Hilfe beim Gang vor die Haustür: Mobilitätshelfer sind im gesamten Bezirk unterwegs
Die Mobilitätshelfer des Förderervereins Heerstraße Nord kümmern sich um Spandauer, die ihren Alltag allein nicht mehr bewältigen können. Wieslawa Mzyk und Jürgen Matschke sind zwei von ihnen.
Wieslawa Mzyk checkt ihren Wochenplan. Am Nachmittag muss sie in die Wilhelmstadt zu einer „Kundin“. Die alte Dame ist 88 Jahre alt, und nicht mehr gut zu Fuß. Wieslawa Mzyk kümmert sich schon seit ein paar Jahren um sie. „Eine sehr humorvolle Frau, die sich jedes Mal riesig auf mich freut.“ Die alte Dame stehe dann auf dem Balkon und winke ihr entgegen. Zusammen gehen die beiden spazieren, einkaufen oder auf den Friedhof. Oder Wieslawa Mzyk begleitet sie zum Arzt oder in die Apotheke.
Die 55-Jährige ist Mobilitätshelferin, eine von 40, die sich beim gemeinnützigen Fördererverein Heerstraße Nord um Menschen kümmern, die ihren Alltag nicht mehr alleine schaffen, weil sie alt, krank oder behindert sind. Über eine MAE-Maßnahme (Maßnahme zur Aktivierung und Eingliederung) des Jobcenters kam Wieslawa Mzyk im März 2012 zum Mobilitätshilfedienst.
Inzwischen ist die frühere Lehrerin und Mutter von sechs Kindern beim Fördererverein festangestellt.
"Ohne mich käme sie nicht raus"
So wie Jürgen Matschke, 55 Jahre alt, ehemaliger Rettungshelfer. Auch er gehört jetzt zum festen Team, ist qualifiziert und motiviert. Wie seine Kollegin begleitet er monatlich zwei bis drei „Kunden“ für mehrere Wochenstunden. Seine älteste ist 89 Jahre alt und sitzt im Rollstuhl. Meist geht Jürgen Matschke mit ihr Einkaufen. Oder in den Maselakepark. „Ohne mich käme sie nicht raus, sie hat keinen Mann und keine Verwandten mehr“, sagt Jürgen Matschke.
Der Wilhelmstädter, der lange arbeitslos war, liebt seine Arbeit. „Die Menschen brauchen einfach Hilfe, manche von ihnen können ohne uns ihre Wohnung nicht mehr verlassen“, so Matschke. „Und wir sind auch mehr als nur ein Begleitdienst. Wir leisten den Kunden Gesellschaft.“
Auch Wieslawa Mzyk mag ihre „Kunden“, fühlt sich von ihnen gebraucht und bekommt auch viel zurück. Vertrauen zum Beispiel. „Die Sympathie muss aber stimmen, sonst kann es zur Quälerei werden.“ Die Staakenerin erinnert sich an eine ältere Kladowerin, die anfangs nett und freundlich war, ihrer speziellen Begleiterin dann aber immer mehr abverlangte. „Das ging irgendwann zu weit, ich war ja schließlich nicht ihre Hausangestellte“, erzählt Mzyk. Respekt müsse es schon auf beiden Seiten geben.
Mobilitätshelfer sind keine Putzhilfen
Damit das mit der Chemie stimmt, darum kümmert sich Birgit Schumacher, Projektleiterin des Mobilitätshilfedienstes beim Fördererverein. Sie macht bei jedem neuen „Kunden“ vorher einen Hausbesuch und schaut, welcher Helfer zu ihm passen könnte. „Wir sind ein Begleitdienst für Menschen, die Hilfe benötigen, um ihre Wohnung zu verlassen, und die eine Begleitperson suchen, um spazieren zu gehen, Konzerte oder Freunde zu besuchen oder alltägliche Geschäfte zu erledigen.“ Was die Mobilitätshelfer nicht sind: Putzhilfen, Ankleider oder Pflegekräfte. „Aber wir vermitteln natürlich soziale oder pflegerische Hilfen“, sagt Birgit Schumacher.
Rund 220 Spandauer nutzen diesen Service regelmäßig gegen eine geringe Verwaltungspauschale. Die meisten von ihnen sind über 80 Jahre alt. 17 seiner 40 Mobilitätshelfer konnte der Fördererverein mittlerweile fest einstellen. „Über Jahresverträge, da wir vom Senat gefördert werden“, sagt Birgit Schumacher. Die würden auch regelmäßig verlängert.
Wieslawa Mzyk hat sich inzwischen ihre blaue Jacke angezogen. Vorn trägt sie ein Namensschild am Stoff. Damit man sie als Helferin erkennt, wenn sie mit ihren "Kunden" unterwegs ist.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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