Kein Wau am Wasser: Wird der Grunewaldsee zur hundefreien Zone?
Grunewald. Am Schlachtensee und der Krummen Lanke tobt um den Hundeauslauf ein Glaubenskampf. Nun will auch die CDU-Fraktion in der City West die „Begrenzung“ des täglichen Tollens am Ufer prüfen lassen. Denn der Grunewaldsee hat sich als Zuflucht entpuppt.
Es raschelt im Unterholz. Es winselt und kläfft sich so unbeschwert. Und ein beherzter Sprung ins Nass mit angezogenen Tatzen, er gehört zu den allerliebsten hündischen Freuden. Ja, an den sandigen Ufern des Grunewaldsees finden Frauchen, Herr und Hasso noch Raum mit lockeren Regeln. Sie pflegen eine Kultur der abgeschnallten Leine, auf dass der schnuppernde Freund zwanglos seiner Nase folgt – die natürlich auch mal am Schuh von jemandem landet, der all das nicht mag.
Und hier beginnt nun ein Konflikt. Der Glaubenskampf von Hundefreunden und solchen, die gerne unbehelligt ihrer Wege ziehen. Ein Zwist, den die Entscheider in Steglitz-Zehlendorf dadurch zu entschärfen versuchen, dass sie den Auslauf am Ufer verbieten. Der Staub dieser politischen Schlacht ist noch nicht wieder auf den Sandboden gesackt, da lässt sich einen Gassi-Spaziergang weiter in Charlottenburg-Wilmersdorf eine zweite Episode erkennen: Hier will die CDU-Fraktion mit einem Antrag im BVV-Umweltausschuss von der Verwaltung prüfen lassen, inwiefern die Einschränkung des Hundeauslaufs am Grunewaldsee möglich ist. Ziel sei es, „das Gebiet rund um den Grunewaldsee weiterhin für alle Mitbürger erlebbar zu machen“ – und das Gewässer wieder auf Badequalität zu bringen. Ein Ansinnen, das man offenbar in Gefahr sieht. Denn seitdem das Hundeverbot an den Zehlendorfer Seen greift, tummeln sich die Vertriebenen verstärkt in Wilmersdorfer Gefilden, wodurch die Sichtung von planschenden Vierbeinern sprunghaft anstieg.
Nach Bekanntwerden des CDU-Plans hat eine Diskussion eingesetzt, bei der die übrigen Fraktionen noch Position beziehen müssen. Aber schon jetzt hat Stadtrat Marc Schulte (SPD) in Vertretung seiner erkrankten Kollegin Elfi Jantzen (Grüne) deutlich gemacht, dass er der Hundeabwehr von sich aus „auf keinen Fall“ zustimmen möchte und den Ball ohnehin an die Senatsumweltverwaltung weiterspielen müsse.
Derweil genießt man am Ufer des Sees die unbeschnittene Freiheit auf vier Pfoten, gastiert etwa im neuen Hunderestaurant im Forsthaus Paulsborn, nutzt professionelle Ausführdienste oder genießt einfach das Gassigehen nach Feierabend. Und wenn die Tiersichtungen zahlreicher werden – kein Wunder: Im Grunewald liegt das mit 720 Hektar größte Hundeauslaufgebiet Europas. Was wird davon bleiben, nachdem die politischen Schlachten geschlagen sind?
tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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