Die 81-jährige Helene Bode kümmert sich um Obdachlose und Geflüchtete

Helene Bode berät mittwochs beim Jesuiten-Flüchtlingsdienst.
  • Helene Bode berät mittwochs beim Jesuiten-Flüchtlingsdienst.
  • hochgeladen von Hendrik Stein

Berlin. 40 Jahre lang war Helene Bode Anwältin für harte Fälle. Das schärfte ihr Bewusstsein für die Menschen am unteren Rand der Gesellschaft. Seit mehr als zehn Jahren engagiert sie sich nun in Berlin für Flüchtlinge und Obdachlose.

Helene Bode ist eine zierliche Frau, aber die 81-jährige Berlinerin strahlt Größe und Durchsetzungskraft aus. Über 40 Jahre war sie Anwältin mit Schwerpunkt Strafrecht, hat vorwiegend arme Leute vertreten als Pflichtverteidigerin. „Eine meiner ersten Mandanten war ein Bettler“, sagt sie.

Er bettelte in der Augsburger Straße, früher ein großer Straßenstrich. Betteln und Obdachlosigkeit waren damals noch strafbar. Die Reichen gaben ihm nichts, dafür aber die „Mädels von der Straße.“ Das war ihr eine Lehre fürs Leben.

Als kurz nach ihrer Pensionierung 2004 ihr Mann starb, machte Helene Bode das Ehrenamt zu ihrer Passion. Immer mittwochs berät sie seit 2005 beim Jesuiten-Flüchtlingsdienst Menschen ohne Papiere. Als Mitarbeiterin von Pater Frido Pflüger, dem Vertreter des Erzbistums in der Berliner Härtefallkommission, bereitet sie zudem die Fälle vor. Nie vergessen hat Helene Bode den Fall einer 16-jährigen Kenianerin. Als diese schwanger wurde, ließ ihre Mutter sie im Stich. Sie wurde nach Berlin geschleust und musste in einem Bordell arbeiten. Ihr Härtefallantrag ging durch und sie durfte bleiben. Heute sei die Arbeit schwieriger geworden, findet Helene Bode, auch aufgrund der sogenannten sicheren Herkunftsländer. Doch das macht sie nur noch umtriebiger.

Immer im März bereitet sie zum Ende der Suppenküchen-Saison das Abschiedsessen in der Heilandskirche Moabit für rund 120 Personen zu. „Wissen Sie, das Essen hat geschmeckt,“ sagte einer der Gäste einmal zu ihr. Doch viel wichtiger sei ihm gewesen, dass sie sich eine halbe Stunde Zeit für ihn genommen hatte.

Der Antrieb für Helene Bode sind die Menschen. Sie wuchs als Tochter eines Werkzeugmachers und späteren Besitzers einer kleinen Gießerei in einer Arbeitergegend in Lichtenberg auf. „Das war eine wichtige Zeit der Solidarität.“ An diesem Zusammenhalt und an der Sprache der Straße hat sie seither festgehalten.

Unermüdlich unterwegs

Heute lebt sie am Kleinen Wannsee, wo sie „sicherlich ein bisschen ungewöhnlich“ ist. Ihr Vater hatte das Grundstück für einen „Appel und ein Ei“ gekauft, nachdem die Familie in den 1950er-Jahren in den Westen gekommen war.

Von dort aus ist sie unermüdlich mit ihrem kleinen Auto unterwegs und verteilt Kleidung und andere Spenden an Einrichtungen wie die Wohnungslosentagesstätte „Warmer Otto“ der Berliner Stadtmission. Jeden ersten Donnerstag im Monat liest sie zudem im City-Laden der Berliner Stadtmission vor. Zum Beispiel aus der Rede des Häuptlings Seattle: „Wir sind ein Teil der Erde“.

Dort hilft sie auch donnerstags in der Notübernachtung und an Feiertagen in der Küche. 20 Stunden die Woche sind es bestimmt, die Helene Bode im Ehrenamt verbringt. Abgeschaltet wird bei der Gartenarbeit, denn „Pflanzen vertragen keine Hektik.“

Ans Aufhören denkt sie nicht. „Wie können wir überhaupt leben, wenn wir andere Menschen nicht in unser Leben einbeziehen?“, fragt sie. Stefanie Roloff

Autor:

Stefanie Roloff aus Friedenau

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 126× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 242× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 229× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 81× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 288× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 638× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.