Der Ku'damm ist keine Rennpiste: Polizei macht Jagd auf getunte Autos
Charlottenburg-Wilmersdorf. Sie ziehen mit Breitreifen schwarze Striche auf den Asphalt, lassen den Sportauspuff zwischen Häuserschluchten dröhnen. Doch nicht selten fehlt den sportiven Fahrzeugen von Tuningfreunden am Ku'damm der Segen der TÜV – dann hängt der Lamborghini schnell am Haken.
Aufreizend weiß der Lack, pechschwarz die gewaltigen Felgen, aggressiv gezeichnet das Blech. Der Zehnzylinder-Motor ist aus – und nicht etwa kaputt. Nein, dieser rund 500 PS starke italienische Renner baumelt aus ganz anderen Gründen am Ausleger des Abschleppwagens. Ein Experte der Polizei hat den Daumen gesenkt. Hier und in mehreren weiteren Fällen. Je ein Maserati, Lamborghini, AMG-Mercedes und ein Harley Davidson-Motorrad werden in die Werkstatt müssen zum Zurückrüsten auf den Serienzustand. Und die Nachricht? Es gibt keine freie Fahrt mehr für Boliden, bei denen die technischen „Verbesserungen“ gesetzliche Vorgaben brechen. Jetzt wird rigoros gestoppt und beschlagnahmt.
„Wir hören immer wieder Beschwerden von Anwohnern am Kurfürstendamm über rücksichtslose Fahrweisen und ständiges Missachten von Verkehrsvorschriften“, begründet die Berliner Polizei ihre Kontrollen. „Hierzu gehören extremes Beschleunigen, Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit und Anfahren mit durchdrehenden Reifen.“ Im Rahmen von so genannten Profilierungsfahrten gehen die Beamten in diesen Tagen mit offenen Augen und Ohren auf Patrouille, halten Ausschau nach verdächtigen Autos, denen die Hochzüchtung nach dem Motto „breit, tief, stark“ zum Verhängnis werden könnte.
Zu den typischen Erscheinungen zählen laut des Zentralen Verkehrsdienstes zum Beispiel unzulässige Rad-Reifenkombinationen, wodurch mehrfach aufgeschlitzte Reifenflanken auftraten – sie hatten sich am Kotflügel aufgescheuert. Außerdem: Fahrwerksveränderungen ohne Einbauabnahme oder Nachweis der Zulässigkeit – sprich: extreme Tieferlegung zum Verbessern der Straßenlage. Und schließlich Veränderung an der Auspuffanlage zur Steigerung von Leistung und Hörerlebnis.
Der Kurfürstendamm – er ist eine Schaumeile für Mode jedweder Art. Eine Straße, in der man seinen Geschmack gerne etwas lauter mitteilt. Auch hinsichtlich der eigenen Vorlieben beim Automobil. Im gleichen Maße, wie Luxusboutiquen immer mehr Erdgeschosse erobern, scheint das mondäne Gebaren auch auf der anderen Seite des Bürgersteigs im Zunehmen begriffen.
Doch vermögende Tuningfanatiker müssen spätestens jetzt umdenken. „Der Kurfürstendamm wird weiter im Fokus des Verkehrsdienstes bleiben“, verspricht die verantwortliche Stelle der Polizei. Wer sein Gefährt zum Boliden hochzüchtet, soll zum Ausfahren eine Stunde auf echten Rennstrecken buchen. Der City West-Boulevard mag seine kapriziöse Ecken haben. Aber hier gilt das Gesetz.
tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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