"Eine Chance für neue Geschäfte"
Stefan Warweitzki von der AG Fußgängerzone Wilmersdorfer Straße zum Karstadt-Aus

"Der Idealfall wäre, dass Karstadt bleibt", sagt Stefan Warweitzki. In der AG Fußgängerzone Wilmersdorfer Straße engagieren sich 24 Geschäftsleute.  | Foto:  Ulrike Kiefert
  • "Der Idealfall wäre, dass Karstadt bleibt", sagt Stefan Warweitzki. In der AG Fußgängerzone Wilmersdorfer Straße engagieren sich 24 Geschäftsleute.
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Der Wilmersdorfer Straße droht der Verlust von Karstadt. Die Filiale soll Anfang 2024 schließen und wohl für eine Neubebauung abgerissen werden. Ein Bauvorbescheid ist bereits beantragt. Was aber sagen die Geschäftsleute zum Aus des Warenhauses? Darüber spricht Stefan Warweitzki, Vizevorsitzender der AG Fußgängerzone Wilmersdorfer Straße und Franchise-Nehmer des McDonald's-Restaurants an der Kantstraße, mit Berliner-Woche-Reporterin Ulrike Kiefert.

Seit mehr als 115 Jahren ist Karstadt in der Wilmersdorfer Straße präsent. Nun steht das Warenhaus vor dem Aus. Wie reagieren die Geschäftsleute darauf?

Stefan Warweitzki: Wir haben natürlich gehört, dass das Warenhaus abgerissen und das Areal neu bebaut werden soll. Sollte Karstadt wirklich schließen, sehen wir das mit weinendem Auge, denn Karstadt ist eine echte Institution auf der Wilmersdorfer Straße. Nicht nur für die Charlottenburger, die hier traditionell einkaufen, sondern auch für uns. Karstadt ist ein finanziell starker Partner der AG und unterstützt uns beispielsweise bei Veranstaltungen. Auch bei verkaufsoffenen Sonntagen ziehen wir an einem Strang. Aber wie heißt es so schön, jedes Ende ist auch ein Anfang.

Das heißt?

Stefan Warweitzki: Die Wilmersdorfer Straße ist eine lebendige Geschäftsstraße. Sie zu konservieren, davon halten wir nichts. Wäre das 1920 passiert, gäbe es Karstadt heute gar nicht. Sollte das Warenhaus abgerissen werden, bietet sich damit auch die Chance für neue Geschäfte. Für Start-ups und für Jungunternehmer, die etwas ausprobieren wollen. Oder für Abholgeschäfte, also für Kunden, die etwas online bestellt haben. Oder denken Sie an das Tumo, das kostenloses Lernzentrum für Jugendliche hier in der Wilmersdorfer Straße. Auch so etwas hätte dann eine Chance. Oder interessante Kulturangebote. Es sollte ja nicht allein ums Shopping gehen, Einkaufsstraßen sind heute nicht mehr monofunktional, man muss nach neuen Kombinationen suchen.

Also gar keine Ängste? Wenn so große Ankermieter wie Karstadt schließen, stehen doch oft auch die Geschäfte drumherum irgendwann leer, weil die Kunden ausbleiben.

Stefan Warweitzki: Ich denke, die Wilmersdorfer Straße bleibt auch ohne Karstadt attraktiv. Ihre Stärke sind die vielen kleinen Geschäfte. Wir haben hier fast alles im Angebot, Einzelhandelsgeschäfte, Dienstleister und Gastronomie. Diese Mischung macht die Wilmersdorfer aus. Vor einiger Zeit schloss Leiser an der Ecke Kantstraße. Dort sind dann Zahnärzte und Gastronomie eingezogen. Das ist doch ein schönes Beispiel für eine sinnvolle Umnutzung. Und was den befürchteten Leerstand angeht, ich habe von niemandem gehört, der sein Geschäft aufgeben will, wenn Karstadt schließt. Wir werden Karstadt unheimlich vermissen, ja, aber dem Wandel kann man sich nicht ewig entgegenstemmen. Was wir in der Wilmersdorfer Straße allerdings nicht brauchen, sind Niedrigpreisketten.

Was hören die Geschäftsleute von ihren Kunden zum Thema Karstadt-Aus?

Stefan Warweitzki: Bisher werden wir nur vereinzelt darauf angesprochen. Vor allem Stammkunden von Karstadt und Anwohner sind aber besorgt, ihre gewohnte Einkaufsmöglichkeit zu verlieren. Wir versuchen, ihnen in Gesprächen diese Sorge zu nehmen. Denn unterm Strich sind wir optimistisch, dass die Wilmersdorfer attraktiv bleibt, aber eben anders attraktiv.

Trotzdem die Frage, was wünschen Sie sich für Karstadt?

Stefan Warweitzki: Der Idealfall wäre natürlich, dass das Warenhaus bleibt, renoviert wird und gegebenenfalls in verkleinerter Form weiterexistiert. Und dass die Karstadt-Mitarbeiter ihre Arbeit nicht verlieren. Schließt Karstadt, wünschen wir uns als AG einen Ersatz, der neue Kunden in die Straße bringt und sich auch bei uns und mit uns engagiert. Viele Projekte haben wir ja schon auf den Weg gebracht. Die Fußgängerzone soll verlängert werden. Und für leere Erdgeschossgeschäfte sammeln wir Ideen für alternative Nutzungen. Wie Sie wissen, haben es unsere engagierten Gewerbetreibenden hier in die zweite Wettbewerbsphase von "Mittendrin Berlin" geschafft. Wir haben Baumscheiben begrünt, und achten darauf, dass die Straße sauber ist.

Sollte der Abriss kommen, wird es Jahre dauern, bis das Grundstück neu bebaut ist.

Stefan Warweitzki: Während des Baustellenbetriebs fehlt uns Karstadt natürlich als Ankermieter. Darum hoffen wir, dass das Grundstück möglichst schnell bebaut wird und neue Geschäfte einziehen. Als AG haben wir aber leider keinen Einfluss darauf.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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