"Nicht zu unseren Lasten": Standesamtshilfe wird eher kritisch gesehen

Friedrichshain-Kreuzberg. In einigen Berliner Standesämtern, namentlich in Mitte und Pankow, herrschten zuletzt chaotische Zustände. Menschen mussten mitunter Wochen warten, bis sie zum Beispiel die Geburt eines Kindes anzeigen konnten.

Um die Situation in den Griff zu bekommen, hat der Senat, beziehungsweise der Rat der Bürgermeister, einige Sofortmaßnahmen beschlossen. Sie stoßen aber bei Fachleuten auf Kritik.

Etwa bei Sieglinde Pölitz, Leiterin des Amtes für Bürgerdienste und damit auch des Standesamtes in Friedrichshain-Kreuzberg. Die Vorgabe, andere Bezirke sollen mit Personal den notleidenden Standesämtern aushelfen, bewertet sie, gelinde gesagt, äußerst zurückhaltend. Zusammen mit dem zuständigen Stadtrat Knut Mildner-Spindler (Linke) werde das "geprüft". Ob dabei am Ende wirklich Mitarbeiter etwa nach Mitte delegiert werden, ist zumindest zweifelhaft. Auf keinen Fall dürfe das zu Lasten des eigenen Amtes gehen, macht Sieglinde Pölitz klar. Denn es bringe nichts, neue Löcher aufzureißen, um anderswo welche zu stopfen.

Das Standesamt Friedrichshain-Kreuzberg ist zwar vom Chaos wie in Mitte und Pankow weit entfernt, ohne dass die Lage deshalb völlig entspannt wäre. Aktuell arbeiten im Standesamt 23 Beschäftigte – 13 Standesbeamte und zehn Sachbearbeiter. Das sei zwar auskömmlich, aber ohne großen Puffer. Deshalb könnte es während der Ferien zu etwas längeren Wartefristen kommen. Für den kommenden Haushalt sei außerdem eine weitere Stelle beantragt worden. Außerdem kommt auf die Mitarbeiter weitere Arbeit hinzu. So erwartet die Amtsleiterin wegen der kürzlich beschlossenen "Ehe für alle" noch mehr Hochzeiten.

Trotz des Personalengpasses hält Sieglinde Pölitz überhaupt nichts von einer anderen Idee des Bürgermeistergremiums: die Ausbildung zum Standesbeamten von sechs Monaten auf etwa sechs Wochen zu verkürzen. Dazu seien die Aufgaben viel zu sensibel, als dass sie in einer Art Schnellkurs vermittelt werden könnten. Auch das Zurückholen von ehemaligen Beschäftigten aus der Pension habe seine Schattenseiten. Wäre jemand schon länger im Ruhestand, fehlten oft die Kenntnisse der aktuellen Gesetzeslage. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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