Ärger und Frust um offene Rechnungen
Bauprojekt Stollberger Straße verzögert sich

Tischlermeister Manuel Biedermann wartet darauf, dass der Projektentwickler, die Haberent Baugesellschaft mbH, die von ihm erbrachten Leistungen endlich bezahlt. Links hinter ihm befindet sich das neue Hochhaus mit 14 Geschossen, rechts der neue siebengeschossige Winkelbau an der Stollberger Straße. | Foto: Philipp Hartmann
7Bilder
  • Tischlermeister Manuel Biedermann wartet darauf, dass der Projektentwickler, die Haberent Baugesellschaft mbH, die von ihm erbrachten Leistungen endlich bezahlt. Links hinter ihm befindet sich das neue Hochhaus mit 14 Geschossen, rechts der neue siebengeschossige Winkelbau an der Stollberger Straße.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Seit fast zwei Jahren wird an der Stollberger Straße 57/59 bereits gebaut. In einem Hochhaus mit 14 Geschossen sowie einem freistehenden siebengeschossigen Winkelbau entstehen 149 Mietwohnungen. Eigentlich sollten die Neubauten bereits im Frühjahr dieses Jahres fertig werden. Neben Verzögerungen gibt es nun aber auch noch Ärger wegen ausstehender Rechnungen.

Die beiden markanten Wohnhäuser stehen an jener Stelle, wo sich vorher die Ruine einer früheren Filiale von „Conny’s Container“ befand. Gemeinsam sollen sie ein modernes architektonisches Zentrum bilden. Dazu gehört noch eine Tiefgarage mit Zufahrt von der Stollberger Straße, ein quadratischer Innenhof mit großzügigen Grün- und Spielflächen zwischen den Gebäuden sowie eine öffentliche Begegnungsstätte im Erdgeschoss.

Der selbstständige Tischlermeister Manuel Biedermann und seine Firma BIM-Montage-Service gehören zu den vielen an dem Bauvorhaben beteiligten Handwerksbetrieben. In dem neuen Hochhaus hat er die Plattform für die Aufzugsschächte, die Kellertrennwände und die Fensterbänke eingebaut. Von der Haberent Baugesellschaft mbH, die das Projekt entwickelt, erwartet er noch 47 200 Euro. „Der schickt mich in die Altersarmut“, sagt er über deren Geschäftsführer. Der erste Auftrag sei noch bezahlt worden. Danach aber sei das Geld für seine erbrachten Leistungen ausgeblieben. Inzwischen hat der 66-Jährige eine Klage auf Zahlung der ausstehenden Beträge eingereicht, eine Sicherungshypothek im Grundbuch beantragt und Strafanzeige gegen Haberent wegen Insolvenzverschleppung gestellt. „Mich braucht der nicht mehr, denn die Trennwände sind jetzt drin. Es werden nur die Betriebe bezahlt, die noch benötigt werden, zum Beispiel für die Elektroanlagen. Der Aufzugsbauer kriegt kein Geld mehr, der Schlosser auch nicht“, sagt Manuel Biedermann. Er habe die anderen beteiligten Betriebe abtelefoniert und dabei herausgefunden, dass Haberent bei rund 30 Handwerksfirmen mit mehr als zwei Millionen Euro verschuldet sei.

Michael Walta, Bauleiter der Malerfirma „AS und Partner GmbH“, auf der Baustelle Stollberger Straße. Auch er wartet noch darauf, Geld für erbrachte Leistungen zu erhalten. | Foto: Philipp Hartmann
  • Michael Walta, Bauleiter der Malerfirma „AS und Partner GmbH“, auf der Baustelle Stollberger Straße. Auch er wartet noch darauf, Geld für erbrachte Leistungen zu erhalten.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Auch Michael Walta wartet noch auf etwa 41 000 Euro. Er ist Bauleiter der „AS und Partner GmbH“, die die Malerarbeiten in den Innenräumen durchgeführt hat. „Wir hatten schon beim ersten Bauabschnitt Schwierigkeiten, unser Geld zu bekommen. Die Zahlungsschwierigkeiten gab es von Anfang an“, erzählt er. Diese Rechnung habe Haberent noch gezahlt. Danach aber sei er immer wieder mit Ausreden vertröstet worden. Mittlerweile, so erzählt Manuel Biedermann, hätten einige Firmen die Arbeit gestoppt. Gern hätte die Berliner Woche mit dem Projektentwickler über die Situation gesprochen. Eine Anfrage ließ Haberent-Geschäftsführer Maximilian Hägen jedoch unbeantwortet.

Dafür äußerte sich das städtische Wohnungsunternehmen Gesobau AG, das mit dem Bauträger einen Grundstückskaufvertrag mit Bauverpflichtung geschlossen hat. Dieser hat die Übergabe des von Haberent schlüsselfertig errichteten Bauvorhabens nach Fertigstellung zum Inhalt. „Haberent hat sodann Nachunternehmer mit der Planung und Errichtung des Bauvorhabens beauftragt. Aus diesem Grund hat die Gesobau auch keine Kenntnis von den Vertragsverhältnissen zwischen der Haberent und ihren Nachunternehmern. Da wir von Nachunternehmen direkt angesprochen wurden, sind uns aber vereinzelte Außenstände dem Grunde nach bekannt“, erläutert Pressesprecherin Birte Jessen. Im Projektvertrag gebe es Regelungen zur Baudurchführung und Fertigstellung durch Haberent sowie für eventuelle Übernahmeszenarien durch den Käufer Gesobau, unter anderem für den Fall, dass keine vertragsgemäße Fertigstellung des Bauvorhabens erfolge. „Da die Gesobau ein hohes Interesse an dem Bauvorhaben Stollberger Straße 57 hat, halten wir an der Erfüllung des Vertrages fest“, so Jessen. Die Errichtung des Bauvorhabens werde von einem Sachverständigenbüro begleitet und dokumentiert. Die ehemals für das Frühjahr 2021 geplante Fertigstellung werde sich nach aktuellem Kenntnisstand mindestens bis in den Herbst verschieben.

Blick vom Dach des 14-geschossigen Hochhauses auf den ebenfalls neuen siebengeschossigen Winkelbau an der Stollberger Straße 57/59. | Foto: Philipp Hartmann
  • Blick vom Dach des 14-geschossigen Hochhauses auf den ebenfalls neuen siebengeschossigen Winkelbau an der Stollberger Straße 57/59.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Tischlermeister Biedermann hält diesen Termin für unrealistisch. Seiner Einschätzung nach werden die Bauarbeiten nicht mehr in diesem Jahr fertig. Bürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke), die im August 2019 bei der Grundsteinlegung dabei war, teilte mit: „Die Frage der Ausgestaltung der vertraglichen Beziehung zwischen Bauträger, ausführenden Firmen und der Gesobau als späterem Eigentümer sind dem Bezirk nicht bekannt. Es gibt dementsprechend keine Information darüber, inwieweit vertragliche Leistungen erfüllt oder nicht erfüllt wurden. Es fehlt auch an einer gesetzlichen Grundlage für ein Einschreiten in dieser Beziehung.“ Die Behörde schreite nur dann ein, wenn die öffentlichen Belange betroffen sind. „Dies wäre denkbar, wenn nicht entsprechend der genehmigten Bauvorlagen (z.B. Statik, Brandschutz) gebaut wird oder eine Gefahr von der Baustelle ausgeht.“

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 530× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 539× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 523× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 378× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 555× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 864× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.