Wohnen auf acht Quadratmetern im „Tiny Temple“ am Columbiadamm

Mit wenig Platz kommt Maria Röder gut zurecht. Was sie jedoch vermisst, ist eine Badewanne. | Foto: Philipp Hartmann
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Wer Maria Röder besuchen möchte, muss den Kopf einziehen. Über eine Leiter geht es ein paar Stufen nach oben. Und dann ist Staunen angesagt. Auf einer Fläche von gerade einmal acht Quadratmetern sind eine Couch, eine Spüle, ein Gaskocher und eine Schlafkabine untergebracht.

Direkt auf dem Parkstreifen des Columbiadamms, zwischen Platz der Luftbrücke und Columbiahalle, lebt die 22-Jährige seit Mitte November in einem Tiny House. Der Holzbau auf Rädern hat weder Wasser- noch Stromanschluss. Mit einem 20-Liter-Kanister muss Maria regelmäßig bei ihren Nachbarn, zum Beispiel in der Tanzschule „Traumtänzer“, zum Auffüllen vorbeikommen.

Sie heizt mit einem Katalytofen, der mit einer Gasflasche eine Woche lang Temperaturen von bis zu 28 Grad Celsius ermöglicht. Zum Kochen nutzt sie einen Campinggaskocher. Eine Powerbank-Batterie, die sie alle vier Tage bei Freunden aufladen muss, versorgt sie mit Licht zum Lesen und Saft fürs Handy. Zumindest zum Duschen und zur Toilette muss Maria den „Tiny Temple“ aber nicht verlassen.

Komfortabel ist es nicht, doch die derzeit arbeits- und wohnungssuchende Modedesignerin macht das Beste aus ihrer Situation. Es ist gemütlich in ihrem Mini-Zuhause. In den wenigen Regalen hat sie Hygieneartikel, Teebeutel, Gewürze und ein paar Bücher verstaut, darunter die Biografie des ehemaligen Apple-Chefs Steve Jobs. In der Ecke ihrer angeschrägten Couch, über der ein großer Spiegel eingebaut ist, liegt eine Ukulele. Der geringe Platz mache ihr nichts aus. „Ich kann damit leben“, sagt Maria. Zuvor wohnte sie ein paar Wochen bei ihrem Freund. Dessen Wohnung war mit 20 Quadratmetern jedoch auch nicht wesentlich größer.

Gewöhnt hat sich die junge Frau auch an die neugierigen Blicke der Passanten. Die Beamten aus dem Polizeipräsidium nebenan kommen gelegentlich sogar zu einem kurzen Plausch vorbei. „Was mich aber schwer belastet, ist die Lautstärke. Ich vermisse die Ruhe ein bisschen“, gibt Maria zu, während direkt vor ihrem angekippten Fenster ohne Pause der Verkehr über den Columbiadamm fließt.

Entworfen hat den „Tiny Temple“ Architekt Van Bo Le-Mentzel (41), der damit das Potenzial von Parkplätzen als temporäre Wohnmöglichkeit erforschen möchte. „Es geht mir um günstigen Wohnraum in der Stadt. Ziel ist es, Menschen, die keine großen Ansprüche haben, in zentralen City-Lagen eine Bleibe zu ermöglichen unter 300 Euro Warmmiete“, erklärt er.

Noch bis Ende März hat sich Le-Mentzel den Columbiadamm für seinen Test ausgesucht. Danach wird das Holzhaus an einem neuen Platz abgestellt. Maria Röder hofft, schon deutlich vorher eine bezahlbare Wohnung gefunden zu haben.

Miete muss sie nicht zahlen. Für Heiz- und Betriebskosten kommen bis zu 250 Euro im Monat zusammen. Ein bisschen Geld verdient sie mit dem Verkauf von Getränken. Im unteren Geschoss gibt es für diese Zwecke Berlins wohl kleinsten Shop. Dieser misst mit Sitzplatz und Tresen 0,6 Quadratmeter. Sonntags von 14 bis 16 Uhr gibt es mit Treffpunkt am New Work Studio, Columbiadamm 10, zudem Führungen nach Anmeldung unter tinytour@web.de für eine Spende von fünf Euro. Mit den Einnahmen möchte Maria einmal pro Woche eine Suppe für Obdachlose kochen und „etwas zurückgeben“.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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