Wie Uroma ihre Wäsche vor 100 Jahren wusch

Katrin Fenske am Waschkessel in der Ausstellung. | Foto: Bernd Wähner
6Bilder
  • Katrin Fenske am Waschkessel in der Ausstellung.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Weißensee. Eine kleine, aber sehr informative Ausstellung eröffnet dieser Tage unter dem Dach des Hauses neben der Brotfabrik am Caligariplatz: Berlins erstes Waschküchen-Museum.

Das Besondere an diesem Museum: Es wurde in einer Waschküche aus dem Jahre 1914 eingerichtet. Diese befand sich tatsächlich unter dem Dach, im fünften Stockwerk. Weil die beiden Räume seit geraumer Zeit ungenutzt leer standen, kam der Verein Glashaus auf die Idee, dort ein besonderes Projekt zu initiieren. Berit Borowiack, Katrin Fenske und Sylvia König wurden beauftragt, die Geschichte von Berliner Waschküchen zu recherchieren und eine Ausstellung zu konzipieren.

„Das war keine leichte Aufgabe“, so Katrin Fenske. „Es gab zwar in fast allen Mietshäusern Waschküchen oder in Wohnanlagen Waschhäuser: Doch Unterlagen dazu findet man kaum. Das Wäschewaschen war so eine alltägliche Frauenarbeit, dass sie kaum dokumentiert wurde.“ Die Benutzung der Waschküche war trotzdem streng geregelt. Die Ausstellung zeigt zum Beispiel eine Waschküchenordnung, an die sich alle Mietparteien halten mussten. Die Schlüsselgewalt für diese besonderen Räume hatte der Hauswirt. Wann wer Wäschen waschen durfte, das musste mit ihm abgestimmt werden. Er wachte auch darüber, dass die Frauen sich strikt an die Waschküchenordnung hielten.

Dass in der Zeit des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts in den Berliner Mietshäusern viele Waschküchen entstanden, hatte seinen Grund. Davor wurde nämlich die Wäsche in den Wohnungen gewaschen und zum Trocknen aufgehängt. Das führte allerdings dazu, dass es in vielen Wohnungen feucht war. Viele Hausbesitzer entschieden sich zum Schutz der Bausubstanz, das Wäschewaschen aus den Wohnungen zu verbannen.

Dass die Waschküchen meist unterm Dach entstanden, hatte ganz praktische Gründe. Die frisch gewaschene Wäsche konnte gleich nebenan auf dem Dachboden aufgehängt werden. Weil es sich um einen Gemeinschaftsraum handelte, wurde dieser von den Hauswirten recht spartanisch eingerichtet. Im Gebäude an der Brotfabrik hatte die Waschküche nur etwas mehr als 20 Quadratmeter Grundfläche. Es gab einen Waschofen mit Kessel, ein Ausgussbecken und einige Utensilien wie zum Beispiel ein Waschbrett.

Um Utensilien aus der Zeit früherer Waschküchen zeigen zu können, erhielten die Ausstellungsmacherinnen Unterstützung. Unter anderem stellten der Verein Heimatfreunde Weißensee sowie das Museum Pankow einige Ausstellungsstücke als Dauerleihgabe zur Verfügung. Aber auch Stefan Targatz, der in Eberswalde ein Wäschereimuseum betreibt, unterstützte die Frauen beim Einrichten ihres Museums.

In der Ausstellung ist auch ein Wäscherei-Werbeplakat zu sehen. Die darauf abgebildete Frau wringt lächelnd ein Tischtuch aus. „Dieses Lächeln ist aber unrealistisch. Waschen war eine schwere Arbeit“, sagt Berit Borowiack. „Deshalb haben wir unsere Ausstellung um eine kleine Käthe-Kollwitz-Schau ergänzt. In der sieht man mehr über den Alltag der Frauen in jener Zeit.“ BW

Zu besichtigen ist das Weißenseer Waschküchen-Museum sonntags von 13 bis 17 Uhr. Gruppenführungen in der Woche können unter  471 40 01 oder per E-Mail ib@brotfabrik-berlin.de vereinbart werden. Der Zugang befindet sich im Innenhof der Brotfabrik.
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet jetzt auch bei Ihnen

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Reinickendorf
  • 06.12.24
  • 645× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 734× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 411× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 27.11.24
  • 859× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.799× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.