Gorilla-Dame mit Sonderrechten: Fatou feierte ihren 59. Geburtstag im Zoo

Fatou hat es sich neben ihrem Geburtstagskorb gemütlich gemacht. Am liebsten mag die alte Dame Erdbeeren. | Foto: Schilp
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Tiergarten. Ein wenig arthritisch ist die alte Dame schon, und ihre Möhren mag sie nur noch gekocht – doch es geht ihr gut. Am 13. April feierte Fatou ihren 59. Geburtstag im Zoologischen Garten. Offiziell ist sie der zweitälteste Gorilla der Welt. Inoffiziell vielleicht sogar der älteste, der je gelebt hat.

Gespannt und mit gezückter Kamera drängeln sich Dutzende von Pressevertretern und Zoobesucher vor der Primaten-Außenanlage. Um 14 Uhr ist es so weit: Ein Pfleger stellt einen Präsentkorb mit Erdbeeren, Ananas, Löwenzahn, Bananen und Weintrauben bereit, dazu einen Blumenstrauß aus kleinen Paprikaschoten. Dann erscheint Fatou, begutachtet die Gaben, legt sich gemächlich nieder und beginnt zu schmausen.

Eine echte Genießerin

„Sie ist eine echte Genießerin“, sagt ihr Tierpfleger. Dazu hat die Grande Dame auch genug Ruhe. Denn nach dem Tod ihrer Mitbewohnerin Gigi vor einigen Jahren hat sie das Gehege für sich alleine. „Würde sie mit dem Silberrücken und unseren anderen drei Gorilla-Weibchen zusammenleben, hätten die ihr längst die Torte weggenommen“, so Zoo-Tierarzt Dr. André Schüle.

Mit dem Gesundheitszustand seines Schützlings ist er zufrieden. Gut, sie habe nur noch ein, zwei Zähne und die Arthritis zwinge sie zu einer gemächlichen Fortbewegung, aber das sei völlig normal für ihr Alter. Apropos: Nur die Gorilla-Dame Colo, die in Ohio lebt, kann es in dieser Hinsicht mit Fatou aufnehmen. Sie ist im Zoo geboren, deshalb kennt man ihr exaktes Geburtsdatum: 22. Dezember 1956.

Ein Matrose in Marseille

Doch Dr. Schüle hält es für möglich, dass es in Wahrheit Fatou ist, die den Rekord hält. Denn wann genau sie das Licht der Welt erblickt hat, ist unbekannt. Geboren wurde das Flachland-Gorillamädchen nämlich in Freiheit, in Westafrika. Dort geriet sie in die Hände eines Matrosen, der sie kurzerhand mit nach Europa nahm. Völlig abgebrannt, beglich er in einer Marseiller Kneipe seine Zeche mit dem kleinen Affen. Die Wirtin sah schnell ein, dass das Tier ein anderes Umfeld brauchte, nahm Kontakt zu Zoos auf, und 1959 landete sie mit Fatou auf dem Flughafen Tempelhof.

„Damals schätzte man die Kleine auf zwei Jahre, aber Gorillakinder wachsen langsam. Es kann also gut sein, dass Fatou älter war“, so Schüle. Und weil ihm kein anderer Zoo-Gorilla bekannt ist, der jemals einen so hohen Geburtstag gefeiert hat – in freier Wildbahn sterben die Tiere deutlich früher –, könnte Fatou das älteste Individuum ihrer Art sein.

Symboltier im Zoo

„Sie ist ein bisschen unser Stolz“, sagt der Tierarzt. Gorillas seien vom Aussterben bedroht, deshalb sehe er Fatou als eine Art Symboltier. Die heutige Seniorin hat auch etwas für den Fortbestand ihrer Art getan: 1974 brachte sie den ersten in Berlin gezüchteten Gorilla „Dufte“ auf die Welt. Und ihre inzwischen 28-jährige Enkelin M'Penzi, die im Nachbargehege lebt, ist die unangefochtene Chefin des dreiköpfigen Harems von Silberrücken Ivo.

Da scheinen die Privilegien, die Fatou genießt, mehr als berechtigt: Diät halten muss sie nicht mehr; während ihre Artgenossen viel knackiges Gemüse auf dem Speiseplan haben, darf sie mehr süßes Obst naschen. Und wenn sie sich entschließt, eine laue Sommernacht im Freien zu verbringen, dann lässt man sie gewähren – alle anderen müssen rein. sus

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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