U4-Verlängerung bis Friedenau kein Thema
Vision der SPD-Fraktion von Grünen, CDU und Linken sowie der BVG abgelehnt

Am Innsbrucker Platz ist Endhaltestelle für die U4 und das wird wohl auch so bleiben. | Foto: KEN
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In Zeiten von Corona und Homeoffice ist viel Zeit, Visionen zu entwickeln. Christoph Götz-Geene hat eine solche Vision. Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) fordert die Verlängerung der U-Bahnlinie 4 zum Bahnhof Friedenau.

Die U4 soll über den Innsbrucker Platz hinaus bis zum S-Bahnhof Friedenau verlängert werden. Außerdem solle die Linie am Bahnhof Nollendorfplatz wieder eine Anbindung an die Hochbahn erhalten, sprich, in Richtung Warschauer Straße weitergeführt werden, sagt Götz-Geene. Die U4 sei eine „Stummel-U-Bahnlinie“, die aus dem Dornröschenschlaf geweckt gehöre. „Attraktive neue Netzverbindungen würden entstehen, insbesondere für Friedenau und Schöneberg“, so der SPD-Politiker.

Ein bauliches Hindernis für eine Linienverlängerung stellt freilich der Tunnel der A100 am Innsbrucker Platz dar. Für die Sozialdemokraten ist der Autobahntunnel, der hier in fast derselben Tiefe wie ein Berliner U-Bahntunnel den Platz quert, ein Relikt der „autogerechten Stadt der 60er- und 70er-Jahre, als der ÖPNV allenfalls Beiwerk war“. Christoph Götz-Geene: „Verkehrspolitisch ist der Zustand heute nicht mehr hinnehmbar.“ Als Lösung schlägt die SPD eine großzügige Umfahrung via Tunnel- und Brückenbauten vor. Auch ein neuer, „moderner Umsteigepunkt zur S-Bahn“ ist Teil der sozialdemokratischen Idee.

Die Grünen werten die Vorschläge als „Luftschloss“. Für eine Verlängerung der U4 existierten keine Machbarkeitsstudie, kein Kosten-Nutzen-Vergleich und kein Planungsrecht. Die Kosten und die Bauzeit für die Vollendung eines solchen Projekts – im Idealfall gut und gerne 20 Jahre – stünden in keinem Verhältnis zum Fahrgastaufkommen. „Für den gleichen finanziellen Aufwand lässt sich bei einer Straßenbahn die zehnfache Strecke bauen“, rechnet der grüne Fraktionschef in der BVV, Rainer Penk, vor. Wer die Verkehrswende wolle, rät Penk, sollte zunächst an die fälligen Lückenschlüsse im U-Bahnnetz denken und sich auf die schon vom Senat beschlossenen Strecken konzentrieren, auf Pläne, die in den kommenden fünf bis sechs Jahren umzusetzen seien.

Ebenso streng urteilt die Linksfraktion. „Der Vorschlag entbehrt jeder Grundlage: Weder steht in den Plänen der Senatsverwaltung etwas zur Verlängerung der U4, noch gibt es eine Initiative von Anwohnern“, so der Verordnete Martin Rutsch. Der verkehrspolitische Sprecher weiter: „Vom Innsbrucker Platz kommt man über den Ring zügig zur S1 – eventuell schneller als mit einer erträumten U-Bahn-Verlängerung.“

Für einen Ausbau des U-Bahnnetzes sieht auch der stadtentwicklungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Ralf Olschewski, anderweitig Prioritäten: unter anderem den Anschluss des Ortsteils Marienfelde an das Berliner U-Bahnnetz, die Verlängerung der U-Bahnlinie 6 nach Süden und die Verlängerung der U1 in einem ersten Schritt bis zum Konrad-Adenauer-Platz und in einem zweiten Bauabschnitt bis zum Westkreuz, wovon dann auch Tempelhof-Schöneberg profitiere. Hinsichtlich einer Erweiterung der U4 meint Ralf Olschewski, eine Verlängerung nach Norden in Richtung Regierungsviertel sei viel wichtiger. Doch alle diese Überlegungen seien bisher an den immensen Kosten gescheitert. Vielleicht könnte schon eine engere Taktung auf der Linie etwas bewirken, so Olschewski.

Die SPD-Fraktion hofft, dass die Verkehrsverwaltung die Chance erkennt und ihren Vorschlag aufgreift. „Perspektivisch könnten wir uns dann eine Verlängerung der U4 bis zum Auguste-Viktoria-Krankenhaus vorstellen", äußert Christoph Götz-Geene.

Bei der BVG löst der Vorschlag Verwunderung aus. „Wie sagte mal ein Baudirektor: Bauen kann man alles, selbst eine gläserne Brücke über das Brandenburger Tor, nur bezahlen muss man es können“, so BVG-Sprecherin Petra Nelken. Es gebe aktuell keine Planungen für eine Verlängerung der U-Bahnlinie 4.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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