Was hat sich 2021 im Bezirk ereignet?
Wegweisende Bauvorhaben, Umweltprojekte, ein neuer Bürgermeister und mehr
Zum zweiten Mal stand ein Jahr im Zeichen der Corona-Pandemie. Die Menschen mussten auf viel Gewohntes verzichten, es gab harte Einschränkungen. Dennoch hat sich 2021 etliches im Bezirk getan. Wir werfen einen Blick zurück.
Januar: Die Arbeiten im Lehnepark und Alter Park beginnen. Die Vegetation wird ausgelichtet, viele Eiben auf Stock gesetzt. Nicht allen Anwohnern gefällt’s, einige sprechen von Kahlschlag.
Eine „Jahrhundertchance“ nennt es Urania-Direktor Ulrich Weigand: Der Bund hat über 40 Millionen Euro zugesagt, damit das Haus sich zum nationalen Bürgerforum wandeln kann. Dieselbe Summe schießt das Land Berlin zu. Die Urania soll generalüberholt werden und inhaltlich neue Schwerpunkte setzen.
Wie schon rund um den Winterfeldtplatz will das Bezirksamt auch in der Akazien- und Belziger Straße jeden Antrag auf Nutzungsänderung prüfen. Es geht darum, den Mix aus Wohnen, Handel, Gastronomie und Dienstleistung zu bewahren und spekulativen Leerstand zu verhindern.
Februar: Eine Jury hat sich für zwei Entwürfe entschieden, das Partizipationsverfahren beginnt. Am Stadtrand im Lichterfelder Ring 113-121 will die Degewo 350 Wohnungen bauen. Frühestens 2023 könnten die Arbeiten beginnen.
Das Bezirksamt möchte den Marienhöher Weg in die geplante Parkraumbewirtschaftung einbeziehen. Die Bürgerinitiative ist strikt dagegen. Die Mitglieder wünschen sich eine reine Anwohnerstraße und ein Tempolimit von 20 Stundenkilometern.
Die GeWoSüd hat 55 Millionen Euro in die denkmalgeschützte Gartenstadtsiedlung Lindenhof nahe Eythstraße investiert. 425 Wohnungen wurden bis heute modernisiert und 60 neu gebaut – 100 Jahre nach dem Einzug der ersten Mieter.
März: Laut Report des BUND ist mehr als die Hälfte der 44 Tempelhof-Schöneberger Kleingewässer in einem mangelhaften Zustand. Viele sind ausgetrocknet oder zugewuchert. Die Grünen fordern Soforthilfe für den Grüntenteich und den Kleinen Karpfenpfuhl in der Grünanlage an der Britzer Straße.
Die Gertrud-Kolmar-Bibliothek in der Sophie-Scholl-Schule, Pallasstraße 27, ist dicht. Die Bezirksverordneten sind verärgert, denn sie wurden nicht informiert. Grund der Schließung: Die Schule braucht die Räume selbst. Jetzt wird nach einem neuen Ort gesucht.
April: Harte Zeiten für Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs: Wegen Gleisbauarbeiten fahren zwei Monate keine U-Bahnen zwischen Tempelhof und Alt-Mariendorf. Die erste Bauphase dauert bis zu den Sommerferien, danach geht die U6 vorerst wieder in Betrieb, weil dann die S-Bahn zwischen Priesterweg und Blankenfelde gesperrt wird. Vom 11. August bis 7. Oktober stellt die U-Bahn zum zweiten Mal den Betrieb ein.
Der Umzug des Wenckebach-Krankenhauses ins Auguste-Viktoria-Klinikum soll gestoppt werden: Dafür stimmen die Bezirksverordneten mehrheitlich. Ein Erfolg scheint fraglich, denn die Verlagerung ist bereits im Gang. Die erste internistische Station ist bereits in Schöneberg, noch dieses Jahr sollen Chirurgie, Orthopädie und Anästhesiologie folgen.
