Prost nach der Klage: Rheingauer Weinbrunnen erlebt sein 50. Jahr

Traditionsfest im Fokus der Justiz: Bisher konnten die Richter des Verwaltungsgerichtes nichts beanstanden. | Foto: Thomas Schubert
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Wilmersdorf. Sie fangen etwas später an und hören etwas früher wieder auf. Aber die drei Winzer des Rheingauer Weinbrunnens starteten nun immerhin in ihre Jubiläumssaison am Rüdesheimer Platz. Und der Rebensaft gehört zu den schmackhaftesten der letzten Jahre.

Selten haben sie so erleichtert auf Bänken Platz genommen. Selten war ein kühler Wein unter dem grünen Dach der Baumkronen so eine Wohltat. Denn das Warten auf den Weinbrunnen des Jahres 2016 war für die Stammgäste eine Tortur. Erst im März stand fest: Der Klage des Anwohners vor dem Verwaltungsgericht Berlin war kein Erfolg beschieden, die Frist für eine Berufung läuft in diesen Tagen aus. Und die Freunde des Weinbrunnens am Rüdesheimer Platz, sie erfreuen sich vielleicht mehr denn je am Dasitzen, Plaudern und Am-Glas-Nippen, täglich bis zum 4. September von 15 bis 22 Uhr.

Aber ganz so unbeschwert wie früher kann es bei diesem überaus kultivierten Gelage wohl nicht mehr werden. Denn es währt mit 15 Wochen ganze vier Wochen weniger. „Da haben wir präventiv gehandelt“, erklärt Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) die Beschränkung. „So konnten wir das Gericht davon überzeugen, dass wir kompromissbereit sind. Zum Glück war die Justiz uns wohlgesonnenen“, sagt Naumann, der sich wie alle anderen politischen Entscheider hinter das Traditionsfest stellte. So blieb der lärmempfindliche Kläger trotz wiederholter juristischer Attacken ohne Chance.

Sogar die New York Times lobt den Rüdesheimer Platz

Dass die New York Times den Rüdesheimer Platz zu einem der schönsten Stadtoasen Europas kürte, betrachtet der Bürgermeister als Verdienst der Weinfreunde und ihrer friedlichen Genusskultur. Und was sagt der erste der drei Winzer, die jeweils fünf Wochen ausschenken, zum verkürzten Weinbrunnen? „Wir versuchen die Wogen glatt zu halten und haben mit dem Bezirksamt vereinbart, freiwillig kürzer zu treten“, berichtet Adam Basting. „Der Kläger hatte ja vorgebracht, er wolle das Fest nicht ganz verhindern, sondern nur zeitlich begrenzen.“ Basting, selbst im 13. Jahr vor Ort, wirkt tatsächlich nicht so, als ob er mit unwirschen Nachbarn Streit sucht. Eher würde er im Zweifelsfall mit einem Gläschen Wein besänftigen. „2015 war ein unproblematisches Weinjahr“, sagt der Fachmann. „Man darf sich also auf schmackhafte Rheingauer Weine freuen.“ tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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