Ein Hit und seine Geschichte
Vor 105 Jahren wurde die Operette "Wie einst im Mai" uraufgeführt

Im Theater am Nollendorfplatz feierte die musikalische  Posse in vier Bildern "Wie einst im Mai" von Walter Kollo Riesenerfolge. | Foto: KEN
2Bilder
  • Im Theater am Nollendorfplatz feierte die musikalische Posse in vier Bildern "Wie einst im Mai" von Walter Kollo Riesenerfolge.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Die Nadel des Kiezkompasses dreht sich, um noch einmal beim Theater am Nollendorfplatz zum Stehen zu kommen. Immerhin feierte dort die „Schöneberg-Hymne“ ihre größten Erfolge.

Am 4. Oktober 1913 erlebte die Operette „Wie einst im Mai“, zu der das Schöneberg-Lied gehört, im „Berliner Theater“ an der Charlottenstraße in Kreuzberg ihre Uraufführung. Das Haus bestand bis 1936.

Das Theater am Nollendorfplatz, heute „Goya“ genannt und verwaist, wurde zwar mit etwas Ernstem, nämlich dem Shakespeare-Drama „Der Sturm“, 1905 eröffnet. Bis 1923 aber wurde allein der leichten Muse gefrönt, insbesondere ab 1914 unter der Leitung des Bühnenschriftstellers Herman Haller (1871-1943), der eigentlich Hermann Freund hieß, bis 1932 das Theater im Admiralspalast führte und als Schöpfer der Haller-Revuen in den 20er-Jahren berühmt wurde. Von ihm als Librettist kamen „Der Vetter aus Dingsda“, „Drei alte Schachteln“ und „Der Juxbaron“ auf die Bretter am Nollendorfplatz. Doch zurück zu „Wie einst im Mai“. Diese Berliner Operette, eine Posse mit Musik in vier Bildern, in der es um Liebe und Standesdünkel geht, um die Geschichte zweier Berliner Familien zwischen 1838 und 1913, hat viele Hits, die, zumindest der älteren Generation noch gut bekannt sind: „Die Männer sind alle Verbrecher“, „Untern Linden, Untern Linden“, „Es geht doch nischt, nischt, nischt über Berlin“ – und „Das war in Schöneberg, im Monat Mai“.

Die Musik dazu schrieb Walter Kollo (1878-1940), ein Meister seines Operettenfachs, für zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Fagotte, vier Hörner, zwei Trompeten, drei Posaunen, eine Harfe, Schlagwerk und Streicher sowie für Singstimmen. „Wie einst im Mai“ wurde ein großer Wurf. Das Libretto verfassten Rudolph Schanzer und Rudolf Bernauer. Der schrieb den Text der „Schöneberg-Hymne“, ein wehmutsvoller Blick zurück auf glückliche Kindertage, auf eine Zeit, die leider vergangen ist. Der Anfang geht so: „Das war in Schöneberg/Im Monat Mai./Ein kleines Mädelchen/war auch dabei./Das hat den Buben oft/Und gern geküsst/Wie das in Schöneberg/So üblich ist.“

In seiner Autobiographie „Die Kunst, das Leben und alles andere“ beschreibt der berühmte Tenor und Walter-Kollo-Enkel, René Kollo, wie in der Wohnung des Komponisten in der Potsdamer Straße, wo Claire Waldoff, Otto Reutter und Heinrich Zille verkehrten, der spätere Gassenhauer zu Papier gebracht wurde.

Immer mal wieder hervorgeholt und auf die Bühne gebracht wird eine erweiterte Neufassung, die Willi Kollo, der Sohn des Komponisten, in dem nicht unkritischen Jahr 1943 gemeinsam mit dem Kabarettisten Walter Lieck erstellte. Die Ur-Operette bleibt unter Verschluss. Man kann dafür keine Tantiemen mehr einfordern.

Besonders hübsch singt Marlene Dietrich „Das war in Schöneberg“. Nachzuhören ist die Version der Diva in einer Aufnahme aus dem Jahr 1964 auf Youtube. Zum Mitpfeifen: "Das war in Schöneberg" aus der Kollo-Operette "Wie einst im Mai".

Im Theater am Nollendorfplatz feierte die musikalische  Posse in vier Bildern "Wie einst im Mai" von Walter Kollo Riesenerfolge. | Foto: KEN
Zum Mitpfeifen: "Das war in Schöneberg" aus der Kollo-Operette "Wie einst im Mai". | Foto: KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

19 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 99× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 218× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 207× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 63× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 270× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 624× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.