Rathausvorplatz sollte benannt werden
Die Heimatkundliche Vereinigung will den Rathausvorplatz in Eduard-Zimmermann-Platz benennen. Er war während der bürgerlichen Revolution 1848/49 Bürgermeister von Spandau.
Der Rathausvorplatz ist nicht besonders repräsentativ. Ihn schmückt kein Denkmal, keine Büste und auch kein Brunnenspiel. Er hat keinen Namen und somit auch keine eigene Adresse. Dabei ist er so alt wie das Rathaus, dieser imposante Koloss, mit dem der Bezirk 1913 trotzig seine Unabhängigkeit von Berlin demonstrieren wollte. Auch die Stadtbibliothek residiert im historischen Bau am Rande des Platzes. Warum ihn also nicht bekannter machen?
Das hat sich auch die „Heimatkundliche Vereinigung Spandau 1954“ gefragt und dem Bezirksamt vorgeschlagen, den Rathausvorplatz nach Eduard Zimmermann zu benennen. Wobei die Heimatkundler nicht an den Macher der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ dachten, sondern an den Juristen und linksliberalen Politiker Zimmermann. Der nämlich war zur Zeit der bürgerlichen Revolution 1848/49 Bürgermeister von Spandau (1839 bis 1850) und hat sich als demokratischer Politiker „im besonderen Maße hervorgetan“, argumentiert Karl-Heinz Bannasch, Vorsitzender des Spandauer Geschichtsvereins, für den Namensgeber.
Eduard Zimmermann war Mitglied der Deutschen Nationalversammlung und Angehöriger der Fraktion „Donnersberg“. Vor allem aber formulierte er in einem Neun-Punkte-Forderungskatalog die Ziele der Revolution. „Zimmermann verlangte die Umwandlung Deutschlands in einen Bundesstaat, Pressefreiheit, allgemeine Wehrpflicht, gleiche politische Berechtigung aller religiösen Bekenntnisse, Schutz der persönlichen Freiheit und die Aufhebung der Todesstrafe,“ so Bannasch. Was eine bedeutende politische Leistung war, denn das Deutschland von 1848 sei weder demokratisch gewesen noch habe es die Rechte der Bürger geschützt. Viele von Zimmermanns Forderungen fanden sich im Parlamentsbeschluss von 1848 wieder und waren später Grundlage des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland.
Spandaus Stadträte nebst Bürgermeister könnten den Vorschlag nun in Eigeninitiative vorantreiben. Eine Kopie ihres Briefes haben die Heimatkundler an BV-Vorsteherin Gabi Schiller geschickt. „Der Rat der Bezirksverordnetenvorsteher in Berlin beschäftigt sich ja gerade mit der Frage, wie die Zeit der Revolution von 1848 und damit auch der Kampf für Demokratie stärker in das Bewusstsein der Berliner gerückt werden kann“, sagt Bannasch. Auch deshalb hofft der Verein auf eine positive Resonanz.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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