Zwischen Tierwohl und Plage
Nach Verwüstungen wird über den Umgang mit Wildschweinen diskutiert
Berlin hat in Außenbezirken wie Spandau eine hohe Wildschweinpopulation. Dies führte in den vergangenen Wochen wieder zu unerwünschten Begegnungen. Gleichzeitig wird an anderer Stelle die Rettung von zum Abschuss freigegebenen Tiere gefordert.
Gerade am Unkenpfuhl in Kladow sollen Wildschweine eigentlich durch einen Zaun von diesem Gebiet ferngehalten werden. Bei einem Sturm im Februar ist die Absperrung aber teilweise beschädigt worden. Der temporäre Zugang wurde genutzt und erwies sich gleichzeitig als Falle. Denn als kurz darauf der Zaun ausgebessert wurde, saßen die Vertreter der Schwarzwild-Gattung fest. Und vermehrten sich dort auch.
Durch eine Klappe im Zaun, die sich nur nach außen öffnen lässt, hätten die Tiere die Möglichkeit gehabt, wieder aus dem Unkenpfuhl zu entweichen, erklärt Aida Spiegeler-Castaneda, Fraktionsvorsitzende der Tierschutzpartei. Diese Klappe sei aber nicht eingebaut worden, stattdessen seien inzwischen Stadtjäger unterwegs und hätten bereits mehrere Wildschweine erschossen. In einem Dringlichkeitsantrag in der BVV am 7. September forderte ihre Fraktion ein sofortiges Ende der Abschussfreigabe. Durch ein Öffnen des Zauns sollten die Tiere die Gelegenheit bekommen, "ihr Leben in adäquatem Lebensraum fortzuführen." Der Antrag wurde ohne Gegenstimmen angenommen.
Am Unkenpfuhl hatten vor allem Anwohner auf die Wildschweinjagd hingewiesen und das Treiben beklagt. An anderen Stellen im Bezirk gibt es weniger Sympathie für die Tiere. Sie waren in den vergangenen Wochen immer wieder auf Grundstücke oder Laubenparzellen eingedrungen und hatten zum Beispiel in der Kleingartenkolonie Am Rohrdamm für Verwüstung gesorgt.
Bei solchen Vorstößen müssen sie im Normalfall auch keine Gefahr durch die Stadtjäger befürchten. Jeder Eigentümer ist selbst verpflichtet, sein Anwesen entsprechend zu schützen, sagt Derk Ehlert, Wildtierreferent in der Senatsumweltverwaltung. Am besten gehe das durch einen stabilen Zaun. Bevorzugt aus Holz und nicht mit einem Maschendrahtzaun.
Dass es die Wildschweine gerne auf Privatgrundstücke zieht, sei zwar nichts Neues, aber wegen der langen Trockenheit in den vergangenen Sommermonaten doch noch häufiger zu beobachten gewesen. Wildschweine hätten dadurch Probleme gehabt, in freier Natur nach Nahrung zu suchen, erklärte Derk Ehlert. Auch deshalb zog es sie in Richtung der Gärten und Parzellen, die bewässert wurden.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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