Zensur im Rathaus Köpenick: Aktfotos aus aktueller Fotoausstellung entfernt
Köpenick. Es ist schon wieder passiert. Aus einer aktuellen Ausstellung von Hobbyfotografen hat das Bezirksamt Treptow-Köpenick zwei Fotos entfernen lassen. Dabei handelt es sich um Aktfotos von Ausstellern aus dem Bezirk.
Am 22. Foto Klub Forum der Gesellschaft für Fotografie hatten sich 191 Fotografen aus Berliner und Brandenburger Fotoklubs beteiligt. Rund 300 Fotos sollten im Rathaus Köpenick gezeigt werden. Einige Tage nach der Eröffnung der Ausstellung hat der Fachbereich Weiterbildung, Schule, Kultur und Sport Aktfotos von Wolfgang Hiob (Colorklub Treptow) und Jan Gießmann (Fotostudio Köpenick) abhängen lassen. „Wir haben danach alle 32 Fotos unserer Klubmitglieder aus Solidarität selbst abgehängt. Es ist völlig inakzeptabel, dass Aktfotografie vom Bezirk in die Schmuddelecke gestellt wird“, sagt Gerhard Metzschker, Leiter des Colorklubs Treptow.
Die Begründung des zuständigen Stadtrats ähnelt der, die bereits bei einem ähnlichen Vorfall 2010 von der damaligen SPD-Bürgermeisterin Schöttler abgeliefert wurde. Damals wurde sogar eine ganze Ausstellung von Wolfgang Hiob aus dem Rathaus in einen Bürgertreff in Altglienicke verbannt. „Das Rathaus ist ein Dienstgebäude. Hier arbeiten Mitarbeiter, und Bürger müssen Amtsgeschäfte erledigen. Es gab Beschwerden von Mitarbeiterinnen und Besucherinnen wegen der Aktfotos, so dass wir reagieren mussten“, erklärt der für Kultur verantwortliche Stadtrat Michael Vogel (CDU). Angeblich hatte der Personalrat bereits in der Vergangenheit mit Klage gedroht, sollten weiterhin Aktfotos im Rathaus gezeigt werden.
Stefan Förster, ehemaliger FDP-Bezirksverordneter, lässt das Argument nicht gelten. Bereits vor sechs Jahren war er gegen die Verbannung der Aktfotos vorgegangen und hatte das als Zensur bezeichnet. Zahlreiche Medien hatten berichtet. Im Dezember 2010 hatten die Bezirksverordneten mit Mehrheit auf seinen Antrag beschlossen, künftig bei Ausstellungen im Rathaus die künstlerische Freiheit zu gewährleisten und auf Zensur der ausgestellten Werke zu verzichten. „Aus diesem Vorfall sollte der Bezirk eigentlich gelernt haben, sagt Förster. RD
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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