Nicht nur O-Bussen auf der Spur
Sven Heinemann sucht historische Kiez-Fotos

Sven Heinemann mit Aufnahme vom historischen Ort: Während die Bauten mit markantem Türmchen, jetzt hinter dichtem Grün, hier noch immer stehen, ist die Linie O30 nur noch (Foto-)Erinnerung. | Foto: Uwe Lemm
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  • Sven Heinemann mit Aufnahme vom historischen Ort: Während die Bauten mit markantem Türmchen, jetzt hinter dichtem Grün, hier noch immer stehen, ist die Linie O30 nur noch (Foto-)Erinnerung.
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Eigentlich sitzt Sven Heinemann für den Wahlkreis 6 in Friedrichshain-Kreuzberg zwischen Stralau und Warschauer Straße im Berliner Abgeordnetenhaus und dies schon seit 2011, aber das tut hier nichts weiter zur Sache. Und eigentlich ist er seit 2022 auch SPD-Landesgeschäftsführer, doch auch das ist jetzt nicht wirklich von Bedeutung.

Was an dieser Stelle dagegen besonders interessiert, ist die Tatsache, dass sich der Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer des deutschen Technikmuseums (der er auch ist) als Hobbyhistoriker bereits mehrfach hervorgetan hat. Denn obwohl vor 45 Jahren in Baden-Baden geboren, hat sich der Abgeordnetenhaus-Spezialist für Finanzen für Mobilität als Autor regionalgeschichtlicher Berliner Themen durchaus einen Namen gemacht. So stammen aus seiner Feder Bücher zur Geschichte des Boxhagener Platzes, zum S-Bahnknotenpunkt Ostkreuz sowie über die Berliner Ringbahn, das mit rund 9000 verkauften Exemplaren zu einem Standardwerk geworden ist.

Nun schreibt Heinemann nicht nur Bücher, er bietet auch seit zwölf Jahren öffentliche Führungen durch „seinen“ Kiez rund um den Boxhagener Platz an. „Hier fuhren früher“, weiß er dann zu berichten, „sogenannte Oberleitungsbusse oder kurz O-Busse.“ An diese durchaus moderne und umweltfreundliche Art der Mobilität werden sich vermutlich nur noch Ältere erinnern. Solche Busse werden elektrisch angetrieben, entnehmen ihre Energie aber keiner Batterie, sondern „hängen“ über bewegliche Stromabnehmer an Oberleitungen. Dies macht sie beweglicher als Trams auf festen Gleisen, da sie kleineren Hindernissen ausweichen können.

Letzte Linie 1973 eingestellt

O-Busse gab es übrigens ab den 1930er Jahren mit Unterbrechungen bis 1973 in ganz Berlin. Doch während im Westteil mit der Linie A 32 über den Breitenbachplatz bereits am 22. März 1965 die letzte eingestellt wurde, verkehrten sie in Ost-Berlin bis 1973. Noch heute kann der begeisterte Stadtführer auf seinen Rundgängen auf die Befestigungen der damals vorhandenen Oberleitungen an einigen Gebäuden hinweisen. Insgesamt bedienten die Berliner Verkehrs-Betriebe (BVG-Ost, ab 1969 BVB) vier Linien mit einer Gesamtlänge von gut 45 Kilometern in Friedrichshain, Lichtenberg, Mitte und Prenzlauer Berg. Kuriosität am Rande: So richtig entscheiden, ob es sich bei den O-Bussen um Autobusse oder Straßenbahnen handelte, konnte man sich damals allerdings nicht – also gehörten sie mal zum Betriebsteil Omnibusse, mal zur Straßenbahn.

Wer heute noch O-Busse „live“ sehen will, muss nach Eberswalde, Esslingen oder Solingen. Berlin jedenfalls hat ihre Widereinführung zugunsten netzunabhängiger Busse aufgegeben. Was Sven Heinemann richtig findet, der jedoch Straßenbahnen favorisiert. So wird es dann auch in seinem Kiez künftig keine Neuauflage der alten Linie O30 geben, die Heinemann den Gästen seiner Stadtführungen vorführen könnte. Deshalb sucht er nun händeringend nach historischen Fotos der O30er im Kiez, vor allem vom Boxhagener Platz. „Außer einem historischen Foto vom O-Bus in der Grünberger Straße habe ich keine finden können. Doch auch sonst suche ich historische Kiez-Fotos aus DDR-Zeiten, etwa vom Osthafen oder von der Eisbahn auf dem Boxhagener Platz,“ so Heinemann.

Wer helfen kann, sollte Kontakt zu Sven Heinemann über die Telefonnummer 29 36 33 64 oder per E-Mail an sven.heinemann@spd.parlament-berlin.de aufnehmen. Oder gleich zu einer der Heinemann-Führungen an den Tagen des offenen Denkmals am 9. oder 10. September um 10.30 Uhr zum Treffpunkt Sonntag-/Ecke Simplonstraße kommen. Vielleicht gibt dies ja den Impuls für ein neues Buch – zum Beispiel über Friedrichshain als Verkehrsknotenpunkt: „Ja, warum eigentlich nicht?“

Autor:

Uwe Lemm aus Mahlsdorf

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