Wie das Unternehmen Collonil der Krise trotzt
Innovation Made in Berlin
Das bisherige klassische Geschäftsfeld von Collonil findet zwar immer noch statt, macht aber derzeit nur noch einen Bruchteil der Produktion aus. An seine Stelle traten neue Angebote. Solche, die in Zeiten von Corona besonders gebraucht werden.
Die Firma Collonil Salzenbrodt in der Hermsdorfer Straße ist 111 Jahre alt. Sie war bisher eine bekannte Marke für ein weites Sortiment zur Leder- und Textilpflege. Das soll zwar weiter so bleiben, aber auf diesem Markt ist gerade wenig zu holen.
Deshalb wurde innerhalb weniger Wochen umgestellt. Auf das Herstellen von Desinfektionsmittel. Eine ganze Palette, genannt „Collonil bleu“ gibt es davon inzwischen. Für Flächen, Schuhe, als Hygiene-Schaum, zum Reinigen von Masken und ganz klassisch den „Virus-Stop“ für die Hände.
Vorzeigegeschichte in schweren Zeiten
Ein Beispiel für Innovation Made in Berlin. Weshalb der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Bündnis 90/Grüne) im Rahmen einer Unternehmenstour am 29. Juni Collonil besuchten. Solche Vorzeigegeschichten in schweren Zeiten sind auch gut für das Image der Stadt.
Warum das hier nahezu aus dem Stand gelang, dafür konnte Geschäftsführer Frank Becker mehrere Gründe aufzählen. Zum einen konnten Erfahrungen aus dem eigentlichen Kerngeschäft einfließen. Zumal hier schon länger mit nahezu ausschließlich natürlichen Inhaltsstoffen gearbeitet werden. Auch die Idee, hochwertige Hygieneprodukte zu entwickeln sei bereits vor Corona entstanden. Vor allem forciert vom Forschungs- und Entwicklungsleiter, der zuvor in diesem Bereich tätig gewesen sei.
Trotzdem bedeutete Corona auch bei Collonil „eine Krise, wie wir sie noch nie erlebt haben“, sagt Frank Becker. Letztendlich ging es darum, das Unternehmen zu retten. Und das sehr schnell.
Alle Beschäftigten haben mitgezogen
Dass das bisher gelang, daran hätten alle ihren Anteil, stellt der Chef heraus. Allen voran die 95 Beschäftigten, die mitgezogen hätten. Jeder habe nicht nur um seinen Arbeitsplatz, sondern auch um das Werk gekämpft. Und was ebenfalls geholfen habe, wäre eine auch schon vor der Pandemie erfolgte weitgehende Digitalisierung gewesen.
Die lässt sich in einer Halle beobachten, in der die Desinfektionsfläschchen nahezu ohne Menschenhand über die Bänder rollen. Anders als nebenan, wo noch weitgehend analog gearbeitet wird. Aber egal auf welchem Weg, zusammen ergibt das eine tägliche Produktion von 25.000 Bleu-Line-Exemplaren.
Der Regierende Bürgermeister und die Senatorin waren entsprechend beeindruckt. Es zeige sich hier, was Berlin ausmache „und die Stadt in der Krise leisten kann“, meinte Michael Müller.
Geschäftsführer ist
für Unterstützung dankbar
Frank Becker hatte wiederum am Agieren der Landesebene wenig auszusetzen. Er habe sehr schnell Unterstützung erfahren. Beispielsweise von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) oder durch „Partner für Berlin“, merkte er an.
Das heißt aber nicht, dass es keine Probleme und Unwägbarkeiten mehr gäbe. Beim Geschäft mit der Leder- und Textilpflege befürchtet der Geschäftsführer noch eine längere Durststrecke. Auch bei den Desinfektionsmittel sei zumindest in Deutschland inzwischen eine gewisse Sättigung des Marktes festzustellen.
Wird bald der BER desinfiziert?
Collonil arbeitet deshalb daran, weitere Absatzgebiete im Ausland zu erschließen. Und bemüht sich darüber hinaus um weitere Aufträge. Etwa im Rahmen des Hygienekonzepts für den Flughafen BER, was Frank Becker gegenüber seinen Gästen ebenfalls erwähnte.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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