Der Verein „Denk mal an Berlin“ erklärt den Perelsplatz zum „Besonderen Denkmal“. Gerade ist der vierte von fünf Sanierungsabschnitten abgeschlossen worden. Insgesamt kostet es rund 700 000 Euro, um den Schmuckplatz erstrahlen zu lassen.
Mai: Die Bezirksverordneten beschließen: Im Bezirk ist eine zentrale Koordinationsstelle für Schulbau zu schaffen. Die Mitarbeiter sollen die unterschiedlichen Beteiligten wie Howoge, Senatsverwaltungen, bezirkliches Baumanagement und Grünflächenamt an einen Tisch bringen.
Bauarbeiten am Teltowkanal starten: Ende des Jahres soll die Engstelle am südlichen Ufer zwischen Mussehlbrücke und Autobahnzubringer Gradestraße beseitigt sein. Ist alles fertig, wird der Kanal eine durchgängige Tiefe von 2,60 Metern haben. Rund 1,5 Millionen Euro kostet das Projekt.
Der Breslauer Platz wird zur Fußgängerzone, samt Lauterstraße zwischen Nied- und Rheinstraße. Damit kommt das Bezirksamt dem langjährigen Wunsch einer Bürgerinitiative nach.
Juni: Nach 90 Jahren Leerstand und umfassender Sanierung öffnet die Alte Mälzerei an der Steinstraße. Das Kindermuseum unter dem Dach zeigt eine Dauerausstellung zur gesunden Ernährung. Zwei Geschosse stehen der Stadtteilbibliothek zur Verfügung. Einziehen wollen auch das Nachbarschaftszentrum Suppenküche und die Lehrküche der VHS. Eigentümer des Gebäudes ist die UTB Projektmanagement GmbH. Rund 60 Prozent der 5700 Quadratmeter vermietet sie langfristig dem Bezirk.
Die Bezirksverordneten haben den heftig umstrittenen Bebauungsplan für den Euref-Campus beschlossen. In dem denkmalgeschützten Gasometer wird ein Büroturm errichtet, der 14 Meter höher ist als ursprünglich geplant. Damit reicht er bis zum vorletzten Ring.
Juli: Das Pilotprojekt „Vielfalt Leben“ der Stiftung Naturschutz zieht nach drei Jahren eine erfreuliche Zwischenbilanz: In den neu gestalteten, naturnahen Innenhöfen der Siedlung Märkische Scholle (Albrechtstraße) blüht es nicht nur prächtig, auch die Wildbienen- und Schmetterlingsarten haben sich verdoppelt.
Das ehemalige Reichspostzentralamt in der Ringbahnstraße 130 wird Sitz des neuen Berliner Anti-Terror-Zentrums. Rund 1200 Angehörige des Landeskriminalamts werden dort einziehen, die ersten Ende des Jahres.
Ihre Namen sind untrennbar mit Antifaschismus verbunden: Gerda und Wolfgang Szepansky. Am 15. Juli wurde ein Grünzug nach dem Marienfelder Ehepaar benannt. Er liegt am Teltowkanal zwischen Marienfelder Damm und Rathausstraße.
August: In der Bezirkszentralbibliothek an der Götzstraße werden sieben zerstörte Bücher entdeckt. Im September folgen vier weitere, zudem sind acht verschwunden. Allen gemeinsam ist, dass sie sich kritisch mit rechten Tendenzen oder mit linken Theorien beschäftigen. Der unbekannte Täter wird im rechtsextremen Milieu vermutet. Die Mitarbeiter reagieren mit einer Ausstellung der zerschnittenen Werke und organisieren die Reihe „Starke Seiten“, bei der die Autoren der Bücher zu Wort kommen.
Die UTB Projektmanagement GmbH feiert den ersten Spatenstich für das „Lichtenrader Revier“ neben der Alten Mälzerei. In vier Neubauten entstehen 180 Wohnungen, 30 Prozent von ihnen preisgebunden. Außerdem geplant sind drei Stadtplätze, eine Kita, ein Schwimmbad, Multifunktionsräume, eine Fahrradwerkstatt und ein Supermarkt.
