Halali in der BVV: Pirat schießt grandios daneben
Tempelhof. Ein Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) sorgte jetzt stadtweit für Kopfschütteln. Das Bezirksamt sollte prüfen, ob überschüssige Tiere der im Franckepark gehaltenen Damwildherde „publikumswirksam auf dem Tempelhofer Feld zum Schuss freigegeben“ werden könnten.
„Aus sozialer Sicht wäre zu prüfen, ob nicht eine jährliche Volksjagd (nach Schweizer Modell) durchgeführt werden sollte“, begründete der Bezirksverordnete Michael Ickes (44) von den Piraten seinen Antrag und meint, dass „möglicherweise eine Verpachtung der Jagd“ oder teuer verkaufte Abschussvereinbarungen „in Erwägung“ gezogen werden könnten.
Die dabei erzielten Gewinne sollten in die Bezirkskasse fließen und das Fleisch der erlegten Tiere könnte Bedürftigen im Bezirk als Weihnachtsbraten spendiert werden. Die bislang praktizierte Umsetzung der Tiere an andere Orte wäre dagegen „aufwendig und kostspielig“ sagt Ickes und meint, dass die Nachhaltigkeit der Tempelhofer Damwildpopulation stattdessen mit dem Gewehr besser zu gewährleisten sei.
Nun, vor allem, nachdem Berlins größte Boulevardzeitung sogar eine Titelseite daraus gemacht hat, steht eher der Antragsteller unter Beschuss, fühlt sich gründlich missverstanden und übt sich in Haarspalterei. „Ich habe nirgendwo den konkreten Abschuss der Tiere gefordert, sondern lediglich eine Prüfung, ob so etwas allgemein und speziell auf dem Tempelhofer Feld möglich sei“, so Ickes zur Berliner Woche.
Der zuständige Stadtrat Daniel Krüger (CDU) lehnte schon im Vorfeld der BVV-Tagung eine Jagd sowohl im Franckepark als auch auf dem Tempelhofer Feld rundweg ab. Krügers Vorgänger im Amt, der jetzige Stadtrat für Ordnungsangelegenheiten, Oliver Schworck (SPD), hält Ickes Idee für „äußerst grenzwertig“. Und auch die BVV lehnte eine grundsätzliche Diskussion darüber ab und ließ Michael Ickes ins Leere laufen. Quasi ein Schuss in den Ofen.
„Eine ausgesprochene Eselei, mit der Aufruhr geschaffen und uns die Zeit für die wirklich wichtigen Themen gestohlen wird“, so CDU-Fraktionschef Ralf Olschewski zur Berliner Woche.
Übrigens wurden bis vor einigen Jahren die Tiere tatsächlich noch vor Ort im Franckepark von einem Jäger geschossen und das Fleisch in der Regel an Mitarbeiter des Gartenbauamts verkauft. Erst seit etwa zehn Jahren werden überzählige Tiere in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in andere Gehege der Berliner und Brandenburger Forsten umgesiedelt. Momentan tummeln sich im Franckepark hinter den Rathaus Tempelhof 15 Damhirsche und Hirschkühe, drei über dem Sollbestand.
HDK
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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