Der Hüter der 20 Millionen Bäume
Als neuer Chef der Berliner Forsten ist Gunnar Heyne für die Wälder der Hauptstadt zuständig
Der gebürtige Dresdner Gunnar Heyne ist Anfang des Jahres Chef der Berliner Forsten geworden und damit für über 20 Millionen Bäume verantwortlich. Welchen grünen Schatz die Berliner mit ihren riesigen Waldflächen haben, will Heyne zukünftig noch stärker betonen.
Gunnar Heyne sitzt in seinem Büro in der Dahlwitzer Landstraße 4 inmitten der Köpenicker Wälder. Hinter dem Schreibtisch in der früheren Villa, in der seit über 100 Jahren die Berliner Forstverwaltung beheimatet ist und zu DDR-Zeiten Ost-Berlins Oberförster gewohnt haben soll, liegt Hund Oscar, ein Beagle, und schläft. So stellt man sich einen Oberförster vor. Fehlt nur noch Gewehr und Jägerhut. Beides hat Heyne zu Hause. Denn er ist auch Jäger und als Chef der Berliner Forsten überall jagdberechtigt. Er kann in jedem Revier der knapp 30.000 Hektar Berliner Waldflächen auf Pirsch gehen. Doch wenn er mal Zeit findet, klettert er meistens auf einen Hochsitz im Ortsteil Müggelheim, in dem der Sachse seit knapp drei Jahrzehnten lebt.
Seit Januar leitet Gunnar Heyne das Landesforstamt, eine Behörde der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Der 57-Jährige ist sozusagen Herr der Bäume. Schätzungsweise 20 Millionen – das Gros Kiefern – stehen in den Wäldern. Genau zählen kann man das natürlich nicht, weil die Flächen je nach Baumart und Alter sehr unterschiedlich sind. Die Wälder dienen vor allem der Erholung für die Städter und sind extrem wichtig für das Klima und die Artenvielfalt. Auf den Holzverkauf als reine Einnahmequelle ist Berlin nicht angewiesen. Zu den Berliner Forsten gehören die vier Forstämter Pankow, Grunewald, Tegel und Köpenick. Für Pflege und Erhalt sind 28 Revierförstereien verantwortlich. Insgesamt sind bei den Forsten etwa 300 Leute – vom Waldarbeiter bis zum Amtsleiter – beschäftigt.
In seinem neuen Job muss der studierte Forstingenieur „auch eine Rolle spielen“, wie Gunnar Heyne sagt. Und das macht er sehr gern, denn eigentlich wollte Heyne Schauspieler werden. Er weiß alles über Wald, Bäume, Wild und Bewirtschaftung und kann das gut erklären. In das Forststudium an der TU Dresden ist Heyne zu DDR-Zeiten eher „durch Zufall reingerutscht“. Nach dem Diplom war er 20 Jahre lang für die Brandenburger Landesforstverwaltung tätig und seit dem Jahre 2010 Chef des Naturparks Dahme-Heideseen.
Oberförster als Entertainer
Berlins Oberförster als Entertainer, der den „Berlinern klarmachen will, was sie für einen Schatz haben“, wie er sagt. Er vergleicht die Behörde mit einem Tanker, der seit Jahren auf Kurs ist. „Ich lerne diesen Pott gerade kennen“, so Heyne. Dabei findet er auch „Stellen, die durchgerostet sind“, und meint damit, dass die einzelnen Forstämter nicht richtig miteinander kommunizieren. „Jeder macht so ein bisschen sein Ding“, sagt Heyne. Das will er ändern. Die Bürger kennen zwar ihre einzelnen Forstämter gut. „Ich möchte aber, dass die Marke Berliner Forsten wieder einen Klang kriegt und die vier Forstämter gemeinsam als Marke auftreten“, so der Oberförster.
Von Waldsterben spricht Heyne nicht, eher von Baumsterben. Wegen der Trockenheit sind so viele Bäume krank wie noch nie. Vor allem die Kiefern, die 60 Prozent ausmachen, leiden unter der Hitze. Mit dem Mischwaldprogramm steuert der Senat dagegen. Beim Waldumbau pflanzen die Förster jährlich auf 100 Hektar klimastabile und robustere Bäume wie Eichen, Buchen, Linden und Ahorne. „Der Wald ist eine Kulturlandschaft, vom Menschen beeinflusst“, sagt Heyne. Als Referenzflächen werden zehn Prozent nicht mehr bewirtschaftet, um zu sehen, was die Natur macht. Für die Entstehung eines echten Naturwaldes seien die 3000 Hektar nicht geeignet, weil sie nicht zusammenhängend sind. „Darüber sind wir gerade in der Behörde in der Diskussion, um das zu optimieren“, sagt Heyne.
Waldreichste Metropole Europas
Berlin ist eine sehr grüne Stadt und mit einem Fünftel der Landesfläche eine der waldreichsten Metropolen Europas. Die Berliner Wälder – etwa 16 Hektar im Stadtgebiet und zwölf Hektar in Brandenburg – wurden ab 1910 durch die Stadt mit dem Dauerwaldvertrag angekauft. Zu den Berliner Forsten gehören der Grunewald, der Spandauer und Tegeler Forst, der Bucher Forst und die Köpenicker Wälder als größter zusammenhängender Stadtwald. Berlin als Stadtstaat ist der größte kommunale Waldbesitzer Deutschlands. „Oder die kleinste Landesforstverwaltung“, wie Heyne sagt. Viele Informationen zum Wald, den Waldschulen, Ausflugstipps und vieles mehr finden sich auf den Seiten der Berliner Forsten unter www.berlin.de/forsten.
In einer Artikelserie werden sich die Berliner Woche und das Spandauer Volksblatt in den nächsten Wochen weiter mit dem Thema Wald beschäftigen und seiner Bedeutung als Lern-, Erholungs- und Wirtschaftsort nachgehen.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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