Im Rollstuhl übers Tempelhofer Feld
Teilhabelotsen der gemeinnützigen Gesellschaft C.U.B.A. helfen behinderten Menschen
Menschen, die sich nicht so gut bewegen können, die auf Rollstuhl, Rollator oder andere Hilfsmittel angewiesen sind, sollen nicht aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sein. In der Theorie sind sich da alle einig. Die gemeinnützige Gesellschaft C.U.B.A. ist jedoch zur Tat geschritten. Sechs Vollzeit-Teilhabelotsen stehen bereit, um zu helfen. Anruf genügt.
„Bei uns muss niemand einen Antrag stellen oder Geld bezahlen“, sagt Lothar Klein, Leiter des Betriebsteils Süd in der Ullsteinstraße 73. „Wir sind kein Pflege- oder Mobilitätsdienst, wir unterstützen die Menschen einfach und unkompliziert im Alltag.“
Das kann die Begleitung zum Einkauf sein, zum Arzt, bei einem Ausflug oder einer Busfahrt. Und niemand muss sich Sorgen um seine Sicherheit machen, die Lotsen können alle ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorweisen, sie haben einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert und wissen dank eines Reha-Hilfsmittelscheins, wie man einen Rollstuhl richtig und sicher schiebt. Menschen mit Beeinträchtigungen hätten aber auch kulturelle Bedürfnisse, so Klein. Deshalb ist das Projekt „Miteinander – Füreinander auf dem Tempelhofer Feld“ fester Bestandteil der Arbeit. Die Lotsen begleiten auf Spaziergängen, zu Konzerten und anderen Veranstaltungen. Für geh- oder auch sehbehinderte Menschen eine echte Notwendigkeit, denn das Gelände ist groß, voller Schwellen, Resten von Pfählen und anderen Stolpersteinen, die wegen des Denkmalschutzes nicht entfernt werden dürfen.
In Arbeit sind auch spezielle Hochbeete auf dem Feld. Dieses Vorhaben setzt C.U.B.A. gemeinsam mit dem Stadtteilgarten-Projekt des Vereins Tempelhofer Berg um. Die Beete sollen im Frühjahr in der Nähe des roten Kulturgate-Containers aufgestellt werden. Die Konstruktionen seien individuell angepasst, erklärt Klein. „Jemand mit einer spastischen Lähmung muss eventuell mit seinem Spezialrollstuhl mit gestreckten Beinen unter ein Beet fahren können, jemand mit einem normalen Rollstuhl will sich vielleicht innerhalb des Hochbeetes drehen.“ Gebaut werden die Beete von Handwerkern im eigenen Haus, denn die gemeinnützige Gesellschaft qualifiziert auch Arbeitskräfte.
Weitere Ehrenamtliche sind willkommen
Weiterer Plan: ein Übungsparcours auf dem Tempelhofer Feld. Mit Rollstühlen und Rollatoren können dann unterschiedliche Beläge wie Laub, Sand oder Rindenmulch befahren werden, auch mal von jenen, die nicht auf die Hilfsmittel angewiesen sind. „Da werden manche staunen, wie schnell sie mit einem Rollstuhl kippen können oder wie schwierig es ist, behinderte Menschen über bestimmte Böden zu manövrieren“, ist sich Klein sicher.
Die Teilhabelotsen wollen auch weitere Ehrenamtliche gewinnen. „Wir erklären, wie es geht und nehmen die Freiwilligen mit. Ziel ist, dass unsere Lotsen sich nach einer Zeit überflüssig machen und das Ganze auch ohne sie funktioniert“, sagt Klein.
Außerdem bietet sich die gemeinnützige Gesellschaft als Ansprechpartner an. Für Leute mit Behinderung, die Unterstützung brauchen, aber auch für jene, die bereits auf eigene Faust anderen helfen. „Vielleicht will jemand Urlaub machen und braucht eine Vertretung oder möchte sich mit anderen vernetzen. Wir können bei uns Treffen organisieren und auch Schulungen durchführen, zum Beispiel zu Versicherungsfragen“, so Klein.
Sein Kollege Mike Konopka, Teamleiter der Teilhabelotsen, betont, dass alle Angebote und Beratungen nicht nur kostenfrei, sondern auch neutral seien. „Wir verdienen keinen Pfennig daran, wir sind senatsfinanziert“, sagt er. Demnächst sollen übrigens Schilder auf dem Tempelhofer Feld auf die Angebote von C.U.B.A. hinweisen. Wer die Dienste der Lotsen in Anspruch nehmen möchte oder Fragen hat, der meldet sich unter Telefon 31171487 oder team.teilhabelotsen@cuba-med.com.
Weitere Informationen gibt es unter www.cuba-med.com.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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