Für viele Senioren überraschend, schloss der Freizeitklub Charlottenhof Ende Februar

Die Leiterin des Charlottenhofs, Karola Holz (Mitte), nimmt ihre langjährigen Besucherinnen Rosa Griebenow (links) und Gisela Metzdorf noch einmal in die Arme. | Foto: Bernd Wähner
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  • Die Leiterin des Charlottenhofs, Karola Holz (Mitte), nimmt ihre langjährigen Besucherinnen Rosa Griebenow (links) und Gisela Metzdorf noch einmal in die Arme.
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Weißensee. Aus und vorbei! Der Charlottenhof schließt am 28. Februar endgültig seine Türen.

Die Begegnungs- und Freizeitstätte hatte seit 23 Jahren in einem Haus in der Charlottenburger Straße 61 ihre Räume. Dort ging sie zunächst als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) an den Start. Die ABM-Mitarbeiter machten Senioren aus Weißensee nicht nur Freizeitangebote, sie holten auch diejenigen von zu Hause ab, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, und unterstützten sie bei Einkäufen und anderen kleinen Erledigungen.

Im Charlottenhof selbst habe sich über die Jahre ein umfangreiches Programm entwickelt, sagt die langjährige Projektleiterin Karola Holz. Es gab einen PC-Club, Spielgruppen, Gedächtnistraining, Gymnastik, Ausflüge, Musik- und Literaturveranstaltungen und vieles andere mehr. Etwa 50 Senioren nutzten täglich die Angebote.

Nach Auslaufen der ABM förderter das Jobcenter den Klub weiter durch ein Mehraufwandsentschädigungs-Projekt (MAE). Für dieses änderten sich aber im Laufe der Jahre immer wieder die Förderrichtlinien. Mehrfach stand das Projekt auf der Kippe. Unklar war stets, ob und wie viele MAE-Teilnehmer finanziert werden. Deshalb kündigte der Projektträger, die bildungsmarkt waldenser GmbH, dem Vermieter vorsichtshalber zum Ende der jeweiligen Projektlaufzeit den Mietvertrag. Der Vermieter habe stets Entgegenkommen und Geduld gezeigt, erinnert sich Karola Holz. Wurde die neue MAE-Maßnahme bewilligt, ging es mit dem Mietverhältnis weiter.

In diesem Jahr sieht es aber anders aus. Das Jobcenter finanziert dem Träger nicht mehr ausreichend Teilnehmer. Es gebe immer weniger Hartz IV-Empfänger in Pankow, die für solche Maßnahmen infrage kämen, weiß Karola Holz. Das hat zur Folge, dass der Träger auch weniger sogenannte Regiemittel für das Projekt vom Jobcenter erhalten würde. Mit diesen Mitteln ist bisher die Miete bezahlt worden. Doch nun reicht das Geld dafür nicht mehr. Deshalb ist Kündigung des Mietvertrages diesmal endgültig.

Gisela Metzdorf, inzwischen 90 Jahre alt, kommt seit zehn Jahren regelmäßig in den Charlottenhof. „Ich bin entsetzt, dass man uns einfach vor die Tür setzt. Wir Senioren kennen uns inzwischen untereinander. Ich befürchte, dass wir unsere sozialen Kontakte verlieren.“ Die 85-jährige Rosa Griebenow ergänzt: „Mich ärgert auch, dass wir erst sehr kurzfristig von der bevorstehenden Schließung erfahren haben.“

Auch das Bezirksamt habe viel zu spät von den Problemen erfahren, erklärt Sozialstadträtin Rona Tietje (SPD) auf Anfrage. „Es ist schlimm, dass solch eine Einrichtung im Bezirk schließt“, sagt sie. Das Jobcenter habe dem Träger aber bereits mehrfach den Hinweis gegeben, dass er die Finanzierung der Einrichtung konzeptionell neu ausrichten müsse. Das Bezirksamt konnte in diesem Falle aber nicht rasch in die Bresche springen. „Wir förderten die Einrichtung bereits mit 17 000 Euro im Jahr. Um die Einrichtung zu erhalten, wären 90 000 Euro nötig. Solch eine Aufstockung ist in einem laufenden Haushaltsjahr kurzfristig einfach nicht möglich.“

Den Senioren wurde indes angeboten, künftig die kommunalen Begegnungsstätten zu nutzen. Die nächsten befinden sich in der Grellstraße 14 und in der Husemannstraße 12. „Um dort hinzukommen, müsste ich jedes Mal Fahrkarten für die Straßenbahn kaufen. Ich weiß nicht, ob ich das machen werden“, sagt Gisela Metzdorf. BW

Die Leiterin des Charlottenhofs, Karola Holz (Mitte), nimmt ihre langjährigen Besucherinnen Rosa Griebenow (links) und Gisela Metzdorf noch einmal in die Arme. | Foto: Bernd Wähner
In diesem Haus an der Charlottenburger Straße befand sich 23 Jahre lang die Seniorenfreizeitstätte Charlottenhof. Diese musste nun schließen. | Foto: Bernd Wähner
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Bernd Wähner aus Pankow

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