Eine Solidargemeinschaft mit sechzig Gruppen
Die SG Bergmann-Borsig begeht ihr 75-jähriges Bestehen

Uwe Böhnstedt, Selma Schaal und die Vereinsvorstandsmitglieder Martin Federlein, Jürgen Klupsch und Bernhard Antmann (von links) auf der Tennisanlage der SG Bergmann-Borsig. Auf ihr wird seit Beginn der Saison unter Einhaltung der Hygienevorschriften wieder eifrig trainiert. | Foto: Bernd Wähner
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  • Uwe Böhnstedt, Selma Schaal und die Vereinsvorstandsmitglieder Martin Federlein, Jürgen Klupsch und Bernhard Antmann (von links) auf der Tennisanlage der SG Bergmann-Borsig. Auf ihr wird seit Beginn der Saison unter Einhaltung der Hygienevorschriften wieder eifrig trainiert.
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Für einen Breitensportverein wie die Sportgemeinschaft (SG) Bergmann-Borsig waren die zurückliegenden 15 Monate besonders hart.

„Die meisten unserer Angebote finden normalerweise in Turnhallen statt“, sagt Vereinspräsident Martin Federlein. „Die Hallen konnten unsere Sportler in den zurückliegenden Monaten aber nur punktuell nutzen und zwar immer wenn es Lockerungen gab, wie im vergangenen Sommer. Nur die Sportarten, die im Freien betrieben werden, konnten weiterhin trainiert werden.“ Dazu zählen bei der SG Bergmann-Borsig zum Beispiel Tennis, Kyudo (japanisches Bogenschießen), Beachvolleyball, Fußball und das Winterschwimmen der „Seehunde“.

Trotz aller Beschränkungen fand aber weiterhin Vereinsleben statt, kann Vereinsvizepräsident Jürgen Klupsch berichten. „Die Gymnastikabteilung machte zum Beispiel als Ersatz für das Training in der Halle Online-Angebote. Da wurden Kurzvideos gedreht. Und immer wenn es möglich war, trafen sich unsere Sportlerinnen und Sportler in Fünfergruppen im Park zum Trainieren.“ Besonders wichtig sei dem Verein gewesen, mit möglichst vielen Mitgliedern in irgendeiner Weise in Kontakt zu bleiben. „Uns ist die Solidargemeinschaft im Verein besonders wichtig“, sagt Martin Federlein. „Wenn Corona vorbei ist, können wir auf diese Gemeinschaft wieder aufbauen und müssen nicht bei null anfangen.“

Dass die Gemeinschaft weiter zusammenhält, kann Vereinsschatzmeister Bernhard Antmann auch an den Mitgliederzahlen festmachen. 94 Prozent der Mitglieder hielten trotz aller Einschränkungen dem Verein die Treue. Die sechs Prozent Fluktuation sind auch in anderen Jahren üblich, beispielsweise wenn jemand wegzieht oder aus beruflichen oder auch aus familiären Gründen nicht mehr am Vereinsleben teilnehmen kann.

Handball auf Feld im Freien gespielt

Dass die SG Bergmann-Borsig eine Solidargemeinschaft ist, liegt nicht zuletzt auch an ihrer Geschichte. In diesem Jahr kann sie nämlich auf 75 Jahre zurückschauen. Etwa 1300 Mitglieder aller Altersklassen sind heute in sechzig unterschiedlichen Sportgruppen aktiv. Doch wie begann die Vereinsgeschichte? „Im Frühjahr 1946 fanden sich einige Handballer aus Reinickendorf, Rosenthal und Wilhelmsruh zusammen, die den damaligen sowjetischen Stadtkommandanten um eine Spielerlaubnis ersuchten“, berichtet Martin Federlein. Vom damaligen Sportamt Pankow des neu gebildeten Bezirksamtes erhielt seinerzeit Walter Stellflug die Bescheinigung dafür, dass er „als freiwilliger Funktionär die Betreuung der Handballspielgemeinschaft Wilhelmsruh“ übernehmen darf. Der damalige Kommandant von Wilhelmsruh wurde gebeten, die Handballer, aber auch die Fußballer des neugegründeten Vereins zu unterstützen und ihnen das Spielen auf dem städtischen Sportplatz an der Ecke Hauptstraße 68 und Buchhorster Straße zu ermöglichen.

Handball gespielt wurde seinerzeit noch auf einem Feld im Freien. Nach der Handball-Sektion entstand wenig später bereits die zweite Sektion: Gymnastik. Die „Handballspielgemeinschaft Wilhelmsruh“ wurde 1950 offiziell zur Betriebssportgemeinschaft BSG Stahl Wilhelmsruh, und noch später zur Betriebssportgemeinschaft (BSG) Bergmann-Borsig. Mit ihrem Trägerbetrieb im Rücken gründete die BSG weitere Sektionen wie Tennis, Fußball, Kegeln, Bogenschießen und Tischtennis.

Winterschwimmer und Mittelaltergruppe

Das Wendejahr 1990 brachte die Sportler in eine völlig neue Situation. Bekannte Strukturen brachen weg. Einen Trägerbetrieb gab es plötzlich nicht mehr. Sektionen fielen auseinander oder schlossen sich anderen Vereinen an. Die noch verbliebenen 500 Mitglieder kämpfen um den Erhalt ihres Sportvereins. Sie gründeten 1990 die SG Bergmann-Borsig. Danach stabilisierte sich der Verein und begann langsam wieder zu wachsen. Der Verein versteht sich heute vor allem als Dachverein für seine Sportgruppen und Abteilungen. Neuen Gruppen stehe man immer aufgeschlossen gegenüber, erklärt Präsident Federlein. Die Neuausrichtung des Vereins führte dazu, dass inzwischen auch etliche ungewöhnliche Sportgruppen im Verein ihr Zuhause haben. Dazu zählen die Winterschwimmer „Seehunde“. Ungewöhnlich ist sicher auch die Mittelaltergruppe „Freystatt“. In dieser wird mittelalterliches Brauchtum ebenso gepflegt wie das Fechten, Bogenschießen und Messerwerfen. „Insgesamt wird bei uns in sechzehn unterschiedlichen Sportarten trainiert“, fasst der Präsident zusammen.

Erfreulich wertet Martin Federlein die Tatsache, dass der Anteil der Kinder und Jugendlichen in den vergangenen Jahren stetig zunahm. Immerhin ein Viertel der Mitglieder sind inzwischen Kinder und Jugendliche. Des Weiteren pflegt der Verein enge Kontakte zu Behinderteneinrichtungen und engagiert sich seit Jahren für Special Olympics.

Der 75. Vereinsgeburtstag sollte zwar mit einem Sportlerball groß gefeiert werden, aber das ist in diesem Jahr nicht möglich. Stattdessen ist für Ende August ein Festakt mit geladenen Gästen im Schloss Schönhausen geplant.

Wer mehr über die SG Bergmann-Borsig wissen möchte, findet Informationen auf www.sg-bergmann-borsig.de.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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