Gegen Umbaupläne des Autobahnkreuzes
Kiezbündnis Klausenerplatz sammelt über 1000 Einwände

Das Autobahndreieck Funkturm nach dem Umbau. Planungsstand ist Oktober 2021.  | Foto:  Deges GmbH
  • Das Autobahndreieck Funkturm nach dem Umbau. Planungsstand ist Oktober 2021.
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Der Neubau des Autobahndreiecks Funkturm rückt näher. Das Kiezbündnis Klausenerplatz kritisiert die Pläne als „rückwärtsgewandt“ und befürchtet starken Ausweichverkehr durch die Charlottenburger Kieze.

Anwohner kritisieren schon seit Jahren den geplanten Umbau des Autobahndreiecks Funkturm. Sie befürchten vor allem den Durchgangsverkehr, der dann durch ihre Wohnstraßen rollen könnte. Auch das Kiezbündnis Klausenerplatz gehört zu den Kritikern und nennt die Umbaupläne „rückwärtsgewandt“. Der Senat, die mit dem Umbau beauftragte Planungsgesellschaft Deges und die bundeseigene Autobahn GmbH hätten den nötigen Neubau des Dreiecks Funkturm nicht genutzt, um den Verkehrsknoten aus den 1960er Jahren „stadtverträglich“ neu zu gestalten, so der Vorwurf. „Wir fordern das Fernstraßen-Bundesamt auf, die Deges-Planungen abzulehnen", so das Bündnis.

Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, hat das Kiezbündnis zusammen mit weiteren Initiativen nach eigenen Angaben mehr als 1000 Einwände gegen die Umbaupläne gesammelt. Anlass war der Erörterungstermin des Fernstraßen-Bundesamtes, der wie berichtet am 23. April in einem Moabiter Hotel stattfand. Die überfällige Sanierung des Autobahndreiecks Funkturm und weiterer Abschnitte der A 100 in Richtung Norden wäre laut Kiezbündnis die Gelegenheit, alte Bausünden zu heilen und die A 100 "stadtverträglicher" zu gestalten. „Wir haben seit Jahren bei Senat und Deges dafür geworben, zumindest je eine Auf- und Abfahrt zur Halenseestraße am Funkturm zu erhalten sowie die Anschlussstelle 'Kaiserdamm' von der Knobelsdorffbrücke zum Kaiserdamm zu verlagern und damit Wohnstraßen zu entlasten“, erläutert Bündnisvorstand Martin Burth. „Außerdem fordern wir die Deckelung des Autobahntrogs. Das verringert Lärm und Schadstoffe, schafft neue Freiflächen und Verbindungen zwischen anliegenden Stadtquartieren.“

Sorge vor mehr Verkehr in den Wohngebieten

Die aktuellen Planungen von Deges und Autobahn GmbH, unterstützt vom Berliner Senat, verschlimmerten dagegen die aktuelle Situation noch weiter, so Burth. „Und das nach mindestens acht Jahren Bauzeit.“ Alle Ein- und Ausfahrten im Bereich des Autobahnkreuzes würden geschlossen, um die „Verkehrsleistung“, also die Anzahl der Fahrzeuge pro Stunde zu erhöhen und um angeblich die Unfallgefahr etwa durch Rückstaus zu verringern. „Dazu wird die Avus (A115) auf fast einem Kilometer Länge versetzt und neu gebaut.“ An der Avus entstehe eine neue Anschlussstelle „Messedamm/Jaffèstraße“, von wo der Verkehr in Richtung Spandau statt über die Masurenallee an der Eichkampsiedlung vorbeigeführt werde oder in Richtung Innenstadt über den Messedamm zurückfahren solle. „Nicht nur wir befürchten, dass sich der weiter zunehmende Verkehr am Dreieck Funkturm stark in Richtung Anschlussstelle 'Kaiserdamm' verlagert und sich von dort seine eigenen Wege durch die Wohngebiete entlang der Autobahn sucht.“

Wie die Deges GmbH wiederholt mitgeteilt hatte, soll es während der Umbauzeit unter anderem immer die gleiche Anzahl an Fahrspuren geben, um die Erreichbarkeit Berlins über die Autobahn zu sichern. Auch der Lärmschutz in den benachbarten Kiezen soll sich demnach für viele Anwohner verbessern. Größter Streitpunkt bei den Planungen ist bisher die Schließung der Autobahnzufahrt Halensee. Sobald das Baurecht vorliegt, will die Deges mit dem Baustart beginnen – sofern der Planfeststellungsbeschluss als eine Art Genehmigung steht und nicht beklagt wird. Es könnte daher wohl erst 2025 soweit sein. Die Unterlagen zum Umbau des Autobahndreiecks Funkturm lagen bereits im Januar und Februar 2023 aus.

Das Dreieck Funkturm wurde Anfang der 1960er Jahre gebaut und zwar für zunächst 20 000 Fahrzeuge am Tag. Heute gehört der Knotenpunkt von A100 und Avus (A115) mit zehn Mal so vielen Fahrzeugen zu den verkehrsreichsten in ganz Europa. Für den Umbau werden 25 Brücken erneuert und eine neue Anschlussstelle gebaut. Abgerissen wird auch die in die Jahre gekommene Rudolf-Wissell-Brücke und durch zwei Brücken ersetzt – eine in jede Fahrtrichtung. Dabei wird auch das Autobahndreieck Charlottenburg umgestaltet. Der geplante Umbau des Dreiecks Funkturms ist eines der größten Berliner Bauprojekte in den kommenden Jahren.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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