiten zum Klingen. Vom gängigen Herz-Kitsch sind Udo Arnolds Herzen dank altmeisterlicher Kunsttechnik und der Kombination mit (dadaistischen) Bezeichnungen oder ganzen Texten, die zum eigenständigen Bildmedium werden, weit entfernt.
Der „Herzkünstler“ Udo Arnold zeigt seine Arbeiten gerne; einfach vorbeischauen. Vielleicht ist er ja gerade im Atelier.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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