Spender lud Helfer und Obdachlose ins Grips Theater ein
Charlottenburg. Läuse-Paul, Suff-Erna und Klapper-Susi - alle Typen von der Bahnhofsmission kamen am 9. November ins Grips Theater, um sich den Dauerbrenner "Linie 1" anzusehen.
Stadtmissionsdirektor Pfarrer Hans-Georg Filker hat sich vor Beginn der Vorstellung erkundigt, wer das Stück und das Theater kennt. Nur einige der begleitenden Helfer und der ebenfalls eingeladenen langjährigen Unterstützer der Missionsarbeit kannten es. So wurde es für die Schauspieler zur Herausforderung, ihr spezielles Publikum zu überzeugen. Das dauerte lange, doch am Ende sagte Erna zu ihrem Nachbarn: "Erst konnte ich gar nichts damit anfangen, jetzt finde ich das großartig." Das Publikum ist sich selber auf der Bühne begegnet. Da etliche Aufgänge von den Seiten des Zuschauersaals erfolgten, war es selbst für Zuschauer, die das Stück schon mal gesehen hatten, schwer zu erkennen, ob derjenige, der gerade mit dem Rücksack über die Spielfläche stolperte, Schauspieler oder ein verspäteter Zuschauer ist. So kamen sich anfangs einige Zuschauer veralbert und auch vorgeführt vor. Übel genommen haben aber auch einige, dass sich das Stück, das seit über 27 Jahren auf dem Spielplan steht, trotz einiger Auffrischungen etwas von der Sozialromantik der Zeit vor dem Mauerfall bewahrt hat. Heute ist das Leben auf der Straße und auch insgesamt ungleich härter geworden.
Vor und nach der Aufführung gab es unter einem geschmückten Großzelt heißen Kaffee, Sandwiches und zum Abschluss eine Gulaschsuppe. Den gesamten Theaterabend hatte ein anonymer Spender ermöglicht. Viele langjährige Unterstützer der Missionsarbeit brachten wie die Familie Kurt und Brigitte Ollek vom Spandauer Theater "Elektra" größere Spenden mit.
Frank Wecker / FW
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