Sanierungsfall: Bald ist alles neu im Haus der Jugend

Heiko Wichert leitet seit 2013 das Haus der Jugend am Nauener Platz. | Foto: Dirk Jericho
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Wedding. Das komplett marode Haus der Jugend (HDJ) am Nauener Platz wird 2017 für zwei Jahre geschlossen. Das 1951 errichtete Gebäude wird für knapp neun Millionen Euro komplett saniert.

Die Fenster sind undicht, das Parkett im Saal zertreten, die Elektroleitungen und Klos marode: Das Haus der Jugend stand kurz vor der Schließung; nur Notreparaturen waren noch drin. Jetzt kann der Bezirk die wichtige Einrichtung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie das angrenzende Bürogebäude des Jugendamtes mit dem Familienzentrum in den Räumen der ehemaligen Kita vom Dach bis zum Keller sanieren.

Der Bund macht 3,9 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ locker. Dazu kommen 4,8 Millionen Euro vom Senat und Bezirk. „Ein Glücksfall, dass wir das Haus endlich herrichten können“, sagt Marcus Lehmann vom Jugendamt. Er arbeitet gerade die Sanierungspläne aus. Die Zeit drängt, denn die Millionen müssen bis 2018 verbaut sein. Um zügig voranzukommen, wird deshalb während der Bauzeit das gesamte Haus geschlossen.

Heiko Wichert, Leiter des HdJ, sucht bereits nach Ausweichquartieren. Bisher gibt es keine. Fest steht aber, dass es maximal Ersatzangebote für die Kinder und Jugendlichen geben soll. Die Seniorengruppen, Erwachsenenkurse oder Theatergruppen müssen warten, bis das komplett neu gemachte Haus Anfang 2019 wiedereröffnet wird. Wichert will das Wort Schließung nicht zu laut sagen, um niemanden abzuschrecken. „Wenn die Leute hören, da ist sowieso bald zu, kommt keiner mehr“, befürchtet der Chef. Er will das erst kommunizieren, wenn der Sanierungszeitplan steht.

Der Bezirk hatte bereits 2,7 Millionen Euro für eine notwendige Sanierung eingeplant. Mit den Bundesmillionen kann jetzt geklotzt und nicht nur gekleckert werden. Außer kleineren Investitionen ist an dem Haus seit über 60 Jahren kaum etwas gemacht worden. Jetzt werden die Häuser vom Dach bis zum Keller auf Vordermann gebracht. Alles wird neu gemacht. Der große Veranstaltungssaal bekommt endlich einen Backstagebereich. Dazu wird hinter der Bühne ein Durchbruch zum angrenzenden Gebäuderiegel gemacht. Die derzeit als Büros des Jugendamtes genutzten zwei Räume dahinter werden so an die Bühne angeschlossen. Besonders wichtig ist auch ein Extragebäude auf der Hofseite, in dem ein Fahrstuhl und Toiletten auf jeder Etage entstehen. Damit erhält der Saal einen barrierefreien Zugang. Rollstuhlfahrer müssen bisher die Treppe hochgetragen werden, wenn sie in den Saal wollen.

Das Haus der Jugend ist mehr als eine Freizeiteinrichtung für Kinder und Jugendliche. Wichert nennt es Dienstleistungszentrum. Es gibt einen Tanzraum, eine Küche, ein Tonstudio und viele offene Bereiche. Das Cafe Kiezkuchen ist beliebter Treff für Nachbarn. Von der Terrasse können Mütter ihre Kinder auf dem Spielplatz beobachten. Das gesamte Areal rund um das HdJ wurde 2007 als bundesweites Modellprojekt neu gestaltet: Bänke mit Vogelgezwitscher aus eingebauten Lautsprechern, ein Fitnessparcours für Senioren und modernste Lichtkonzepte haben dafür gesorgt, dass der Nauener Platz sein Drogenproblem in den Griff bekommen hat. Vorbei sind laut Heiko Wichert auch die Zeiten, als Jugendgangs Angst und Schrecken verbreiteten. Seit Jahren kommen wieder Familien und Kinder. „Wir haben das Haus für den gesamten Kiez geöffnet und Vielfalt hineingebracht.“, so Wichert. Der schlechte Ruf sei Geschichte. Jede Woche kommen 1500 Besucher. Etwa 70 Partner, wie Wichert die Vereine, Projekte und Initiativen nennt, nutzen das Haus. Der Saal ist jeden Tag in Betrieb. Fünf Theatergruppen proben hier. Am Wochenende gibt es auch private Feiern. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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