Wohin, wenn wir hier raus müssen?:
Gewerbetreibende an der Flankenschanze stehen vor unsicherer Zukunft
Seit dem Verkauf des Geländes an der Flankenschanze 44-54 bangen die Gewerbetreibenden um ihre Existenz. Erste Kündigungen wurden bereits ausgesprochen. Dann bleibt betroffenen Unternehmen nur drei Monate Zeit, das Gelände verlassen.
Mehr als ein Dutzend Betriebe, Autowerkstätten, ein Prüfstützpunkt der Dekra, Werbetechnik, auch eine Schule und ein Sportgelände befinden sich auf dem 27 000 Quadratmeter großen Areal. Eine Firma hat bereits die Kündigung erhalten, die Linkspartei teilte auf der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 19. Oktober mit, dass schon mehrere Kündigungen erteilt wurden.
Wer das Riesengrundstück gekauft hat, konnte Carola Brückner in der Sitzung aus Datenschutzgründen nicht mitteilen. Zum neuen Eigentümer gebe es Kontakt, ohne dass dem Bezirksamt bisher bekannt sei, was er hier vorhabe, sagte Patrick Sellerie, Leiter der Wirtschaftsförderung auf Nachfrage des Spandauer Volksblatts. Anscheinend gehe es zunächst um das Entsorgen noch vorhandener Altlasten, um anschließend wahrscheinlich ein Bauprojekt zu realiseren. Weil das Gelände als Mischgebiet ausgewiesen ist, sei Wohnungsbau als auch Gewerbeansiedlung erlaubt.
Die Wirtschaftsförderung unterstütze die Gewerbetreibenden, indem auf Fördermöglichkeiten bei einem Umzug hingewiesen werde, erklärte Patrick Sellerie. Der Bezirk helfe den betroffenen Unternehmen bei deren Suche nach einem neuen Standort. Diese sollten nicht warten, bis die Kündigung sie erreicht.
Allerdings weiß auch Patrick Sellerie um die Schwierigkeit, als Kleinbetrieb einen neuen Standort zu finden. Gerade darüber sorgen sich Julia und Henning Plambeck vom Autohaus auf dem Flankenschanzgelände. Über die aktuellen Schwierigkeiten an der Flankenschanze hinaus sei doch ein Riesenproblem, dass es in Berlin zu wenig bezahlbaren Gewerberaum gebe und der noch vorhandene für den Wohnungsbau herhalten müsse. Dies konnte SPD-Bürgermeisterin Carola Brückner mit Zahlen unterfüttern. Sie benannte einige Gebiete in Spandau, wo Gewerbe dem Wohnungsbau weichen musste. In Berlin liege der Schwerpunkt auf „Wohnungen und dann noch einmal Wohnungen“, sagte Patrick Sellerie. Wer dagegen Einwände erhebe, habe einen schweren Stand.
Im aktuellen Fall werde der Bezirk versuchen, mehr über die Pläne des Eigentümers und deren Realisierung in Erfahrung zu bringen und welche Nutzer mit einer Kündigung zu rechnen haben. Das soll zumindest etwas Planungssicherheit herstellen. Und vielleicht ergibt sich daraus mehr Zeit für andere Lösungen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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