Angespannte Situation im Standesamt

Die teilweise chaotischen Zustände in einigen Berliner Standesämtern sorgten bereits für Schlagzeilen. Friedrichshain-Kreuzberg war davon zwar weniger betroffen, aber auch dort ist die Lage nicht völlig entspannt.

Das machte Sieglinde Pölitz, Leiterin der Abteilung Bürgerdienste, bei einem Auftritt im zuständigen Ausschuss der Bezirksverordnetenversammlung deutlich. Als Hauptprobleme nannte sie ein gestiegenes Arbeitspensum, weitere Aufgaben und das bei gleichzeitig nicht einfach zu findenden Fachpersonal.

Ersteres ist der wachsenden Stadt geschuldet. Sieglinde Pölitz skizzierte das am Beispiel der Geburten im Bezirk. Ihre Zahl ist zwischen 2012 und 2017 um etwa 30 Prozent gestiegen. Hinter jedem Baby stehe ein ziemlicher Verwaltungsaufwand, was sie anhand eines Schaubildes darstellte.

Weiteres Thema ist die internationale Bevölkerung in Friedrichshain-Kreuzberg. Das Standesamt muss bei vielen Urkunden Gesetze und Vorgaben der Herkunftsländer beachten. Was entsprechende Kenntnisse erfordert. Auch mit Übergriffen von Kunden waren die Mitarbeiter bereits konfrontiert. Deshalb gibt es aktuell auch einen Wachschutz im Standesamt. Er sei zunächst bis August terminiert, sie wolle ihn aber mindestens noch bis zum Jahresende verlängern, sagt Sieglinde Pölitz.

Quereinsteiger sollen Chance bekommen

Schließlich der befürchtete Personalengpass. In den kommenden Jahren werden in Friedrichshain-Kreuzberg vier Standesbeamte das Rentenalter erreichen. Dazu kommt die Konkurrenz von Bundes- und Landesbehörden, die den Bezirken solche Experten gerne abwerben.

Gegensteuern wollen die Bezirke jetzt unter anderem mit einem koordinierten Mitarbeitermanagement und verstärkter Nachwuchspflege. Auch Quereinsteigern soll die Arbeit schmackhaft gemacht werden. Sie habe zuletzt zwei neue Kollegen eingestellt, die zuvor ein Trainee- beziehungsweise Qualifizierungsprogramm absolviert hätten, erklärt die Chefin.

Wenn die Standesämter ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen, hätte das weitreichende Folgen, machte sie deutlich. Wer etwa auf die Geburtsurkunde warten muss, kann so lange keinen Antrag auf Kinder- oder Elterngeld stellen.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 264× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 91× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.