Nach dem Pokalsieg wollen die Senioren der Spandauer Kickers jetzt Meister werden

"Da ist das Ding". Die Ü32 der Spandauer Kickers feiert ihren Pokalsieg. | Foto: Verein
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Spandau. Das Siegtor fiel erst in der 90. Minute. Mit 2:1 gegen den 1. Traber FC gewannen die Ü32-Fußballer der Spandauer Kickers am 14. Mai das Berliner Pokalfinale in ihrer Altersklasse. Das Team holte sich diesen Pott zum ersten Mal.

Der Berliner Seniorencup soll nicht der einzige Titel der "Alten Herren" bleiben. Sie wollen auch Meister werden und stehen kurz vor diesem Ziel. In der Verbandsliga, der höchsten Berliner Spielklasse, liegen sie zwei Runden vor Schluss mit drei Punkten Vorsprung auf Brandenburg 03 an der Tabellenspitze. Am 31. Mai, dem vorletzten Spieltag, muss der Verfolger bei den Kickers antreten. Gewinnen die Hausherren dieses Duell, sind sie durch. Selbst ein Unentschieden würde reichen, denn Brandenburg 03 hat das weitaus schlechtere Torverhältnis.

Trainer Michael Meier setzt darauf, dass seine Schützlinge diesen Matchball verwerten. Auch wenn er die Euphorie ein wenig zu dämpfen versucht.

"Gegen den BFC Dynamo haben wir zuletzt nur mit 1:0 gewonnen." Bei der Partie, die drei Tage nach dem Pokaltriumpf stattfand, gelang ebenfalls erst drei Minuten vor Schluss der entscheidende Treffer.

Als Michael Meier die Ü32 vor fünf Jahren übernahm, war die Mannschaft noch in den unteren Regionen der Tabelle zu Hause. Kontinuierlich brachte er die Truppe nach vorne und in der vergangenen Saison reichte es bereits zur Vizemeisterschaft. Der 63-Jährige ist deshalb ein Hauptgarant für den Erfolg. Dem widerspricht er zwar nicht, will aber gleichzeitig auch den Einsatz von vielen Mitstreitern gewürdigt wissen. Etwa von Betreuer Holger Kusitzky und Physiotherapeutin Jacqueline Peikert. Sie zu erwähnen, war ihm besonders wichtig.

Und natürlich die Leistungen seiner Truppe. Die hat er zwar wegen beruflicher oder anderer Verpflichtungen nicht immer vollzählig beim Training zusammen. Dafür kann er aus einem Reservoir aus mittlerweile 34 Spielern auswählen.

Einige von ihnen coachte Michael Meier bereits als Jugendspieler bei seinen früheren Stationen, etwa beim Spandauer BC oder Falkensee-Finkenkrug. Und er hat einige Aktive im Kader, die auf eine Bundesliga oder Zweitligakarriere zurückblicken können. Etwa Nico Frommer, der in Stuttgart, Mönchengladbach oder Frankfurt sein Geld verdiente, Shergo Biran (Hansa Rostock) oder Maikel Aerts, ehemaliger Torwart von Hertha BSC. Der letzte prominente Neuzugang war Anfang des Jahres Maik Franz, Ex-Profi in Wolfsburg, Frankfurt und beim Berliner Bundesligisten. Einen bekannten Namen hat auch Aymen Ben-Hatira. Der zweifache Torschütze im Pokalfinale ist der ältere Bruder des Herthakickers Änis Ben-Hatira. Sie und viele weitere sind bei den Kickerssenioren gelandet, um dort ihre aktive Zeit ausklingen zu lassen und dabei noch das eine oder andere Erfolgserlebnis mitzunehmen.

Auch Robert Hoyzer gehört dazu. Richtig, der Mann, der vor zehn Jahren als Schiedsrichter im Zentrum eines großen Wettskandals stand. Als Pfeifenmann wurde er lebenslang gesperrt, als Spieler durfte er nach Verbüßung seiner Haftstrafe wieder auflaufen. Hoyzer kam 2013 zu den Spandauer Kickers. Sein Bruder Frank ist Co-Trainer der Ü32, auch Michael Maier kennt er seit Jahrzehnten. Der kann zwar die Manipulationen noch immer nicht nachvollziehen, findet aber, dass dazu genug gesagt sei. "In der Mannschaft ist das kein Thema mehr."

Ganz anders, als der tragische Tod von Andreas Biermann. Biermann, der unter anderem beim FC St. Pauli spielte, hat sich am 18. Juli 2014 im Alter von 33 Jahren das Leben genommen. Nach dem Selbstmord von Nationaltorwart Robert Enke 2009 hatte er über seine Depressionen und mehrere Suizidversuche berichtet und in einem Buch öffentlich gemacht. Auch die Mitspieler kannten deshalb seine Geschichte, auch wenn sie nicht ständig präsent war. "Andreas konnte auch lustig sein", erinnert sich Michael Meier.

Nach der Todesnachricht mischten sich Trauer und Schock mit Hilflosigkeit. Die Mannschaft habe sich zu Beginn der neuen Saison davon nur schwer freimachen können. "Wir starteten schlecht und kassierten in der Anfangsphase unsere einzige Niederlage." Geholfen habe, dass aus dieser Stimmung heraus ein Ziel formuliert wurde. Es hieß, Titel für Andreas Biermann gewinnen.

Den ersten Erfolg auf diesem Weg gab es im Januar mit dem Sieg beim erstmals ausgetragenen Andreas-Biermann-Gedenkturnier. Er soll in einer Reihe mit dem Pokalgewinn und der erwarteten Meisterschaft stehen, weshalb von einer Triple-Saison die Rede ist. Wie sehr ihr einstiger Mannschaftskamerad noch immer in den Köpfen ist, zeigte sich auch nach dem Cupfinale, als mehrere Spieler an ihn erinnerten.

Das Spiel gegen Brandenburg 03 beginnt am Sonntag, 31. Mai, um 10 Uhr auf dem Platz am Brunsbütteler Damm 441.
Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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