Schließungspläne in der Kritik
Vivantes will Wenckebach-Krankenhausbetten nach Schöneberg verlagern

Der landeseigene Konzern Vivantes will das Wenckebach-Krankenhaus aufgeben. In den denkmalgeschützten Gebäuden soll mittelfristig ein „Gesundheitscampus“ entstehen. Die Bezirksverordneten kritisieren die Pläne scharf.

Johannes Danckert, Geschäftsführer für Klinkmanagment, sagt, die bis zu 100 Jahren alten Häuser an der Wenckebachstraße müssten dringend saniert werden. Außerdem sei das medizinische Angebot praktisch das gleiche wie am rund drei Kilometer entfernten Schöneberger Auguste-Viktoria-Klinikum. Deshalb sollen die rund 440 Betten dorthin umziehen – und mit ihnen die gut 500 Mitarbeiter. Als Erstes wechselt die Klinik für Innere Medizin nach Schöneberg, 2021 folgten die Abteilungen für (Unfall)-Chirurgie, Orthopädie, Anästhesie, operative Intensivmedizin, Schmerztherapie und die Rettungsstelle.

Vivantes plant, die komplette Verlagerung 2025 abzuschließen. Dann ist aller Voraussicht nach der Krankenhausneubau am Auguste-Viktoria-Klinikum fertig. Das Wenckebach-Krankenhaus, 1878 als Königliches Militärhospital eröffnet, soll sich in einen „innovativen Gesundheitscampus mit ambulanter Medizin“ verwandeln, auf dem beispielsweise Aus- und Fortbildungen für Institute, Unis und Start-ups möglich sind.

Viele kritisieren das Vorhaben. „Wir haben kein Verständnis dafür, dass Vivantes von einem ‚Adlershof der Medizin‘ träumt, aber keinen Gedanken an die Aufrechterhaltung der Versorgungsstrukturen verschwendet“, sagt die SPD-Bezirksverordnete Manuela Harling. Besonders problematisch sei der Wegfall der Rettungsstelle. Sie führe zu weiteren Wegen und längeren Transportzeiten für die Tempelhofer. Das sieht auch die CDU so. Sie fordert, dass zumindest Rettungsstelle, Geriatrie, Kardiologie und Psychiatrie an der Wenckebachstraße bleiben. Würde der Komplett-Umzug dennoch durchgesetzt, dürfe die Rettungsstelle erst als Letztes verlegt werden, so der Fraktionsvorsitzende Daniel Dittmar.

Außerdem verlangt die CDU darüber Auskunft, wie es zur Entscheidung für den „geradezu hastigen Umzug“ gekommen ist. Guido Pschollkowski, gesundheitlicher Sprecher der Fraktion, sagt: „Abgeordnete, Bezirksverordnete und Bürger müssen bei derart wichtigen Fragen der künftigen medizinischen Versorgung beteiligt werden!“ Das sei aber nicht geschehen, deshalb verlange die CDU „unbedingte Transparenz“.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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