Diskurs zur Planung der Hertzallee-Brache erfreut nicht alle

Investor Oliver Reiß und Bausenatorin Katrin Lompscher waren bei der Standortkonferenz zur Hertzallee guter Dinge, das B-Plan-Verfahren schnell auf den Weg und abschließen zu können. | Foto: Josefine Pohle
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  • Investor Oliver Reiß und Bausenatorin Katrin Lompscher waren bei der Standortkonferenz zur Hertzallee guter Dinge, das B-Plan-Verfahren schnell auf den Weg und abschließen zu können.
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Was passiert mit dem Areal nördlich der Hertzallee? Um diese Frage zu erörtern, hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen am 11. April zu einer Standortkonferenz geladen. Transparenz und öffentlicher Diskurs waren Trumpf, doch der Bauauschuss der BVV gab sich enttäuscht.

Das Umfeld des Bahnhofs Zoologischer Garten bildet das Zentrum der City West, ihm wird vom Land Berlin außergewöhnliche stadtpolitische Bedeutung beigemessen. Die Senatsverwaltung hat das Entwicklungsverfahren daher an sich gezogen und plant nun in Kooperation mit den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte eine städtebauliche Neuordnung der Bereiche nördlich und südlich der Hertzallee sowie des Hardenbergplatzes.

Einst war auf der Brache nördlich der Hertzallee ein Riesenrad geplant. Lange geschah aber nichts, bis der Investor Reiß & Co. Real Estate München das Grundstück in direkter Nachbarschaft zur Technischen Universität Berlin (TU) und dem Linienbus-Depot der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) kaufte. Jetzt stellte er seine Planungen vor.

Vier Quartiere geplant

Zunächst einmal soll das Busdepot von seinem jetzigen Standort entlang der Bahngleise verlegt werden. Der Grundstückstausch zwischen Reiß & Co und der BVG mache seine Fläche rechteckig und damit besser überplanbar, sagte Geschäftsführer Oliver Reiß. Er möchte vier Quartiere anlegen, mit Hotellerie, Büros, einem Gästehaus für die Dozenten der TU, möglicherweise Studentenwohnungen und einem Hochhaus, das aber nach Vorgaben des Senats nicht höher als die beiden dominierenden Gebäude der City West – das Upper West und das Hotel Waldorf Astoria – werden darf. „Also 119 Meter minus x“, sagte Reiß. Vorgesehen ist auch eine Durchwegung des Quartiers von der Hertzallee hin zum Landwehrkanal sowie eine öffentlich nutzbare Fläche. Zum Investitionsvolumen konnte Reiß noch nichts sagen, da die Verhandlungen mit der BVG noch nicht beendet seien.

Diskussion in Arbeitsgruppen

Nachdem die Planer das Vorhaben beleuchtet hatten, konnten die zahlreichen Besucher, unter ihnen viele Mitglieder der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf, in Arbeitsgruppen ihre Bedenken äußern, Anregungen machen oder Fragen stellen. Moderatoren sammelten die Beiträge, trugen sie nach dem Brainstorming für alle hörbar vor und gaben Antworten, wo sie konnten. Am Ende sprach Bausenatorin Katrin Lompscher (Die Linke), goutierte die Berücksichtigung der neuen Mobilität, die mahnenden Worte des Bürgermeisters von Charlottenburg-Wilmersdorf Reinhard Naumann (SPD), die Obdachlosen an dieser Stelle nicht zu vergessen und zu verdrängen, und prognostizierte einen schnellen Einstieg und Abschluss in das Bebauungsplanverfahren: „Ich denke, wir kommen hier schnell voran und innerhalb von eineinhalb bis zwei Jahren zur Planreife.“

Freie Hand für den Investor?

Für einen konstruktiven öffentlichen Diskurs schien die Organisation der Standortkonferenz perfekt. Einige Mitglieder des Bauausschusses der BVV waren dennoch nicht zufrieden, wie auf ihrer Sitzung am 18. April deutlich wurde. Jenny Wieland (Grüne) wollte wissen, wie das Bezirksamt die Veranstaltung wertete. Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne): „Der Senat hatte uns mitgeteilt, er müsse das Verfahren an sich ziehen, weil es für einen Bezirk zu kompliziert sei. Vor diesem Hintergrund war ich ein bisschen überrascht, dass seitens der Senatsverwaltung nicht eine inhaltliche Anforderung an die Entwicklung des Areals formuliert wurde, sondern der Investor eine Stunde lang seine Sachen präsentieren konnte. Insbesondere bei der Frage nach bezahlbarem Wohnraum, die ja dann aus den Arbeitsgruppen kam, fand ich das Weiterreichen der Frage an den Investor mit dem Wortlaut 'Können Sie sich das vorstellen?' nicht sehr offensiv, um es diplomatisch auszudrücken." Wieland empfand es als „schade, dass der Senat keine eigenen Vorstellungen formuliert hat“. Und Johannes Heyne, Fraktionssprecher der FDP in der BVV, sagte: „Ich war verblüfft, dass die Senatsverwaltung nicht wirklich auf die Ergebnisse der Arbeitsgruppen eingegangen ist. ,Redet was ihr wollt, wir machen eh, was wir wollen’, das war mein Eindruck.“

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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