Fürstenbrunner Fällspektakel
DB macht ICE-Strecke sturmsicher – per Helikopter

Die Pappeln zwischen Gleis und Kleingartenanlage werden Stück für Stück abgetragen, Baumkletterer der Hubschrauber-Firma markieren die Teilstämme nach Tragkraft des Helikopters.  | Foto: Matthias Vogel
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  • Die Pappeln zwischen Gleis und Kleingartenanlage werden Stück für Stück abgetragen, Baumkletterer der Hubschrauber-Firma markieren die Teilstämme nach Tragkraft des Helikopters.
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Mit einer spektakulären Aktion macht die Deutsche Bahn die ICE- und RE-Teilstrecke zwischen der Rudolf-Wissell-Brücke und der Gleisbrücke Fürstenbrunner Weg sturmsicher. Heli-Logging nennt sich das Verfahren, mit dem nun einige der 43 Pyramidenpappeln entlang der Gleise gefällt werden.

Auf der Trasse rauschen die ICE im Fünf-Minuten-Takt in Richtung Hannover, Hamburg oder Hauptbahnhof. Die Züge, die aus der Hauptstadt kommen, beschleunigen an dieser Stelle noch, die in Richtung Innenstadt haben noch nicht arg abgebremst: 160 Sachen haben sie noch drauf. Nicht auszudenken, würde ein Pappelast auf die Gleise oder das Führerhaus fallen. 2016 wurden die Pappeln inspiziert, dabei wurden Schäden festgestellt, die nicht sofort, aber bald behoben werden mussten. „Wir konnten dann relativ entspannt mit den Planungen beginnen“, erklärte Bahnförster Stephan Landrock, Leiter Servicebereich Potsdam, DB Fahrwegdienste, bei einem Pressetermin am 30. August vor Ort.

Dort verdeutlichte er auch, wie komplex das Unterfangen wird und wie dringend der lange Planungszeitraum war. Der Platz zwischen den beiden Gleisen, zum Rand des Bahndamms auf der einen Seite und zu den Kleingärten auf der anderen Seite hin, ist sehr gering. „Eine Fällung nach herkömmlicher, „gleisgebundener“ Methode – ein Kranwagen auf dem Gleis kommt dabei zum Einsatz – kommt deshalb nicht in Frage“, so Landrock. Zudem hätte die Strecke auch länger voll gesperrt werden müssen, die Auswirkungen auf den Fahrplan wären massiver und die Kosten mit einer Viertelmillion Euro auch deutlich höher gewesen, als durch den nun eingeschlagenen Weg.

Heli-Logging nennt sich das Verfahren einer Spezialfirma. Die riesigen Pappeln werden Stück für Stück abgetragen. Am Sonntag Morgen, 2. September, kam ein Hubschrauber angeflogen, legte die Schlinge am Ende eines Seils um die Bäume und brachte das Seil auf Zug. Baumkletterer, die die Stämme gemäß der Tragkraft des Helikopters mit gelben Markierungen in Abschnitte teilten, warfen dann die Sägen an. Nach dem Schnitt entschwanden die Teilstämme nach oben. „Wir haben um 6 Uhr mit den Bäumen an der Rudolf-Wissell-Brücke angefangen, die für eine halbe Stunde lang gesperrt wird. Und dann arbeiten wir uns zum Fürstenbrunner Weg vor“, erklärte Landrock. „Ein enges Zeitfenster, wir hoffen, dass alles klappt.“ Der Helikopter legt die abgesägten Pappelstücke dann auf der Seite des Gasthauses „Am Tunneleck“ ab, wo sie sofort gehäckselt werden.

So spektakulär die Fällung, so aufwendig die Abstimmung der Maßnahme mit den betroffenen Behörden. Die Anforderungen und Bedenken von Verkehrs-, Oberster Luftfahrt- und Naturschutzbehörde unter einen Hut zu bringen beziehungsweise zu zerstreuen, sei nicht einfach gewesen, erläuterte Projektleiter Matthias Scheer. Zu pass kommt der „Operation Pappel“, dass die Brücke Fürstenbrunner Weg in der kommenden Woche ausgewechselt wird und die Bahnstrecke ohnehin für diesen Zeitraum komplett gesperrt wird. „Alles geschieht nun in einem Aufwasch, wir brauchen insgesamt drei Tage“, sagte Landrock. Wichtig sei das gewesen, denn ein ebenfalls sehr aufwendiges Unterfangen sei die Ausarbeitung eines Ersatzfahrplans.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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