Unmut über verschwundene Schau: Charlottenburger Tor hat sein Museum eingebüßt

Von wegen Museum: Die geschlossene Pforte taugt nur noch als Fläche für Graffiti-Tags. | Foto: Schubert
2Bilder
  • Von wegen Museum: Die geschlossene Pforte taugt nur noch als Fläche für Graffiti-Tags.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg. Es war klein, aber fein - und mit einem Schlag geschlossen: Das Tor-Museum an der Straße des 17. Juni verriegelte bereits im Februar die Türen. Geschichtsinteressierte Bürger zeigen sich darüber noch immer erbost. Gelingt die Wiederbelebung?

Wenn es nach den Informationstafeln geht, ist alles beim alten. Dann sollte man nämlich in den Nordpfeilern des Charlottenburger Tor den Eingang finden zum unterirdischen Museum. Einen Erinnerungsort an die Geschichte des neobarocken Baus anno 1908 und die Befreiung Berlins von den Nationalsozialisten am Ende des Zeiten Weltkriegs. Doch die Pforte, sie ist verriegelt und lässt Touristen ebenso wie Stammbesucher ratlos zurück. Was ist geschehen?

Im Februar dieses Jahres kam ein Vertrag vorzeitig zum Ende, der zwischen dem Bezirksamt und der Stiftung Denkmalschutz seit 2004 bestand hatte. Darin geregelt war die Wiederherstellung der beschädigten Anlage durch die Stiftung bis zum Jahre 2007. Ein Prozess, der 1,8 Millionen Euro verschlang und exakt 100 Jahre nach der Grundsteinlegung endete. Schließlich gelang unter der Regie der Stiftung sogar die Wiederherstellung der beiden knapp 22 Meter hohen Kandelaber mit jeweils acht Bogenlampen. Und ein Freundeskreis der Denkmalschützer bespielte das Museum.

Doch trotz der Erfolge kriselte es hinter den Kulissen, und die Stiftung bat, aus dem Vertrag entlassen zu werden. Baustadtrat Marc Schulte (SPD) kam dem Wunsch nach, woraufhin des Freundeskreis des Tormuseums seine Ausstellung in den Kellerräumen beendete. Aber nach Vorstellungen von SPD-Kultursprecherin Christiane Timper wird die Schließung nicht von Dauer sein. "Wir wollen hier wieder ein Museum, und auch die Fortsetzung von Lesungen und Vorträgen", bekräftigt sie ihren Antrag, wonach das Bezirksamt eine Lösung suchen soll.

Dass es überhaupt zur Schließung kam, darüber empören sich geschichtsinteressierte Bürger wie Joachim Neu. Dieser Ort ist nicht nur kulturhistorisch von Interesse, sondern auch entscheidend für die Befreiung Berlins von Nationalsozialisten", stellt er klar. Gerade in einem Jahr, da sich das Kriegsende zum 70. Mal jährt, wäre das Museum aus seiner Sicht der ideale Ort für Erinnerungsarbeit gewesen.

Dem entgegnet Kulturstadträtin Dagmar König, dass immerhin entsprechende Veranstaltungen im Bezirksmuseum Villa Oppenheim stattfindet. Was die Wiedereröffnung des Museums anbelangt, wünscht sie sich eine private Initiative. "Wir haben keinerlei Personal, die Räume selbst zu bespielen. Und unser Etat ist extrem begrenzt", macht sie deutlich. Nun beginnt also die Suche nach neuen Partnern, auch jenseits Bezirksgrenze. Was man bei einem Neustart der Ausstellung anders machen könnte, liegt für Grünen-Kulturexpertin Zitha Poethe bereits auf der Hand. "Man sollte im Interesse von Touristen die Historie auch auf englischer Sprache vermitteln. Das war bisher ein Manko."

Thomas Schubert / tsc
Von wegen Museum: Die geschlossene Pforte taugt nur noch als Fläche für Graffiti-Tags. | Foto: Schubert
Hinfälliges Schild: Diese Tafel gaukelt Ahnungslosen vor, das Tor-Museum existiere noch. | Foto: Schubert
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 133× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 917× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 587× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.086× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.976× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.