Von der Toilette ins Pumpwerk
Pumpwerk Sophie-Charlotten-Straße sorgt für sauberes Wasser in der Stadt

Martin Rech wacht über die reibungslose Arbeit der Pumpwerke im Süden Berlins.  | Foto:  K. Rabe
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Das Abwasserpumpwerk an der Sophie-Charlotten-Straße ist erst seit gut einem Jahr am Netz. Es ist das zweitgrößte in ganz Berlin. Größer ist nur das Werk im benachbarten Wilmersdorf. Insgesamt gibt es im ganzen Stadtgebiet 163 Pumpwerke von ganz unterschiedlicher Größe und Kapazität. Alle haben jedoch eins gemeinsam: Sie laufen vollautomatisch und werden aus der Ferne überwacht und gesteuert.

Dem großen Pumpenraum sieht man nicht an, dass dort Abwasser aus Toilette, Badewanne, Küche, Industrie und Niederschlagswasser ankommt und ins Klärwerk weitergeleitet wird. Der Raum ist blitzsauber, hell und leise. „Das ist unser schönstes Pumpwerk“, finden Martin Rech und Stephan Natz. Rech arbeitet seit 30 Jahren bei den Berliner Wasserbetrieben (BWB), ist jetzt als Leiter für Wartung der Pumpwerke im Süden Berlins tätig. Natz ist bei den BWB für Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Beide geraten regelrecht ins Schwärmen angesichts der sechs Pumpen. Vier große und zwei kleinere glänzen in leuchtendem Blau und Türkis, arbeiten extrem leise, aber äußerst effektiv. „Sie befördern das Abwasser von rund 130 000 Einwohnern ins Klärwerk Ruhleben. Sie können bis 900 Liter pro Sekunde schaffen“, erklärt Natz. Eine solche Menge würde aber nur zu Hauptzeiten und bei Starkregen anfallen. Im Schnitt haben die Pumpen zu Spitzenzeiten – das ist morgens und abends – je rund 450 Liter ins Klärwerk zu fördern. Aber auch das ist beachtlich und entspricht etwa einer Wassermenge von drei gut gefüllten Badewannen. Das neue Werk hat auch einen 7000 Kubikmeter großen Abwasserzwischenspeicher bekommen, der bei heftigem Starkregen Überläufe in die Spree verhindert.

Bis aus dieser Brühe wieder sauberes Trinkwasser wird, ist es ein langer Weg.  | Foto: K. Rabe
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Damit auch alles reibungslos funktioniert und richtig läuft, wurde das neue Pumpwerk drei Etagen „tiefer gelegt“ und die neuen Kanäle mit einem Gefälle gebaut. Somit kann das Wasser ungehindert einlaufen. „Das ist wirtschaftlicher, leiser und energiesparender“, sagt Rech. Früher, im alten Pumpwerk, haben die Pumpen das Abwasser angesaugt und das ganze System musste in der Schaltzentrale rund um die Uhr überwacht werden. Bis zum Schluss sorgten 20 Mitarbeiter im Fünf-Schicht-Betrieb für reibungslose Abläufe. Heute werden sämtliche Pumpwerke der Stadt in der Leitzentrale Holzmarktstraße von insgesamt 40 Kollegen – acht pro Schicht – überwacht. Störungen oder Verstopfungen werden automatisch an die Zentrale gemeldet und Schäden unmittelbar behoben.

Martin Rech zeigt, wo die sogenannten Pumpenwürger, die sich aus Abfälle bilden und die Pumpen verstopfen, von Hand herausgezogen werden müssen.  | Foto:  K. Rabe
  • Martin Rech zeigt, wo die sogenannten Pumpenwürger, die sich aus Abfälle bilden und die Pumpen verstopfen, von Hand herausgezogen werden müssen.
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Das kommt gar nicht so selten vor. Sechs mal täglich müssen die Männer im Schnitt in eines der Berliner Pumpwerke, um Verstopfungen zu beseitigen. Was die Pumpen nicht schaffen, bleibt hängen. Das bedeutet: Irgendwann verstopft die Pumpe und kann nicht mehr arbeiten. Es entstehen sogenannte Pumpenwürger. „Dann müssen unsere Männer raus und in Handarbeit das Übel beseitigen“, erklärt Martin Rech. Und „übel“ ist das Ganze in der Tat: All die Dinge, die sich nicht auflösen, sammeln sich vor der Pumpe im sogenannten Saugraum, in dem das Schmutz- und Regenwasser aus der Kanalisation zusammenfließt. Der Klassiker seien Feuchttücher. Aber auch andere Hygieneartikel und Lappen landen im Klo, obwohl sie da nicht hingehören. „All das bildet riesige, ekelhafte Zöpfe, die nicht selten so groß sind wie ein ausgewachsener kräftiger Mann“, beschreibt Rech. Diese Zöpfe aus einer relativ kleinen Öffnung an der Pumpe zu ziehen sei zum einen sehr anstrengend und zum anderen hart an der Ekelgrenze. Die Menschen sollten mit mehr Bewusstsein ihre Toiletten benutzen, wünscht sich Rech. Verstopfungen in solchem Ausmaß ließen sich durchaus vermeiden. „Aufs Klo gehört nur der Po“, bringt er es auf den Punkt und zitiert damit einen Slogan der Berliner Wasserbetriebe.

Bevor es als Abwasser in die Kanalisation gespült wird, hat das Wasser aus dem Hahn Trinkwasserqualität. Von den Pumpwerken wird es weiter in eines der neun Klärwerke der Stadt geleitet, dort aufwendig gereinigt und sauber in Flüsse und Seen geleitet. Ein Teil des Wassers versickert, wird auf natürliche Weise gereinigt und gelangt über lange Zeit zusammen mit dem Niederschlagswasser in das Grundwasser. Über Trinkwasserbrunnen geht es wieder zum Wasserwerk. Der Kreislauf des Trinkwassers beginnt von vorn.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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