"Kunst im Fenster" auf der Reichsstraße ist erfolgreich
Westend. „Kunst im Fenster… und die Reichsstraße wird zur Galerie“ heißt die Aktion von Künstlern und Gewerbetreibenden, die noch den kompletten November läuft. Und nach der ersten Woche war klar: Sie funktioniert.
Fünf Dutzend Künstler aus der Region, die ihre Werke in mehr als 50 Geschäften und Institutionen ausstellen – das gibt es nicht oft. Trotz dieser für die Premiere einer Veranstaltung durchaus beeindruckenden Zahlen, ist es nicht der große „Wow-Effekt“, auf den die Initiative des Nachbarschaftsvereins "Family & Friends" abzielt. Es geht um das Verbinden des Angenehmen mit dem Nützlichen, das Entdecken, das etwas andere Einkaufserlebnis. Es geht darum, Kreativen eine Plattform für ihr Schaffen zu geben, den Einzelhandel zu beleben, auf beiden Seiten den Verkauf zu fördern, Kontakte zu knüpfen. Unaufdringlich und ungezwungen.
"Eine tolle Sache"
Und offenbar klappt das alles sehr gut. Annegret Hildebrandt verkauft bei Violas’ Gewürze und Delikatessen. Im Schaufenster, in einem Regal und an der Kasse hängen und stehen Bilder der Malerin Eva Krull-Riemeyer, eine waschechte Berlinerin, die in der Schulzeit ihre Begeisterung für Farben entdeckte und der es besonders die Aquarellmalerei angetan hat. Hildebrandt hat schon während der ersten Woche der Aktion bemerkt, dass Laufkunden stehen bleiben, sich die „Kunst im Fenster“ ansehen, dann den Laden betreten, sich nach dem Urheber erkundigen und nebenbei eine Flasche Olivenöl kaufen. „Eine tolle Sache“, findet die Verkäuferin, die sich ohnehin für Kunst und Kultur interessiert und die Teilnahme für ihren Chef organisiert hat.
Claudia Scholz und Stefan Piltz von "Family & Friends" sind im Vorfeld ihrer Aktion durch die teilnehmenden Geschäfte getingelt und haben die Besitzer oder Verkäufer in der Künstler-Kartei blättern lassen, welche Gegenstände gut zum Laden passen würden. „Das war super“, sagt Hildebrandt und guckt dabei auch über den Tellerrand – ein ebenfalls erwünschter Effekt der Gemeinschaftsaktion. „Die Bilder von Mareike Felsch passen zum Beispiel perfekt zum Frisörsalon Rapunzel.“
Passende Kombination
Richtig passend auch die Kombination beim Weinladen Schmidt: Dort wirken die funktionalen Holzskulpturen der Bildhauerin Dagmar Gaspers wie als Teil des Interieurs gewollt. "Wir sind auf die Werke schon angesprochen worden, die Resonanz ist positiv", sagt Verkäuferin Luisa Eichhorn.
Die Vernissage hatten Scholz und Piltz am 3. November in der Westend-Klause organisiert, per Tradition eine Künstler-Kneipe – ein Bild von Joachim Ringelnatz markiert den Stammplatz des berühmten Schriftstellers, Kabarettisten und Malers (1883-1934). Die Ecke für die Teilnehmer an „Kunst im Fenster“ war proppevoll und so konnten sich viele das Lob von Kulturstadträtin Heike Schmitt-Schmelz (SPD) einstreichen. „Ich ziehe den Hut vor den Gewerbetreibenden, den Künstlern und den Veranstaltern für so viel Engagement. Eine tolle Aktion, gerade weil im Bezirk der Raum für Verkaufsausstellungen für Künstler sehr knapp bemessen ist.“ maz
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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