Bahnhofsmission will ein Krankenzimmer einrichten
Hermann geht es gut: Er besitzt einen Personalausweis, ist krankenversichert und beim Jobcenter gemeldet, bekommt Sozialhilfe und sogar wieder eine Wohnung. Im Dezember sah es noch ganz anders aus. Da machte Hermann Schlagzeilen, weil er im Grunewald lebte. Am Nikolaustag fand ihn eine Frau mit erfrorenen Füßen. Im Martin-Luther-Krankenhaus wurden seine Füße gerettet. "Ich wurde behandelt wie ein Erste-Klasse-Patient, aber nach sechs Tagen zur ambulanten Behandlung entlassen." So etwas ist normal, aber nicht für Obdachlose. Die haben nämlich kein Sofa, auf dem sie ihre Beine hochlegen können. Da sich das Gesundheitswesen nicht mehr zuständig fühlte, war sein letzter Rettungsanker die Bahnhofsmission. Deren Leiter Dieter Puhl stand vor der Alternative "Entweder wir lassen Hermann sterben oder wir richten ihm in einem der drei Schlafräume, die für in Not geratene Reisende vorgesehen sind, ein Krankenquartier ein." Ohne das rettende Zimmer der Bahnhofsmission hätte Hermann wohl seine Füße verloren. In der Bahnhofsmission wurde er verbunden und mit Lebensmitteln versorgt.
Diese Erfahrungen brachten Dieter Puhl auf die Idee, in der Bahnhofsmission für solche Fälle ein Krankenzimmer herzurichten. "Vielleicht können wir damit bis zu 50 Menschen im Jahr helfen und vielleicht auch manchem das Leben retten." Dafür wird das Zimmer, in dem Hermanns Füße gerettet wurden, hergerichtet, denn der bereitet sich ab dieser Woche im Wohnheim der Berliner Stadtmission in der Lehrter Straße auf ein "normales" Leben vor. Dieter Puhl sucht nun drei ausgebildete Krankenschwestern, die bereit sind, ehrenamtlich mitzuwirken; einen Arzt, der ebenfalls ehrenamtlich zweimal in der Woche nach den Patienten sieht; und natürlich viele Geldspenden, denn das Zimmer muss den hygienischen Anforderungen entsprechen.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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