Ivan Marchuk zeigt "Kunst, die Grenzen überwindet"

BV-Vorsteherin Judith Stückler begrüßt Ivan Marchuk zu seiner Schau in der Rathausgalerie. | Foto: Schubert
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Charlottenburg. Stellt der Bezirk die Galerie im Rathaus Charlottenburg üblicherweise lokalen Künstlern zu Verfügung, erlebt man dort bis Ende Juli jetzt einen führenden Maler seiner Nation: Der Ukrainer Ivan Marchuk zählt laut "Daily Telegraph" zu den 100 bedeutendsten lebenden Genies.

Da steht er nun vor seinen Werken und wartet auf die Fragen. Es sind Bilder, die um die Erde gingen, lange bevor seine Heimatland Schauplatz welterschütternder Konflikte wurde. Bilder, in denen Betrachter jetzt einen weiteren Wert suchen neben dem künstlerischen. Es sei vorweggenommen: Das Politische malt bei Ivan Marcuk nicht mit, obwohl er zur ukrainisch-russischen Krise eine Meinung hat.

"Nonsens zwischen unseren Ländern", nennt der Maler das gefährliche Geplänkel. In Kiew wurde er Zeuge von "Vorgängen, die im 21. Jahrhundert unvorstellbar waren". Marchuk wählt seine Worte mit Bedacht, gibt den Patrioten und Kulturbotschafter, ohne ins allzu Parteiische zu verfallen. BV-Vorsteherin Judith Stückler eröffnet ihm und der Delegation seines Landes, dass der Bezirk eine Resolution verabschiedet habe, die zur Wahrung demokratischer Werte gemahnt - Charlottenburg-Wilmersdorf bekennt sich zu seiner Partnerschaft mit dem Kiewer Bezirk Petschersk. Der hohe Gast nimmt all das mit sachtem Nicken zur Kenntnis. In seinen langen Leben hat der 78-jährige leibhaftig schon andere Unvorstellbarkeiten erblickt als die aktuelle Krise. Zuletzt den 11. September in New York.

Es bliebe zu Marchuks Person noch so manches dieser Art zu sagen, aber interessanter ist freilich seine Kunst. Was daran die meisten Menschen überrascht: Alle Werke sind von ihm. Die aus zahllosen Facetten konstruierten, leicht dämonischen Porträts genauso wie die Landschaftsstudien, geschichtet aus Abertausenden, wohlkalkulierten Farbpartikeln. "Das ist nicht ein Marchuk, sondern es sind vier Verschiedene", erklärt sich der Meister.

Nun gilt künstlerisches Ausdrucksvermögen nicht gerade als etwas, das sich messen lässt. Von Marchuk weiß man aber, dass er irrwitzige 120 Pinselstriche pro Minute schafft. Das klingt wie die technische Angabe zur Leistungsfähigkeit einer Maschine. Die Verehrer Marcuks belegen damit sein Genie.

Wie aus einem Stamm Zweige mit unzähligen Blättern sprießen, so sieht er seiner Persönlichkeit immer wieder neue malerische Ansätze entspringen. Der Umbruch ist die wesentliche Konstante seines Schaffens. Selbst in Australien fand selbiges schon Beachtung. Nach einer Schau in München ist die Rathausgalerie in Charlottenburg aber erst der zweite Ort, an dem man Marcuk in Deutschland begegnet. Genauer: den vier Marcuks, entsprungen aus dem einen Genie.

Die Ausstellung wird bis zum 31. Juli im Rathaus, Otto-Suhr-Allee 100, 2. Etage, gezeigt: Mo-Fr 7-19 Uhr. Eintritt ist frei.
Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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