Bundespräsident sucht neues Zuhause
Schloss Bellevue und Präsidialamt werden umfänglich saniert
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine rund 180 Mitarbeiter müssen in ein Ausweichquartier umziehen. Der Grund sind Instandsetzungs- und Modernisierungsarbeiten.
Laut Medienberichten müssen Steinmeiers Amtssitz Schloss Bellevue und das Bundespräsidialamt für einen möglicherweise dreistelligen Millionenbetrag umfassend saniert werden. Das ehemalige, im Auftrag des jüngsten Bruders von Preußenkönig Friedrich II., Ferdinand von Preußen, nach Plänen von Michael Philipp Bourmann 1785 bis 1786 errichtete Lustschloss am Nordrand des Großen Tiergartens wird zur Großbaustelle. Die Bauleitung hat das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Gegenwärtig werden Machbarkeitsstudien erstellt. Konkrete Planungen beginnen 2019.
Während im Schloss die teilweise aus den 1980er-Jahren stammende Technik modernisiert und das Dach instandgesetzt werden soll – es gibt keine Klimaanlage und auch die Heizung lässt zu wünschen übrig –, steht im 20 Jahre alten Bundespräsidialamt im Schlosspark eine Nachbesserung des Brandschutzes im Mittelpunkt der Sanierungsarbeiten. Weiter fehlt es an Büroräumen und einer ausreichenden Kapazität der Küche für größere Empfänge. So wird überlegt, das „Präsidenten-Ei“ aufzustocken.
Der Haushaltsausschuss des Bundestages rechnet mit einer mindestens dreijährigen Sanierung und Modernisierung von Schloss und Amt.
Für den Bundespräsidenten und sein vielköpfiges Team wird in Berlin nach einem temporären Domizil Ausschau gehalten. Das Ausweichquartier muss genügend Platz für die 180 Mitarbeiter des Bundespräsidialamtes haben sowie für repräsentative Zwecke, etwa den Empfang von Staatsgästen, taugen. Gleichwohl könnte Steinmeier auf seinen zweiten Amtssitz, die Villa Hammerschmidt in Bonn am Rhein, ausweichen. Dort residierten die Bundespräsidenten von 1950 bis 1994.
Während der Renovierung von Schloss Bellevue in den Jahren 2004 bis 2005 verlegte der damalige Bundespräsident Horst Köhler sein Büro in das benachbarte Bundespräsidialamt, während Schloss Charlottenburg den Repräsentationszwecken diente. Das ist aktuell nicht möglich.
Bis es ab 1929 als Bürogebäude, Volksküche und Ausstellungshalle sowie für Mietwohnungen genutzt wurde, stand die „Schöne Aussicht“ Schloss Bellevue nach dem Ersten Weltkrieg zunächst leer. 1935 zog das Staatliche Museum für Deutsche Volkskunde ein. 1938 erfolgte ein Umbau des Schlosses zum Gästehaus. Im Jahr darauf wurde es neue Residenz und Wohnung des Reichsministers und Leiters der Präsidialkanzlei, Otto Meissner. Nach Bombenangriffen im April 1941 brannte das Schloss völlig aus.
Nach Kriegsende notdürftig gesichert, wurde Bellevue von 1954 bis 1959 als Berliner Amtssitz des Bundespräsidenten wiederaufgebaut. Original ist nur noch der Ballsaal von 1791 im Obergeschoss des Schlosses. 1994 verlegte der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker seinen ersten Amtssitz in den Tiergarten. Das Bundespräsidialamt entstand 1996 bis 1998 im Park des Schlosses.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.