September: Auf dem ehemaligen Güterbahnhof Wilmersdorf wird der Grundstein für eines der größten Neubauprojekte Berlins gelegt. Insgesamt sind 139 Wohnungen auf der „Friedenauer Höhe“ geplant. Im ersten Abschnitt werden 537 gebaut. In drei Jahren sollen die Wohnungen bezugsfertig sein.
Am 26. September stimmen die Tempelhofer-Schöneberger über die Zusammensetzung der 55-köpfigen Bezirksverordnetenversammlung ab. Stärkste Partei sind die Grünen. Sie haben mit 23,6 Prozent der Stimmen einen hauchdünnen Vorsprung vor der SPD (23,5 Prozent). Beide Fraktionen bekommen 15 Sitze. Die CDU erreicht 20,8 Prozent und 13 Sitze, auf Die Linke entfallen 8,8 Prozent und fünf Sitze. Die FDP kommt auf sieben Prozent und vier Sitze, die AfD auf 5,8 Prozent und drei Sitze.
Oktober: Mit einem Wirtschaftsflächenkonzept will das Bezirksamt ausloten, wo es noch Flächen für Gewerbebetriebe gibt. Damit soll Unternehmen geholfen werden, die sich vergrößern wollen oder einen neuen Standort suchen. Das Konzept soll bis Ende 2022 vorliegen.
Das Immanuel-Seniorenzentrum an der Hauptstraße erhält den Deutschen Pflegepreis. Ausgezeichnet wird das Engagement für seine "LSBTI-kultursensible" Pflege. Bereits 2018 bekam die Einrichtung das Qualitätssiegel "Lebensort Vielfalt", als erste in Deutschland.
November: Eine Kältehilfe-Station eröffnet in der Kurmärkischen Straße, nahe dem U-Bahnhof Kurfürstenstraße. Bis Ende März bietet sie Schlafplatze für 30 Obdachlose. Die ersten Gäste sind vor allem Frauen. Träger der Einrichtung ist der Internationale Bund.
Am 17. November wählen die Verordneten das Bezirksamt. Zum ersten Mal stellen die Grünen mit Jörn Oltmann den Bürgermeister, er löst Angelika Schöttler (SPD) ab. Diese übernimmt das Ressort Stadtentwicklung und Facility Management. Ihr Parteifreund Oliver Schworck wird für Jugend und Gesundheit verantwortlich sein. Saskia Ellenbeck (Grüne) zeichnet für Umwelt, Straßen, Grünflächen, Naturschutz und Grünflächen verantwortlich. Matthias Steuckardt wird Stadtrat für Soziales und Bürgerdienste. Tobias Dollase (parteilos, für CDU) kümmert sich um Schule, Sport, Weiterbildung und Kultur.
Ein Meilenstein beim Ausbau der Dresdner Bahn: Die Säntisstraße ist nach dreieinhalb Jahren Sperrung wieder freigegeben. Die Autos können nun die neue Brücke unterqueren. Damit ist der erste von neun beschrankten Bahnübergängen auf der Trasse beseitigt. Schlechte Nachricht: Die Buckower Chaussee wird nicht erst Ende 2022 für den Durchgangsverkehr gesperrt, sondern schon in wenigen Wochen.
Dezember: Die Bau- und Markierungsarbeiten für den geschützten Radstreifen am Tempelhofer Damm beginnen. In der ersten Jahreshälfte 2022 soll der Weg zwischen Alt-Tempelhof und Ullsteinstraße fertig werden. Anschließend ist geplant, den Radstreifen bis zur Straße Alt-Mariendorf zu verlängern.
Am 11. Dezember wählt die SPD einen neuen Generalsekretär: Kevin Kühnert macht erwartungsgemäß das Rennen. Er bekommt 77,8 Prozent der Stimmen. Aufgewachsen ist der 32-Jährige in Lichtenrade. Auch als er schon Bundesvorsitzender Jusos war, blieb er der Lokalpolitik treu. Von 2016 bis 2021 saß er in der Bezirksverordnetenversammlung.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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