Im Griff von Corona
Wie gut ist das Gesundheitsamt aufgestellt?

Von Corona betroffen. Hinweis auf der Website der Emanuel-Lasker-Oberschule. | Foto: Thomas Frey
  • Von Corona betroffen. Hinweis auf der Website der Emanuel-Lasker-Oberschule.
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Außerplanmäßige Ferien kommen Schülern normalerweise gelegen. Aber nicht unbedingt, wenn sie die in Quarantäne verbringen müssen.

So wie zuletzt rund 40 Jugendliche aus der Emanuel-Lasker-Oberschule. Sie waren auf Klassenfahrt in Südtirol. Nach der Rückkehr wurde zunächst bei einem Lehrer das Coronavirus festgestellt, drei Tage später auch bei einer Schülerin. Die Lasker-Schule blieb ab 3. März geschlossen. Gleiches galt für die Filiale der Modersohn-Grundschule, die sich am gleichen Standort an der Modersohnstraße befindet. Bis 16. März soll das zunächst gelten. So lange besteht eine mögliche Inkubationszeit.
Nicht erst bei diesem Fall zeigte sich, dass Corona in Friedrichshain-Kreuzberg angekommen ist. Bereits der erste in Berlin an dem Virus Erkrankte hatte einen Bezug zum Bezirk. Der junge Mann aus Mitte habe lange Zeit als "Bazillenherd", so Gesundheitsstadtrat Knut Mildner-Spindler (Linke), in einem Coworking-Space an der Falckensteinstraße gearbeitet. Kurz darauf sei die Krankheit auch bei zwei Mitarbeiterinnen aus Friedrichshain festgestellt worden. Das Space wurde geschlossen, die Beschäftigten in häusliche Isolation geschickt. Nicht nur für diese Betroffenen gilt die Vorgabe eines täglichen Kontakts mit dem Gesundheitsamt.

Das ist nur eine von dessen Aufgaben im Zusammenhang mit Corona. Sie beginnt bereits bei der Annahme von mittlerweile rund 200 Anrufen pro Tag auf der extra geschalteten Hotline. Die ist unter 902 98 83 28 jeweils von 9 bis 15 Uhr besetzt. Darüber hinaus gibt es den speziellen Anschluss der Senatsverwaltung für Gesundheit unter der Nummer 90 28 28 28, der zwischen 8 und 20 Uhr zu erreichen ist, sowie weitere Nummern, etwa von der Kassenärztlichen Vereinigung.

Umfeld von Patienten wird untersucht

Anfragen gebe es zu unterschiedlichen Anliegen, sagt der Stadtrat. Etwa, ob eine angekündigte Veranstaltung stattfinde oder von Organisatoren mancher Events, ob sie die weiter planen können. Auch Menschen, die bereits vor der Tür des Gesundheitsamtes stehen und auf Corona getestet werden wollen, melden sich per Telefon. Wobei, das machte der Stadtrat ebenfalls deutlich, solche Diagnosen zunächst durch den Hausarzt gestellt werden sollen. Auch hierfür gilt: Nicht einfach in die Praxis kommen, sondern vorher anrufen. Denn es soll verhindert werden, dass ein Patient ein ganzes Wartezimmer ansteckt.

Eindämmen durch möglichst weitgehendes Eruieren des Umfeldes eines Betroffenen – auch das ist ein ganz wichtiger Bestandteil beim Kampf gegen Corona. Auch der liegt weitgehend beim Gesundheitsamt. Das passiert nach den aktuell gültigen Prämissen. War beispielsweise jemand vor kurzem in Norditalien oder hatte Kontakt mit jemand, der sich dort aufhielt? Welche Großveranstaltungen hat ein mit dem Virus Infizierter zuletzt besucht? Auch Verbindungen zu Familie, Freunden und Arbeitskollegen werden beleuchtet. Alles mit dem Ziel, die Ansteckungsgefahr zu minimieren, resümierte Knut Mildner-Spindler.

Neue Mitarbeiter starten früher

Aber ist das Gesundheitsamt in der Lage, alle diese zusätzlichen Aufgaben zu bewältigen? Im Vergleich zu manchen Behörden in anderen Bezirken sei diese Verwaltung in Friedrichshain-Kreuzberg ganz gut aufgestellt, meint der Stadtrat. Was als ein "Ja, aber" übersetzt werden kann. Denn das bedeute nicht, sie verfüge über freie Kapazitäten. Auch dort wirke der Stellenabbau vergangener Jahre noch nach.

Aber es gebe bereits seit vergangenem Jahr außer dem Amtsarzt auch eine Hygieneärztin, hebt Mildner-Spindler hervor. Weitere Ärzte, die bereits eingestellt, deren Arbeitsantritt aber erst in den kommenden Wochen oder Monaten erfolgen sollte, wurden gebeten, wenn möglich, bereits jetzt oder zeitnah ihren Dienst zu beginnen. Auch eine Mitarbeiterin aus seinem Büro habe er inzwischen an das Gesundheitsamt abgestellt, erklärt der Stadtrat. Sie soll vor allem die vielen Anfragen bearbeiten, die Kommunikation koordinieren.

All das zeige, dass Corona wohl noch lange beschäftigen wird. Mit manchen Auswirkungen, die heute vielleicht nur Spekulation, morgen vielleicht schon Realität werden könnten. Etwa, wenn möglicherweise sogar Treffen von, zum Beispiel politisch Verantwortlichen, ein Risiko bedeuten würden, sinnierte Mildner-Spindler über den Fall einer sich weiter verschärfenden Lage. Dazu zählte er auch Sitzungen der Bezirksverordneten. Wobei es ihm ansonsten fern lag, irgendwelche Horrorszenarien an die Wand zu malen. Ganz im Gegenteil. So verwies er auf aktuell veröffentlichte Zahlen zu den Folgen der Grippe Influenza in den vergangenen Monaten. Seit Oktober wären daran etwa 120 000 Menschen in Deutschland erkrankt. Rund 200 sind gestorben. Trotz ansteigender Ausbreitung ist Corona davon noch weit entfernt.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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