Hamlet im Zuschauerrund
Globe Theater Berlin spielt wieder Open Air auf der Mierendorff-Insel

Mit Goethes „Urfaust“ geht das Globe Theater Berlin in die Sommersaison.  | Foto:  Thorsten Wulff
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Mit Goethes „Urfaust“ eröffnet das Globe Theater Berlin die Sommersaison. Gespielt wird immer noch auf der provisorischen „Open-O“-Ringbühne auf der Mierendorff-Insel. Das Team bereitet aber gerade den Bauantrag vor.

Schauspiel, Wortkunst und Musik unter freiem Himmel. Für die Sommersaison des Globe Theaters hat der Vorverkauf begonnen. „Schein & Sein“ lautet das diesjährige Motto. Macht, Ohnmacht, Manipulation und Auflehnung sind die Themen, die bis Mitte September auf der Bühne stehen. Los geht es am 27. Juni mit Goethes „Urfaust“ in der Regie von Anselm Lipgens. Goethes ursprüngliches, urwüchsiges Fragment aus seiner Sturm-und-Drang-Zeit zeigt einen von Gefühl und Genius gleichermaßen getriebenen jungen Dr. Faust zwischen Höhenflug und Absturz. Akustische Live-Musik ergänzen das Jahrmarktspektakel mit Puppen- und Maskenspiel. Der Vorhang hebt sich um 19.30 Uhr.

Am 11. Juli folgt die Premiere von William Shakespeares „Hamlet“. Regisseur Mathias Schönsee bringt die Geschichte eines gescheiterten Helden auf die Bühne, der stellvertretend für eine ganze Generation steht, die ihre Werte und Ideale durch Machtmissbrauch, Manipulation und Korruption verraten sieht. Die Inszenierung folgt der Tradition des klassischen Globe Theaters mit zeichenhaften Kostümen und einer schlichten, poetischen Bildsprache, die Shakespeares Menschenkunde und sein sprachliches Meisterwerk zur Geltung bringt. Die englischsprachige Originalfassung des „Hamlet“ präsentiert das Globe Ensemble am 1. August.

Die Zuschauer sitzen im offenen Rund. | Foto:  Ulrike Kiefert
  • Die Zuschauer sitzen im offenen Rund.
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Auch in den diesjährigen Wiederaufnahmen werden Machtstrukturen demonstriert, demoliert oder demontiert. So stürzt Shakespeare in „Ein Sommernachtstraum“ die uniforme Zivilgesellschaft ins Chaos, hebt in „Wie es Euch gefällt“ die Standesschranken auf und spielt in „Romeo & Julia“ Loyalität gegen Liebe aus. Mit Friedrich Schillers „Maria Stuart“ ist zudem ein weiterer deutscher Dramatiker und Sturm-und-Drang-Gefährte Goethes im Programm.

Ihre Aufwartung macht erneut auch die Wortkunst mit Kammerspiel-Formaten des „KantTheaterBerlin“. Zum 100. Todestag von Franz Kafka stellen Anette Daugardt und Uwe Neumann am 21. August ihre neueste Produktion „Brief an den Vater“ vor und bringen außerdem George Orwells „1984“, Fjodor Dostojewskis „Schuld und Sühne“ und Stefan Zweigs „24 Stunden aus dem Leben einer Frau“ auf die Bretter.

Während der Sommersaison wird auch wieder geswingt und zwar jeden Dienstag mit dem „The Swingin' Hermlins" und ihrem amerikanischen Swing der 1930er Jahre. Immer donnerstags ist „Volkstheatertag“ mit ermäßigten Preisen. Statt 22 Euro zahlen die Berliner dann 17,50 Euro. Wer gar nichts zahlen will oder kann, kommt zu den kostenfreien Generalproben: „Romeo und Julia“ am 12. Juni, „Urfaust“ am 26. Juni, „Hamlet“ am 10. Juli und die englischsprachige Originalfassung am 31. Juli. Tickets für die Spielzeit bis zum 15. September gibt es auf www.globe.berlin oder bei Ticketmaster unter ¿8410 89 09. An der Abendkasse sind nur Restkarten mit einem Preisaufschlag von zwei Euro und ohne Ermäßigung zu bekommen.

Das neue Globe Theater.  | Foto:  MARS Architekten
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Nach wie vor spielt das Globe Theater auf der provisorischen Freilichtbühne am Österreichpark in der Sömmeringstraße 15. Eigentlich wollte Regisseur Christian Leonard das von ihm gegründete Shakespeare-Theater Globe Berlin schon im Sommer 2020 in einem festen Haus spielen lassen. Leonard hatte dafür wie berichtet bereits im Herbst 2016 das ehemalige Schwäbisch Haller Globe Theater gekauft und es zerlegt nach Berlin gebracht, um es nach dem Vorbild des legendären Londoner Globe Theaters auf der Mierendorff-Insel wiederaufzubauen. Doch eine Baugenehmigung und eine Betriebserlaubnis liegen immer noch nicht vor. Probleme mit dem Erbbaupachtvertrag haben das Projekt bislang verhindert. Ohne Vertrag mit dem Bezirksamt, dem die Fläche gehört, gibt es aber keine Genehmigung und damit auch keine Fördermittel von der Berliner Lotto-Stiftung. Laut Globe Theater sollen die Bedingungen für die Unterzeichnung eines Erbbaurechtsvertrags inzwischen aber erfüllt sein. „Das Team bereitet den Bauantrag vor.“

Bis zum Wiederaufbau lagert das zerlegte Theater am künftigen Standort nahe der Spree. Hölzerne Bauteile bilden einen ringförmigen Laufsteg für die Schauspieler. Das Publikum sitzt auf Stühlen mittendrin in der sogenannten „Open-O-Ringbühne“. Ergänzt um einige fantasievolle Übergangsbauten wie den „Schmetterling“ als Aufenthaltsraum für die Künstler und das „Octogon“ als Foyer und Probenraum entstand so ein außergewöhnlicher Ort, an dem schon mehr als 30 000 Besucher das Schauspiel, die Wortkunst und Weltmusik erlebt haben. Das neue Theater wird dagegen fast 15 Meter hoch und hat auf drei Etagen Platz für rund 690 Zuschauer.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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