Starthilfe im Großraumatelier
Senat hilft Absolventen der Kunsthochschule beim Aufbau einer freiberuflichen Existenz
In Berlin gibt es seit einigen Jahren ein Atelierkonzept. Im Mittelpunkt steht dabei die Idee, ehemalige Fabrikhallen oder Lagerräume zu Räumen für bildende Künstler umzubauen.
So ein Vorhaben wurde Anfang Juli in den Werkhallen des ehemaligen VEB Sternradio Berlin in der Liebermannstraße 75-83 umgesetzt. Auf dem denkmalgeschützten Areal des früheren Stern-Radios entstanden zwölf Ateliers für Künstler. Dort, wo früher einmal Kofferradios und Kassettenrekorder zusammengeschraubt wurden, sind nun Absolventen der Kunsthochschule Weißensee eingezogen. Grundlage für den Umbau der alten Fabrikhallen war das Arbeitsraumprogramm der Senatsverwaltung für Kultur. In drei Großraumateliers sind 22 Arbeitsplätze entstanden. Die anderen neun Ateliers werden an Künstler der Freien Szene untervermietet. Dazu gehören noch eine Gemeinschaftsküche und ein Sozialtrakt.
Mit den Räumen soll den Absolventen der Kunsthochschule der Start in die Freiberuflichkeit erleichtert werden. Denn gerade junge Künstler können sich die Mieten für Ateliers in Berlin nicht leisten. In diesen Ateliers müssen sie nur eine geringe Miete zahlen. „Die Kulturverwaltung hat die Räume gemietet und gibt sie an die Künstler weiter“, erklärt der Staatssekretär für Kultur, Dr. Torsten Wöhlert.
Gemeinsam mit der Kunsthochschule hatte die Senatsverwaltung die Idee entwickelt. „Der Umbau hat nur knapp 18 Monate gedauert“, so Wöhlert. „Mit diesen Ateliers sollen die Studenten besser auf die Praxis vorbereitet werden. Gerade junge Künstler, die noch nicht etabliert sind, haben es sehr schwer“, meint Wöhlert. „Mit dem Atelierprogramm wollen wir helfen, dass junge Künstler ihre Existenz aufbauen können."
Eine Jury hat über die Vergabe der Räume entschieden. „Bis zu drei Jahren können die Künstler in diesen Ateliers arbeiten“, erklärt die Rektorin der Weißensee Kunsthochschule, Leonie Baumann. Die Räume bleiben aber der Kunsthochschule erhalten, wenn die erste Generation von Künstlern ausgezogen ist. Ein Modellprogramm des Kultursenats wird an der Liebermannstraße in der Praxis erprobt. Zunächst war eigentlich nur an die bildende Kunst gedacht worden. Die Idee wurde aber erweitert, so dass jetzt alle Kunstrichtungen bis zur darstellenden Kunst in den Ateliers ihren Platz gefunden haben. „Es wurde ein Stipendienprogramm für unsere Absolventen entwickelt“, so Rektorin Leonie Baumann.
Mit dem Programm möchte der Kultursenat auch eine drohende Altersarmut von Künstlern verhindern. „Gerade junge Künstler verdienen in den Anfangsjahren extrem wenig“, sagt Staatssekretär Wöhlert. „Nach Untersuchungen des Senats liegt der Durchschnittsverdienst bei Künstlern bei 11 000 Euro im Jahr, bei Künstlerinnen sind es nur rund 7000 Euro.“ Das sei zu wenig, um sich eine Existenz aufzubauen.
Eine der ersten ehemaligen Studenten, die ihren Arbeitsplatz eingerichtet haben, ist die Produktdesignerin Maria Braun. Sie hat in der Ecke des Großraumateliers ihre überdimensionale Töpferscheibe aufgebaut. Sie hat schon vor einem Jahr die Hochschule abgeschlossen und freut sich darüber, in diesem Haus einen festen Platz bekommen zu haben. Ihr Arbeitsgerät wiegt immerhin eine halbe Tonne. In den neuen Atelierräumen sollen die Künstler die Möglichkeit haben, ihre künstlerische Arbeit zu entwickeln und Ausstellungen vorzubereiten. Ohne finanziellen Druck können sie so an der Liebermannstraße ihre vielfältigen Projekte und Aktivitäten umsetzen.
Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.berlin.de/sen/kulteu.
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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