Mit Liebe zum Alu
Roderich Wegener-Wenzel nennt 54 000 Getränkebüchsen sein Eigen

Seit er acht Jahre alt ist, sammelt Roderich Wegener-Wenzel Getränkedosen. 54 000 hat er schon zusammen.  | Foto:  Ulrike Kiefert
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  • Seit er acht Jahre alt ist, sammelt Roderich Wegener-Wenzel Getränkedosen. 54 000 hat er schon zusammen.
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Ein paar Gramm Alu sind seine Leidenschaft. Roderich Wegener-Wenzel sammelt seit Kindertagen Getränkedosen. Auch echte Raritäten sind darunter. Um sie zu bekommen, scheut der Charlottenburger keine Mühe.

„Das ist doch verrückt.“ Den Satz hört Roderich Wegener-Wenzel häufig. Vor allem dann, wenn er von seiner Leidenschaft erzählt. Der Charlottenburger sammelt Dosen – Getränkedosen, um genau zu sein, und das schon sein ganzes Leben lang. Mit acht Jahren hat er angefangen, heute ist er 56. „Also, Herr Wegener-Wenzel, sind Sie verrückt?“ Er schmunzelt. „Ein bisschen wohl schon, Sie sehen es ja.“ Der Mann ist umstellt von durchsichtigen Boxen. Darin Hunderte Aluminiumdosen in allen denkbaren Farben und Designs, scheinbar wahllos aufgeschichtet. Doch der erste Eindruck täuscht nur den Laien. Der echte Sammler weiß genau, in welcher Box was liegt. Wobei, bei den vielen Dosen greift selbst ihr Besitzer schon mal daneben.

Landestypische Motive gehen vor Schönheit.   | Foto: Ulrike Kiefert
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54 000 hat Roderich Wegener-Wenzel inzwischen zusammen. Die größte deutsche Sammlung besitzt er damit nicht, aber seine Dosen stammen immerhin aus 57 Ländern – aus den USA, ganz Europa, Korea, Brasilien, Russland, Großbritannien, Shanghai, Indien, China, Dubai, Abu Dhabi und Katar. „Ich sammle nicht nach Schönheit“, sagt Wegener-Wenzel, „sondern suche nach landestypischen Motiven.“ Eine Dose von Coca Cola zum Beispiel, dem weltweit größten Hersteller von Getränkedosen, sieht in Korea anders aus als ihr brasilianisches Pendant. Das gilt auch für die unzähligen Craftbeer- und Energydrink-Dosen. Auch von denen ist jede einzigartig.

Keine doppelt, garantiert!

Natürlich hat der Sammler auch Raritäten zu bieten. Dosen mit Motiven aus dem Kamasutra zum Beispiel, von Rock am Ring, Micky Maus und Weihnachtseditions. Zu jedem Fest kommen ganze Serien mit Weihnachtsmännern und Adventskalendern heraus. Rund 450 Stück hat Wegener-Wenzel davon, keine doppelt, garantiert. Beliebter Anlass für neue Trinkdosen sind auch die Fußballweltmeisterschaften. „Da werden ganze Mannschaften aufs Alu gedruckt.“ Für die teuerste Dose hat der Sammler mehrere Hundert Euro hingelegt. Die fehlte ihm noch in der Serie mit Landschaftsbildern aus Neuseeland. „Es gibt auch Dosen mit James-Bond-Motiven“, erzählt der Charlottenburger. „Aber die sind sehr teuer.“

Wo welche Büchse liegt, weiß der Sammler ziemlich genau.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Seine persönliche Lieblingsdose stammt aus der Schweiz und trägt einen Pelikan auf dem Bauch. „Soll ich Ihnen erzählen, wie ich die bekommen habe?“ Na klar! Roderich Wegener-Wenzel lacht. Er fuhr in Zermatt gerade im Sessellift bergauf, als er die Dose unten im Schaufenster eines Supermarktes blitzen sah. Schnell den Bügel hoch und raus mit einem beherzten Sprung. „Die Leute fanden das nicht so lustig, der Lift blieb nämlich erstmal stehen.“ Wegener-Wenzel hat jede Menge bizarre Geschichten auf Lager. Eine erzählt er noch. Flughafen Valencia, vor 15 Jahren. Der Berliner muss mit einem Koffer voller Dosen durch die Kontrolle, und die sehen im Scanner wie verpackter Sprengstoff aus. Nervöse Polizisten mit vorgehaltenen Schusswaffen ziehen ihn raus. Keiner glaubt ihm. Erst nach einer Stunde klärt sich alles auf.

