"Ich will kein Held sein"
Steglitz. Wenn ein Bürger dieser Stadt der Polizei hilft, einen Straftäter zu fasse, ist das eine besondere Würdigung wert. Das sagte Polizeioberrat Oliver Hartwich, als er Rany Saadeh genau dafür auszeichnete.
Der 22-jährige Student der Sportwissenschaften war Anfang Mai in der Schloßstraße unterwegs. Er sei gerade aus dem Krankenhaus gekommen und wollte sich einen schönen Tag machen, erzählt er.
Im Einkaufszentrum Boulevard Berlin beobachtete er, wie ein Mann mit einer Handvoll Ware aus der Douglas-Filiale gerannt kam. Als er sich sicher war, dass er Zeuge eines Diebstahls geworden war, rannte er dem vermeintlichen Dieb nach.
Weit kam er allerdings nicht. Ein Zivilbeamter hielt ihn fest. „Er dachte, ich bin auch ein Dieb.“ Die Situation habe ihn ein wenig an eine Komödie erinnert.
Etwas später verfolgten er und der Zivilpolizist gemeinsam den Dieb. Dieser jagte über mehrere Straßen und warf mit Gegenständen um sich. Dennoch fassten die Verfolger den 23-jährigen Täter.
Nach einem weiteren Fluchtversuch brachte Saadeh ihn zu Boden. Als Profi-Kampfsportler war er dem körperlich überlegenen Mann durchaus gewachsen. Dennoch verletzte sich der mutige junge Mann an der Schulter, als sich der Festgehaltene heftig wehrte.
Nach seinem mutigen Eingreifen wartete der Sportstudent vergeblich, dass man ihm für seine Hilfe dankt. Alles was am Ende blieb, sei eine schmutzige Hose, ein zerrissenes Hemd und eine kaputte Schulter gewesen, erinnert er sich. „In diesem Moment habe ich überlegt, ob ich das noch mal machen würde“, sagt er.
Inzwischen ist er aber stolz, dass die Polizei sein mutiges Eingreifen anerkannt hat. Die Douglas-Filiale dagegen habe sich bis heute nicht bei ihm bedankt.
Rückblicken ist sich Rany Saadeh sicher, dass er wieder so handeln würde. „Ich will kein Held sein und auch kein Polizist. Aber wenn ich helfen kann, dann werde ich das auch zukünftig machen“, sagt der couragierte Mann.
Polizeioberrat Oliver Hartwich bedankte sich mit einer Urkunde und einem Einkaufsgutschein bei dem 22-Jährigen. „Wenn junge Menschen mit offenen Augen durch die Stadt gehen und einen Gerechtigkeitssinn haben, ist das beachtenswert“, sagt er.
Allerdings solle man sich immer auch bewusst sein, ob man der Situation gewachsen ist. „Niemand soll sich unnötig in Gefahr begeben.“ KM
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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