Himmelbeet kommt unter die Räder
Gemeinschaftsgarten soll zum Mettmannplatz im Sprengelkiez ziehen

Meryem Korun vom Himmelbeet-Team. | Foto: Dirk Jericho
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Das Bezirksamt will den Gemeinschaftsgarten Himmelbeet von der Ruheplatzstraße am Leopoldplatz einen knappen Kilometer weiter südlich zum Mettmannplatz im Sprengelkiez umsiedeln.

Ursprünglich wollten sie ganz nach oben aufs Dach des Parkhauses des Schillerpark-Centers an der Müllerstraße. Doch das Himmelbeet blieb am Boden. Jetzt soll der beliebte Kiezgarten unter die Brücke. Das Bezirksamt hat beschlossen, den Stadtgärtnern eine Fläche zwischen der Tegeler Straße und dem Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal – dem Mettmannplatz – anzubieten. Oder genauer: zu prüfen, ob das überhaupt geht.

Derzeit ist der Platz eine einzige Baustelle. Unter der Fernbahntrasse baut die Bahn die neue S21. Daneben ist ein bisschen verwildertes Grün, was laut Schildern eine geschützte Grünanlage und ein öffentlicher Spielplatz sein soll. Außerdem wird die Straße Nordufer am Kanal bis zur Fennstraße verlängert, weil die Tegeler Straße wegen der niedrigen S-Bahntrasse zur Sackgasse wird. Völlig unklar ist auch, ob für den Himmelbeet-Garten Bahnflächen genutzt werden können. „Sofern in Frage kommende Flächen im Besitz des Deutschen Bahn sind, nimmt das Bezirksamt Gespräche mit der Deutschen Bahn auf, um die Nutzbarkeit der Flächen für Himmelbeet zu prüfen“, heißt es in dem Beschluss des Bezirksamtes.

Viele Fragezeichen; und die Zeit drängt. Das Himmelbeet muss spätestens Ende 2020 von der Fläche an der Schulstraße runter, weil der Bezirk das komplette Areal an die gemeinnützige Amandla GmbH verpachtet hat. Amandla will in Wedding Europas ersten Safe-Hub errichten, wie das Fußball-Bildungszentrum heißt. Auf dem Gelände, das seit 2013 der Gemeinschaftsgarten Himmelbeet belegt, sind drei zusammenhängende Fußballplätze geplant. An der Ruheplatzstaße entsteht ein Multifunktionsgebäude mit Seminarräumen, Sporthalle, Duschen, Umkleiden und Nachbarschafts-Café. Die Himmelbeetler sollten eigentlich schon dieses Jahr weg. Doch weil Amandla sein Projekt erweitern will und derzeit umplant, darf das Himmelbeet vorerst bis Ende 2020 bleiben.

Kiezgärtner sind skeptisch

Die Euphorie über den jüngsten Vorschlag hält sich bei den Kiezgärtnern in Grenzen. Wurde ihnen doch schon alles mögliche versprochen. „Es sind viele Fragen nicht geklärt“, sagt Meryem Korun vom Himmelbeet-Team. Den Vorschlag, die etwa 300 Hochbeete zum Mettmannplatz umzuziehen, hatten die Himmelbeetler selbst gemacht. Ob die Flächen unter den Bahnbrücken allerdings reichen, ist unklar. „Wir brauchen mindestens die 1700 Quadratmeter, die wir hier haben", sagt Korun. Der Garten platzt längst aus allen Nähten. Rund 350 Gärtner grubbern hier regelmäßig.

Es gab auch Pläne für ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Fußballschule und Kiezgarten. Doch die hat der Bezirk jetzt offiziell begraben. „Die Teilnahme am Projekt ,Green Urban Lab – Zwischen Gemüsebeet und Fußballrasen‘ wird beendet, da das Projekt aufgrund ausgefallener Personalressourcen trotz vielfältiger Bemühungen nicht adäquat administriert werden kann und mit 50 Prozent einen hohen Kofinanzierungsanteil bedarf“, heißt es dazu in der Vorlage von Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne). Das Himmelbeet sollte auf das Dach der zukünftigen Dreifachsporthalle, die der Bezirk direkt zwischen der Fußballschule und der Musikschule bauen will. Konkrete Pläne für die bezirkliche Sporthalle gibt es nicht. Außerdem wäre ein riesiger Dachgarten mit hohen Baukosten verbunden. Der Traum, mit den Beeten dem Himmel doch noch näher zu kommen, ist geplatzt.

Zuletzt wurde ein Umzug auf die Fläche der ehemaligen Passierscheinstelle schräg gegenüber an der Ecke Schul- und Maxstraße diskutiert. Für die Neugestaltung des Maxplatzes hat der Bezirk 1,1 Millionen Euro. Dort soll es zukünftig auch die Möglichkeit für urbanes Gärtnern geben. Was genau, soll in einem umfassenden Beteiligungsprozess mit den Anwohnern entwickelt werden. Das dauert länger als ein Jahr und wäre zu spät für den Himmelbeet-Garten.

„Da somit noch keine verlässliche Perspektive für Himmelbeet auf dem Maxplatz gesichert werden kann, ist es sinnvoll, dass das von Himmelbeet selbst benannte Ausweichgrundstück am Mettmannplatz vom Straßen- und Grünflächenamt auf die Nutzbarkeit als öffentliches urbanes Gärtnern geprüft wird“, heißt es dazu sprachlich holpernd in dem Bezirksamtsbeschluss. Nach Rettung oder Lösung klingt das nicht. Die Himmelbeetler müssen weiter davon ausgehen, dass sie unter die Räder kommen. Im besten Falle unter die der Züge, die über den Mettmannplatz rattern.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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