Im Lager ist kaum noch Platz für neue Büchsen.  | Foto: Ulrike Kiefert
  • Im Lager ist kaum noch Platz für neue Büchsen.
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Auch sonst scheut der leidenschaftliche Sammler keinen Aufwand, um an die begehrten Büchsen zu kommen. Er durchstöbert Inserate, sucht auf Kleinanzeigenportalen, bittet Freunde um Mitbringsel aus dem Urlaub, fährt regelmäßig zu einem großen Asia-Markt in Charlottenburg, pflegt Kontakte in die ganze Welt, reist, so oft es geht, ins Ausland. Als Geschäftsführer eines Fachsportverbandes ist er eh viel unterwegs. „Meine Frau meint, ich reise mit Absicht immer dorthin, wo neue Dosen herauskommen.“ Ein wenig stimmt das ja auch. Aber seine Frau hält zu ihm und hilft. Beim Einkauf in fremden Supermärkten, wenn sich die Verkäufer wundern, warum er so viele Dosen kauft. Oder beim Transport nach Deutschland. Damit die Dosen nicht so schwer sind, schütten sie den Inhalt noch vor Ort weg, meist in den Gully, was in Mailand schon mal für Ärger sorgte. In Hotels versteckt Roderich Wegener-Wenzel die Dosen im Koffer, damit sie das Putzpersonal nicht wegschmeißt. Zu Hause werden sie penibel gereinigt und in einem Lager in Spandau dellenfrei aufbewahrt.

Mit acht Jahren begonnen

Aber warum steht er ausgerechnet auf Getränkedosen? „Briefmarken, Bierdeckel oder Porzellanfigürchen haben mich nie interessiert.“ Außerdem ist Roderich Wegener-Wenzel vom Sternzeichen Jungfrau. „Und die führen zu Ende, was sie angefangen haben.“ Bei ihm geht es 1974 auf einem Kindergeburtstag los. Im Kühlschrank stehen Fanta, Cola, Selter, Limo – alles in Büchsen. „Ich fragte meine Mutter, wie viele Dosen gibt es denn.“ Ihre Antwort: „Sammle sie doch.“ Und der Achtjährige tut es. „Nach zwei Monaten war mein Kinderzimmer voll.“

Mittlerweile bietet auch sein 35 Quadratmeter großer Lagerraum kaum noch Platz. Roderich Wegener-Wenzel würde seine Sammlung gern ausstellen. Aber wo? Berlin ist teuer und beengt. Seine Idee ist ein eigenes Restaurant, vielleicht in Kopenhagen. „Das müsste aber mehrere Ebenen haben, um die Dosen hinter Glas auf Augenhöhe zu präsentieren.“ Womöglich klappt es ja, wenn er einen Partner findet. Einen Namen hat er zumindest schon: „Restaurant Roderich“.

Vererben kann Wegener-Wenzel seine Sammlung nicht, höchstens verkaufen. Denn er hat keine Kinder. „Und meine Freunde würden sofort abwinken, bei der Menge Dosen.“ Fotografieren und katalogisieren müsste er seinen Fundus auch noch. Das kann dauern bei 54 000 Stück. In Kürze reist Roderich Wegener-Wenzel nach Edinburgh – für vier Tage. „Mal sehen, was sich dort so findet.“ Die Jagd eines echten Sammlers endet eben nie. Ein bisschen verrückt ist das schon.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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