Es macht schöner – und auch schlanker
Auftakt zum Projekt „Kiez er-fahren“ zum Verzicht auf das eigene Auto

Die Protagonisten des Projekts bei der Auftaktveranstaltung: (von links) Stadträtin Christiane Heiß, Regine Wosnitza vom Projektteam und Quartiersrat Andreas Beckmann, der den Abend moderierte. | Foto: KEN
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Tempelhof-Schöneberg betritt Neuland. Bis August 2021 läuft im Schöneberger Norden das Projekt „Kiez er-fahren“. Bürger sollen animiert werden, ihr Auto stehenzulassen und andere Verkehrsmittel zu nutzen.

Das vom Bundesumweltministerium unterstützte Projekt war im September 2019 angelaufen. Zunächst musste viel organisiert werden. Am 13. Februar fand nun die offizielle Auftaktveranstaltung im Rathaus Schöneberg statt. Eine der Protagonistinnen von „Kiez er-fahren“ ist Christiane Heiß (Grüne), Stadträtin für Bürgerdienste, Ordnungsamt, Straßen und Grünflächen. Sie verrät, wie sie im Alltag unterwegs ist: viel mit dem Fahrrad und bis vor Kurzem auch mit dem öffentlichen Nahverkehr. Mit drei anderen teilt sie sich ein Auto.

Sinn und Zweck des Projekts erklärt Christiane Heiß in leichter Abwandlung von Friedrich Schillers Sentenz so: „Der Mensch ist Mensch, weil er spielt.“ Spielerisch soll der Verzicht auf das Auto und die Nutzung anderer Verkehrsmittel geübt werden. „Wir wollen zu einem Leben ohne Auto motivieren. Das macht schöner und auch schlanker.“

Nach den Worten der Stadträtin wurde der Schöneberger Norden als Testgebiet ausgewählt, weil er einer der am meisten verkehrsbelasteten Kieze im Bezirk ist. Ein zweites Kriterium war das Vorhandensein eines Quartiersmanagements und einer engagierten Nachbarschaft, die sich in zahlreichen Initiativen organisiert hat. Die großen Ziele sind: weniger motorisierter Individualverkehr, weniger parkende Autos, weniger Schadstoffe in der Luft, eine verbesserte Gesundheit und Lebensqualität sowie ein Beitrag zu den nationalen Klimaschutzzielen.

Die Interessengemeinschaft Potsdamer Straße setzt gemeinsam mit dem Bezirksamt das Projekt um. Partner sind die Berliner Agentur für Elektromobilität (eMo), der Verkehrs-Club Deutschland Nordost, die TU Berlin, die Deutsche Gesellschaft für Akustik, die Berliner Verkehrsbetriebe mit ihrer Mobilitäts-App Jelbi und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. „Wir übernehmen diese Aufgabe sehr gerne, da wir uns bereits seit 2017 im Gebiet der Potsdamer Straße für eine Verkehrswende stark machen“, sagt IG-Vorsitzende und Projektteamleiterin Regine Wosnitza. Höhepunkt ist die „Umparker-Kampagne“ im September, wenn 30 Bürger ihr Auto für vier Wochen abgeben und Leihräder, -scooter, -roller oder -autos ausprobieren. Dafür erhalten sie Gutscheine von kommerziellen Mobilitätsanbietern im Wert von 350 Euro.

„Kiez er-fahren“ besteht aus mehreren Bausteinen. Zum einen werden Wosnitza und ihre Mitstreiter im Kiez für das Projekt werben. Am 13. März 18.30 Uhr findet im Nachbarschafts- und Familienzentrum Kurmark, Kurmärkische Straße 1-3, eine Ideenwerkstatt statt. Dabei geht es um die Frage, wie freigewordener öffentlicher Raum – weil dort keine Autos mehr parken – genutzt werden kann. Am 2. April 18 Uhr ist das Pfarrhaus der Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde, An der Apostelkirche 3, Ort für den Infoabend zum Thema „Multimobilität bereichert mein Leben“. Am 29. April wird ein „Mobilitätsspaziergang“ angeboten; Treffpunkt ist vor dem Metropol am Nollendorfplatz. Und am 21. Juni können Bürger Lastenräder, E-Bikes, Carsharin-Autos und E-Scooter ausprobieren. Die Anbieter sind vor Ort und geben Auskunft zu Service, Ausleihe, Sicherheit und Benutzung der Verkehrsmittel.

Wie aus der Auftaktveranstaltung hervorging, wendet sich das Projekt vornehmlich an jüngere technikaffine Leute, die ein Smartphone besitzen und damit umgehen können – und die keine Scheu haben, eine „Datenspur“ zu hinterlassen. Den die Mobilitäts-Services gibt es nur, weil die Digitalisierung Einzug ins tägliche Leben gehalten hat.

„Kiez er-fahren“ wird am 26. März 19 Uhr im Stadtteilforum „Präventionsrat“ im Jugend- und Kulturhaus PallasT, Pallasstraße 35, vorgestellt. Informieren kann man sich auch im Bewohnertreff „Kaffeeklatsch“, Potsdamer Straße 172 c/d, montags bis freitags 7 bis 13 Uhr oder auf www.kiezerfahren.berlin, www.nebenban.de, Telefon 902 77 61 04 und info@kiezerfahren.berlin.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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