Geisterhaus am Lietzensee
DRK eröffnet leeres Stadtteilzentrum, Stadtrat Detlef Wagner ist "stinksauer"
Das DRK hat das Haus am Lietzensee am 28. September wieder eröffnet. Eigentlich eine gute Nachricht, doch der Sozialausschuss der BVV, der tags zuvor die bezirkliche Liegenschaft in Augenschein nahm, fiel dort aus allen Wolken. Tenor: „Das ist eine Katastrophe."
Im Sommer 2017 hatte der mittlerweile verstorbene Sozialstadtrat Carsten Engelmann (CDU) dem Trägerverein "Nachbarschaftshaus am Lietzensee" eröffnet, wegen notwendigen Sanierungsbedarfs den Ende des Jahres auslaufenden Mietvertrag nicht verlängern zu wollen. Der Verein musste weichen und 65 Gruppen sich eine Interimsbleibe suchen. Fast zwei Jahre wurde renoviert und 29 der ehemaligen Gruppen stünden mit dem neuen Träger DRK in Vertragsverhandlungen, hieß es. Während der Sitzung des Ausschusses im Juni rappelte es, weil die Verordneten das Fehlen eines klaren Zeitplans für die Eröffnung monierten. Stadtrat Wagner beschwichtigte, die nicht installierte Telefonanlage habe für Verzögerung gesorgt. Bei der Begehung nun war aber auch seine Empörung groß: Kein Schachverein keine Yogagruppe hat das Haus bezogen – es steht leer. Auch außen kündete nichts von einer Neueröffnung, keine Ballons, keine Ankündigung im Schaukasten. Verträge seien noch nicht unterzeichnet, lediglich die Bewerbungen interessierter Nutzer befänden sich in der Prüfung, teilte ein Mitarbeiter des DRK dem Ausschuss mit. „Es ist ein Skandal, dass die betreffenden Gruppen nichts von der Neueröffnung wissen, geschweige denn, ob sie hier eine neue Bleibe bekommen“, wetterte der CDU-Verordnete Karsten Sell noch am Tag der Eröffnung. Und auch Wagner hatte sich nicht wirklich beruhigt: „Ich bin immer noch stinksauer!“
Der ehrenamtliche DRK-Kreisvorsitzende Peter Bauer sicherte zu, das Haus bald mit Leben zu füllen, schon nächste Woche würde das Mehrgenerationenhaus des Vereins „Kiezkultur“ seine Räume beziehen. Wegen der Erkrankung der Geschäftsführerin Katja Potzies sei es zu Verzögerungen gekommen. Für Wagner kein Grund für mangelnde Kommunikation: „Uns wurde stets signalisiert, alles laufe nach Plan. Ich bin der Letzte, der kein Verständnis für einen krankheitsbedingten Ausfall hat. Aber dann sagt man Bescheid, nur dann kann nach einer Lösung gesucht werden. Nichts zu sagen, geht nicht. Schließlich war die Wiederaufnahme vieler Gruppen Bestandteil des Interessenbekundungsverfahrens, das das DRK für sich entschieden hat.“
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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