Wie weiter mit Hans-Wurst-Nachfahren?

Das Haus am Winterfeldtplatz bleibt auch nach 2018 ein Puppentheater, so der Appell der Bezirksverordneten an Kultursenator Klaus Lederer. | Foto: KEN
  • Das Haus am Winterfeldtplatz bleibt auch nach 2018 ein Puppentheater, so der Appell der Bezirksverordneten an Kultursenator Klaus Lederer.
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Schöneberg. Der Mietvertrag läuft noch bis zum 30. September 2018. Was aber kommt danach? Wie schon vor zwei Jahren droht erneut das Aus des Figurentheaters Hans-Wurst-Nachfahren am Winterfeldtplatz.

Das Theater wurde 1981 von Siegfried Heinzmann, Barbara Kilian und Manfred Wegner gegründet. Seit 1993 ist es in der Gleditschstraße 5 am Winterfeldtplatz beheimatet. Zwei Jahrzehnte später erwarb Jörg Hiller die Immobilie. Er will das Haus als Tonstudio nutzen, es gleichzeitig aber zum Ort für experimentelle Musik machen. Freie Künstler sollen die Möglichkeit zu Proben und Konzertveranstaltungen erhalten.

Eine solche Nutzung gefällt vielen im Kiez nicht. Das zeigte eine Unterschriftensammlung der „Initiative Kiezkultur – Rettet das Theater am Winterfeldtplatz“ im Jahr 2016. Die Initiatoren Dagmar Borowsky, Jochen Dannert, Eva von Davier, Sebastian Herold, Elke König und Cornelia Stauß sammelten 16 000 Unterschriften, damit „ein Stück gewachsene Kiezkultur in Berlin“ erhalten bleibt.

Der Protest machte Eindruck. Das Land Berlin konnte den Mietvertrag mit Jörg Hiller bis zum Ende der Spielzeit 2017/2018 verlängern. Der damalige Kulturstaatssekretär Tim Renner, wie Hiller aus der Musikbranche, feierte das als Erfolg. Über Hiller sagte Tim Renner: „Er will anschließend mit seinem neuen Konzept weiterhin einen Ort für Kreative und Kunstschaffende gewährleisten.“

Barbara Kilian und Siegfried Heinzmann wollen 2018 den Spielbetrieb einstellen. Allerdings gibt es laut Elisabeth Wissel, Fraktionschefin der Linken in der BVV, zwei kompetente Bewerberinnen mit gutem Konzept für eine kurz- und mittelfristige Planung eines Figuren-theaters.

Im Kulturausschuss wurde ein Antrag der Linken debattiert. Danach soll dem Eigentümer ein Alternativstandort „zum Tausch oder Erwerb angeboten“ werden, das Land Berlin anschließend das Haus am Winterfeldtplatz kaufen und erneut zum Verkauf anbieten, unter der Voraussetzung, dass das Figurentheater erhalten bleibt. Der Vorstoß der Linken gründete auf Signale Hillers, bei ähnlichem Kaufangebot auf die Gleditschstraße 5 zu verzichten.

Von Kulturausschuss und BVV angenommen wurde ein Antrag der Grünen, der ebenfalls den Erhalt des Hauses als Puppentheater zum Ziel hat, aber sehr allgemein gehalten ist. Die Senatsverwaltung für Kultur und Europa und ihr Senator Klaus Lederer (Die Linke) sollen nach Möglichkeiten suchen, das Haus über 2018 hinaus als Spielort für zeitgenössisches Puppen-, Marionetten- und Objekttheater im Bezirk zu nutzen.

Jutta Kaddatz (CDU) würde den Erhalt des Theaters begrüßen. Der Bezirk habe bedauerlicherweise keine zusätzlichen Mittel oder Räumlichkeiten für ein Puppentheater, so die Kulturstadträtin, die seitens der Senatsverwaltung „keine wesentliche Unterstützung“ erwartet. Was bleibt, seien Appelle.

Aus dem Hause Lederer war keine Stellungnahme zu erhalten. Vielleicht tauscht sich die Tempelhof-Schöneberger Linke bei Gelegenheit mit dem Senator über Hans-Wurst-Nachfahren aus. Immerhin gäbe es laut Elisabeth Wissel Gelegenheit, „wie angekündigt niederschwellige Kultur zu fördern und zu einer anwohnerfreundlichen Lösung im Kiez beizutragen, was auch ganz allgemein bevölkerungsnaher Politik Glaubwürdigkeit verleihen würde“. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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