Ein gesunder, ressourcenschonender Speiseplan:
Das Johannesstift und das Krankenhaus Waldfriede kochen Planetary Health Menüs für Krankenhäuser

Küchenchef Patrick Burrichter bereitet in der Großküche des Johannesstifts eine Gemüsepfanne zu.   | Foto:  Thomas Frey
7Bilder
  • Küchenchef Patrick Burrichter bereitet in der Großküche des Johannesstifts eine Gemüsepfanne zu.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Die Verköstigung gab es am Ende des Termins. Aufgetischt wurden ein indisches Curry mit Romanesco, Spinatknödel in einem Tomaten-Kürbis Ragout, ein Ratatouille, bestehend aus Backkartoffeln, Rosmarin und Sauerrahm sowie eine Bolognese aus Belugalinsen, verfeinert mit getrockneten Tomaten und Zucchini.

Die erste Gemeinsamkeit der Gerichte: Alle sind vegetarisch oder vegan. Die zweite: Sie finden sich inzwischen auf dem Speiseplan mehrerer Krankenhäuser in Berlin und darüber hinaus. Zubereitet werden sie in „Pauls Kitchen“, einer Großküche, betrieben von der Johannesstift Diakonie Services, die sich in einem Gebäude im Spandauer Südhafen befindet. Beluga-Bolognese oder Backkartoffel-Ratatouille sind Teil der Produktlinie „Plenetary Health Menüs“, die gemeinsam mit dem Krankenhaus Waldfriede in Zehlendorf entwickelt wurde. Sie soll für gesundes und leckeres Essen stehen, was auch einer schnellen Genesung der Patientinnen und Patienten zugutekomme.

Vier Planetary Health-Beispiele. | Foto: Thomas Frey
  • Vier Planetary Health-Beispiele.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Gleichzeitig geht es um einen nachhaltigen und ressourcenschonenden Speiseplan, also um weniger tierische Produkte. Nur noch einmal in der Woche gebe es bei den Planetary Health-Angeboten ein Menü mit Fleisch, an zwei Tagen Fisch, erläuterte Janina Briese, die Bereichsleiterin Catering bei der Johannesstift Diakonie. Auch der Verbrauch von Eiern oder Milch wurde reduziert. Für Janina Briese knüpfen diese Vorgaben an einstige, aber zwischenzeitlich eher vergesse Traditionen an. „Unsere Großeltern kannten das noch von früher. Fleisch war damals ein Privileg. Da müssen wir wieder hinkommen“.

Andreas Mörsberger, Vorstandssprecher Johannesstift Diakonie, Janina Briese, Sabine Köchling, Geschäftsführerin der Johannesstift Diakonie Services und Bernd Quoß, Vorstand Krankenhaus Waldfriede (von links) bei der Planetary Health Präsentation. 
 | Foto: Thomas Frey
  • Andreas Mörsberger, Vorstandssprecher Johannesstift Diakonie, Janina Briese, Sabine Köchling, Geschäftsführerin der Johannesstift Diakonie Services und Bernd Quoß, Vorstand Krankenhaus Waldfriede (von links) bei der Planetary Health Präsentation.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Basis für die Planetary Health-Gerichte ist der sogenannte Planetary Health Diet, der 2019 von 37 internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen erstellt wurde. Vor allem Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst und pflanzliche Produkte stehen auf dem Speiseplan. Neben den tierischen Zutaten wird auch Zucker deutlich reduziert. Der Rückgriff auf möglichst regional erzeugte Lebensmittel ist ebenfalls Teil des Konzepts. Auch bestimmte Zielmarken wurden gesetzt. Der Durchschnittsdeutsche esse derzeit 145 Gramm Fleisch pro Tag, erklärte Janina Briese. In der Johannesstift Diakonieküche liege der Wert bereits bei 104 Gramm pro Person und Tag. Ende dieses Jahres sollen es nur noch 85 Gramm sein.

Tierische Produkte gibt es noch aber weniger. Hier schüttet Sebastian Nowak Kräuter in den Quark.  | Foto: Thomas Frey
  • Tierische Produkte gibt es noch aber weniger. Hier schüttet Sebastian Nowak Kräuter in den Quark.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Auch die Praxis wird vorgeführt. Die Großküche ist ziemlich groß, auch wenn in diesem Moment nur wenige Menschen dort arbeiten. Küchenchef Patrick Burrichter rührt in einem riesigen Bottich, in dem unter anderem Paprika, Tomaten, Auberginen oder Zucchini garen. Es ist das Planetary Health-Angebot für den kommenden Tag. Der Inhalt seines Gefäßes reicht für ungefähr 400 Portionen. Nebenan gießt Mitarbeiter Sebastian Nowak Kräuter in mehrere große Behältnisse mit Quarkmasse. Der dadurch entstehende Kräuterquark ist für rund 1000 Konsumenten gedacht.

Portionen für das Abendessen. | Foto: Thomas Frey
  • Portionen für das Abendessen.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Nebenan wird in einer ebenfalls sehr geräumigen Halle das Abendessen hergerichtet. Vorwiegend Frauen packen Brot und Beilagen in entsprechende Behältnisse. Wenige Stunden später werden sie in rund 50 Krankenhäusern und Seniorenwohnheimen aufgetischt. Pro Jahr ergibt das rund 1,5 Millionen Essen.

Das Gebäude von Paus Kitchen im Spandauer Südhafen.   | Foto: Thomas Frey
  • Das Gebäude von Paus Kitchen im Spandauer Südhafen.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Nicht alle Kunden nutzen Planetary Health, deshalb wird in Pauls Kitchen auch weiter klassisch gekocht. Zu den Abnehmern der neuen Produktlinie gehören neben dem Krankenhaus Waldfriede zum Beispiel das Evangelische Waldkrankenhaus Spandau oder das Martin-Luther-Krankenhaus im Grunewald. Wo es Auswahlmöglichkeiten gebe, würde sich ungefähr die Hälfte der Patienten für Planetary Health entscheiden, sagt Janina Briese. Der Preis für die Zutaten pro Portion liege bei vier bis fünf Euro, er sei damit nicht höher als bei den konventionellen.

Betriebsleiter Torsten Colpe, Janina Briese und Andreas Mörsberger auf dem Dach des Gebäudes. | Foto: Thomas Frey
  • Betriebsleiter Torsten Colpe, Janina Briese und Andreas Mörsberger auf dem Dach des Gebäudes.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Das ganze Projekt setzt auf Nachhaltigkeit. Neben dem Reduzieren von Fleisch und dem regionalen Schwerpunkt, werden energetischen Aktivitäten, wie Photovoltaik auf dem Dach und demnächst einer Biogasanlage auf dem Gelände herausgestellt. Zusammengenommen sorge das für eine CO2-Einsparung von 500 000 Kilogramm und 40 Prozent weniger Energieverbrauch pro Jahr. Die Biogasanlage soll dann auch mit den Essensresten aus den Kliniken gespeist werden.

Bleibt noch die Frage nach dem Geschmack. Romanesco-Curry, Tomaten-Kürbis-Ragout und die anderen Kreationen waren lecker, sättigend, auch Fleischesser hatten nicht das Gefühl, dass etwas gefehlt hat. Vor allem entsprachen sie nicht dem Klischee von Krankenhauskost.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 201× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 278× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 272× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 128× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 338× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 663× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.